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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Seiten und einem silbernen Stern in der Mitte des Stirnreifs. Über dem Panzerhemd trug er einen kurzen schwarzen Überwurf, der auf der Brust in Silberstickerei das Wahrzeichen des Baums zeigte. Seine alten Kleider wurden zusammengefaltet und weggelegt, doch durfte er den grauen Mantel aus Lórien behalten, ihn allerdings im Dienst nicht tragen. Er sah jetzt, hätte er es gewusst, wahrlich wie der Ernil i Pheriannath aus, der Fürst der Halblinge, wie das Volk ihn nannte; aber er fühlte sich unbehaglich. Und die Finsternis bedrückte allmählich sein Gemüt.
    Den ganzen Tag war es dunkel und düster. Von der sonnenlosen Morgendämmerung bis zum Abend hatte sich der bleierne Schatten immer mehr verstärkt, und allen in der Stadt war das Herz schwer. Hoch oben zog vondem Schwarzen Land eine große Wolke langsam westwärts, von einem Wind des Krieges getrieben, und verschlang das Licht; aber darunter war die Luft still und windlos, als ob das Tal des Anduin auf den Ausbruch eines verheerenden Sturms wartete.
    Um die elfte Stunde kam Pippin, der eine Weile dienstfrei hatte, heraus und machte sich auf die Suche nach Essen und Trinken, um sein schweres Herz aufzumuntern und die Aufgabe des Wartens erträglicher zu machen. In den Essräumen traf er Beregond wieder, der gerade von einem Auftrag zurückgekehrt war, der ihn über den Pelennor zu den Wachtürmen am Damm geführt hatte. Gemeinsam schlenderten sie hinaus zu den Wällen; denn Pippin kam sich in den Häusern eingekerkert vor und glaubte selbst in der hochragenden Veste ersticken zu müssen. Jetzt saßen sie nebeneinander bei den Schießscharten, wo sie am Tage zuvor gegessen und sich unterhalten hatten.
    Es war die Stunde des Sonnenuntergangs, aber die große Wolke hatte sich nun weit in den Westen ausgedehnt, und erst, als die Sonne schließlich im Meer versank, entrann sie ihr und konnte vor der Nacht noch einen kurzen Abschiedsstrahl aussenden, den auch Frodo am Scheidewege sah und der auf den Kopf des umgestürzten Königs fiel. Aber auf die Felder des Pelennor, im Schatten des Mindolluin, drang kein Strahl: Sie waren dunkel und öde.
    Schon kam es Pippin vor, als sei es Jahre her, dass er hier gesessen hatte in einer halb vergessenen Zeit, als er noch ein Hobbit war, ein fröhlicher Wanderer, wenig berührt von den Gefahren, die er bestanden hatte. Jetzt war er nur ein kleiner Kriegsmann in einer Stadt, die sich auf einen großen Angriff vorbereitete, und er trug die stolze, aber düstere Tracht des Turms der Wacht.
    Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte sich Pippin vielleicht über seine neue Ausstattung gefreut, aber jetzt wusste er, dass er nicht an einem Spiel teilnahm; er war in tödlichem Ernst der Diener eines strengen Herrn in größter Gefahr. Das Panzerhemd war lästig, und der Helm drückte ihn. Seinen Mantel hatte er neben sich auf den Sitz geworfen. Er wandte seinen müden Blick von den dunklen Feldern unten ab und gähnte, und dann seufzte er.
    »Seid Ihr erschöpft von diesem Tag?«, fragte Beregond.
    »Ja«, sagte Pippin. »Sehr. Ermüdet vom Nichtstun und Warten. Viele lange Stunden habe ich mir an der Tür zum Gemach meines Herrn die Beine in den Bauch gestanden, während er sich mit Gandalf und dem Fürsten und anderen wichtigen Leuten beraten hat. Und ich bin es nicht gewohnt, Herr Beregond, anderen beim Essen aufzuwarten, wenn ich selbst hungrig bin. Für einen Hobbit ist das eine schwere Prüfung. Zweifellos werdet Ihr glauben, ich sollte die Ehre höher schätzen. Aber was nützt solche Ehre? Was nützt überhaupt Essen und Trinken unter diesem kriechenden Schatten? Was bedeutet er? Sogar die Luft scheint undurchdringlich und dunkel zu sein. Habt ihr oft solche Düsternis, wenn der Wind von Osten kommt?«
    »Nein«, sagte Beregond, »das ist kein irdisches Wetter. Es ist irgendeine Ausgeburt seiner Bosheit; irgendein dunstiger Brodem vom Feurigen Berg, den er ausschickt, um Herzen und Pläne zu verdunkeln. Und das tut er wirklich. Ich wünschte, der Herr Faramir käme zurück. Er wäre nicht entmutigt. Aber wer weiß, ob er jetzt aus der Dunkelheit jemals über den Fluss zurückkommen wird?«
    »Ja«, sagte Pippin, »auch Gandalf ist besorgt. Er war enttäuscht, glaube ich, dass er Faramir nicht hier traf. Und wo ist er überhaupt hingegangen? Er verließ den Rat des Herrn vor dem Mittagsmahl, und in keiner guten Stimmung, fand ich. Vielleicht hat er irgendeine Vorahnung von schlechten Nachrichten.«
    Plötzlich,

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