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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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und dorthin, schleuderten ihre Waffen fort, schrien vor Angst und warfen sich zu Boden.
    Und dann erklang eine Trompete von der Veste, und Denethor befahl endlich den Ausfall. Im Schatten des Tores und unter den hoch aufragenden Wällen hatten die Männer draußen auf sein Zeichen gewartet: alle Berittenen, die noch in der Stadt waren. Nun preschten sie in guter Ordnung vor, beschleunigten ihren Schritt und griffen mit lautem Kriegsgeschrei an. Und von den Mauern wurde ihr Ruf beantwortet; denn zuvorderst auf dem Feld ritten die Schwanenritter von Dol Amroth mit ihrem Fürsten und seinem blauen Banner an der Spitze.
    »Amroth für Gondor!«, riefen sie. »Amroth zu Faramir!« Wie ein Gewitter brachen sie auf beiden Seiten des Rückzugs über den Feind herein; aber ein Reiter überholte sie alle, geschwind wie der Wind im Gras: Schattenfell trug ihn, schimmernd, unverhüllt wiederum, und ein Licht ging aus von seiner erhobenen Hand.
    Die Nazgûl kreischten und fegten davon, denn ihr Heerführer war noch nicht gekommen, um das weiße Feuer seines Feindes herauszufordern. Die Heere von Morgul, auf ihre Beute erpicht, in vollem Galopp überrascht, lösten sich auf und zerstoben wie Funken in einem Sturm. Jubelnd wandten sich die Besatzungen der Vorposten um und streckten ihre Verfolger nieder. Die Jäger wurden die Gejagten. Der Rückzug wurde ein Angriff. Das Schlachtfeld war übersät mit Orks und Menschen, und ein Qualm stieg auf von den weggeworfenen Fackeln und versprühte zu wirbelndem Rauch. Die Reiterei griff weiter an.
    Doch Denethor erlaubte ihnen nicht, weit zu reiten. Obwohl dem Feind Einhalt geboten und er für den Augenblick zurückgetrieben war, strömten starke Kräfte von Osten heran. Wieder erklang die Trompete und blies zum Rückzug. Die Reiterei von Gondor hielt an. In ihrem Schutz wurden die Besatzungen der Feldposten neu aufgestellt. Jetzt marschierten sie wohlgeordnet zurück. Sie erreichten das Tor und zogen stolzen Schritts in die Stadt ein; und voll Stolz schaute das Volk der Stadt auf sie und empfing sie mit Hochrufen, und doch waren ihre Herzen beklommen. Denn die Reihen hatten sich schmerzlich gelichtet. Ein Drittel seiner Leute hatte Faramir verloren. Und wo war er?
    Als Letzter von allen kam er. Seine Mannen zogen herein. Die Ritter zu Pferde kehrten zurück, und in ihrer Nachhut das Banner von Dol Amroth und der Fürst. Und in seinen Armen vor sich auf seinem Ross hielt er seinen Neffen, Faramir, Denethors Sohn, den man auf dem Schlachtfeld gefunden hatte.
    »Faramir! Faramir!«, riefen die Leute weinend auf den Straßen. Aber er antwortete nicht, und sie trugen ihn die gewundene Straße hinauf zur Veste und zu seinem Vater. Die Nazgûl waren kaum vor dem Angriff des Weißen Reiters zurückgewichen, da kam ein tödlicher Pfeil geflogen, und Faramir, der einen berittenen Kämpen aus Harad in Schach gehalten hatte, war zu Boden gestürzt. Nur der Angriff von Dol Amroth hatte ihn vor den roten Südlandschwertern gerettet, die ihn zerstückelt hätten, als er dort lag.
    Fürst Imrahil brachte Faramir zum Weißen Turm, und er sagte: »Euer Sohn ist zurückgekehrt, Herr, nach großen Taten«, und er berichtete alles, was er gesehen hatte. Doch Denethor stand auf und betrachtete das Gesicht seines Sohns und schwieg. Dann bat er, ein Bett in dem Gemach zu bereiten und Faramir dort hinzulegen und wegzugehen. Er selbst aber stieg allein hinauf in das geheime Zimmer unter dem First des Turms; und viele, die zu dieser Zeit hinaufschauten, sahen ein bleiches Licht, das eine Weile von dem schmalen Fenster aus schimmerte und flackerte und dann aufblitzte und erlosch. Und als Denethor wieder herunterkam, ging er zu Faramir und setzte sich neben ihn, ohne zu reden, aber das Gesicht des Herrn war grau, totenähnlicher als das seines Sohns.
    Und so war nun die Stadt belagert, eingeschlossen in einem Ring von Feinden. Der Rammas war zerstört und der ganze Pelennor dem Feind preisgegeben. Die letzte Nachricht, die von draußen kam, brachten Männer, die über die Nordstraße geflohen waren, ehe das Tor geschlossen wurde. Sie waren die Überreste der Wache, die die Stelle gehalten hatte, an dem der Weg von Anórien und Rohan das Stadtgebiet erreichte. Ingold war ihr Führer, derselbe, der vor weniger als fünf Tagen Gandalf und Pippin hereingelassen hatte, als die Sonne noch aufging und der Morgen Hoffnung brachte.
    »Wir haben keine Nachricht von den Rohirrim«, sagte er. »Rohan wird jetzt nicht kommen. Oder

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