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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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sich Geschick. Die Treue trieb ihn;
    Was er geschworen, erfüllte er alles.
    Aus zog Théoden. Fünf Nächte und Tage
    Ritten ostwärts die Eorlinger
    Durch Folde und Fenmark und Firienwald,
    Sechstausend Speere nach Sunlending,
    Mundburg die Mächtige unter Mindolluin,
    Seekönigs Stadt im Reich des Südens,
    Schicksal trieb sie. Im Dunkel entschwanden sie,
    Fanden sie feind- und feuerumzingelt
    Ross und Reiter; ferner Hufschlag
    Verscholl in der Nacht: So künden’s die Lieder.
    Tatsächlich wurde es immer düsterer, als der König nach Edoras kam, obwohl es der Stunde nach noch nicht Mittag war. Dort hielt er nur eine kleine Weile an und verstärkte sein Heer um einige sechzig Reiter, die zum Waffenempfang zu spät gekommen waren. Nun, nachdem er gegessen hatte, machte er sich bereit, wieder aufzubrechen, und er wünschte seinem Knappen freundlich Lebewohl. Aber Merry bat zum letzten Mal, er möge nicht von ihm getrennt werden.
    »Das ist kein Ritt für ein solches Reittier wie Stybba, wie ich dir schon gesagt habe«, antwortete Théoden. »Und in einer solchen Schlacht, wie wir sie auf den Feldern von Gondor zu liefern gedenken, was würdest du da tun, Herr Meriadoc, obgleich du Schwert-Than bist und dein Mut größer ist als dein Wuchs?«
    »Was das betrifft, wer kann es wissen?«, antwortete Merry. »Aber warum, Herr, habt Ihr mich als Schwert-Than zu Euch genommen, wenn nicht, um an Eurer Seite zu bleiben? Und ich möchte nicht, dass es von mir im Liede heißt, ich sei immer zurückgelassen worden!«
    »Ich habe dich zu mir genommen, um dich zu beschützen«, erwiderte Théoden, »und auch, damit du tust, was ich dich heiße. Keiner meiner Reiter kann sich mit dir belasten. Wäre die Schlacht vor meinen Toren, dann würden vielleicht die Sänger deiner Taten gedenken; aber es sind einhundert Wegstunden und mehr nach Mundburg, wo Denethor der Herr ist. Das ist mein letztes Wort.«
    Merry verbeugte sich und ging unglücklich davon, und er starrte auf die Reihe der Reiter. Schon bereiteten die Scharen den Aufbruch vor: Die Männer zogen die Sattelgurte fest, richteten die Sättel, streichelten ihre Pferde; einige blickten beunruhigt auf den finster drohenden Himmel. Unbemerkt von den anderen kam ein Reiter heran und sprach dem Hobbit leise ins Ohr.
    » Wo der Wille nicht fehlt, öffnet sich ein Weg, heißt es bei uns«, flüsterte er, »und das habe ich selbst erfahren.« Merry schaute auf und sah, dass es der junge Reiter war, den er am Morgen bemerkt hatte. »Du willst dort hingehen, wo der Herr der Mark hingeht: Ich sehe es an deinem Gesicht.«
    »Ja«, sagte Merry.
    »Dann sollst du mit mir gehen«, sagte der Reiter. »Ich werde dich vor mich setzen, unter meinem Mantel verborgen, bis wir weit fort sind und diese Dunkelheit noch dunkler ist. Solch guter Wille sollte nicht zurückgewiesen werden. Sage nichts mehr zu irgendjemandem, sondern komm!«
    »Ich danke Euch wirklich sehr«, sagte Merry. »Vielen Dank, Herr, obwohl ich Euren Namen nicht weiß.«
    »Den weißt du nicht?«, sagte der Reiter leise. »Dann nenne mich Dernhelm.«
    So geschah es, dass Meriadoc der Hobbit vor Dernhelm saß, als der König aufbrach; und dem großen grauen Ross Windfola machte die Last wenigaus; denn Dernhelm war leichter als viele Männer, obschon gelenkig und kräftig gebaut.
    Weiter hinein in den Schatten ritten sie. In den Weidendickichten, wo der Schneeborn in die Entwasser floss, zwölf Wegstunden östlich von Edoras, lagerten sie in jener Nacht. Und dann ging es weiter durch die Folde; und durch die Fenmark, wo sich zu ihrer Rechten große Eichenwälder bis zum Saum der Berge im Schatten des dunklen Halifirien an Gondors Grenzen hinaufzogen; doch weit zu ihrer Linken lag Nebel über den von den Mündungen der Entwasser gespeisten Mooren. Und als sie ritten, kamen Gerüchte über den Krieg im Norden. Einzelne Männer, die verstört herbeiritten, brachten Nachrichten, dass Feinde die Ostgrenzen angriffen und Orkheere durch das Ödland von Rohan marschierten.
    »Reitet weiter! Reitet weiter!«, rief Éomer. »Es ist zu spät, uns zur Seite zu wenden. Die Fenne der Entwasser müssen unsere Flanke schützen. Eile tut uns jetzt not. Reitet weiter!«
    Und so schied König Théoden von seinem eigenen Reich, Meile um Meile trug ihn der Weg davon, und die Leuchtfeuerberge zogen vorbei: Calenhad, Min-Rimmon, Erelas, Nardol. Aber ihre Feuer waren gelöscht. All die Lande waren grau und still; und immer dunkler wurde der Schatten vor

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