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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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von Morthond. Der flüchtige Regen hatte eine Zeitlang aufgehört, und hoch oben schimmerte die Sonne; doch die ganze untere Stadt war in schwelenden Qualm gehüllt.
    Schon waren Männer an der Arbeit, um einen Weg durch das Trümmerfeld der Schlacht zu bahnen; und jetzt kamen aus dem Tor einige Leute, die Bahren trugen. Behutsam legten sie Éowyn auf weiche Kissen; aber des Königs Leiche bedeckten sie mit einem großen Tuch aus Gold, und sie trugen Fackeln rings um ihn, und ihre Flammen, bleich im Sonnenlicht, flackerten im Wind.
    So kamen Théoden und Éowyn in die Stadt von Gondor, und alle, die sie sahen, entblößten das Haupt und verneigten sich; und sie kamen durch die Asche und den Rauch des niedergebrannten Stadtringes und gingen weiter und hinauf auf den Straßen aus Stein. Merry kam der Aufstieg endlos vor, ein sinnloser Weg in einem abscheulichen Traum, weiter und weiter einem düsteren Ende entgegen, das keine Erinnerung fassen kann.
    Langsam flackerten die Lichter der Fackeln vor ihm und erloschen, und er ging in Dunkelheit weiter und dachte: »Das ist ein unterirdischer Gang, der in eine Gruft führt; dort werden wir für immer bleiben.« Doch plötzlich tauchte in seinem Traum eine lebendige Stimme auf.
    »Na, Merry, welch Glück, dass ich dich gefunden habe!«
    Er schaute auf, und der Nebel vor seinen Augen hob sich ein wenig. Da war Pippin! Sie standen einander gegenüber in einer schmalen Gasse, und niemand außer ihnen war da. Er rieb sich die Augen.
    »Wo ist der König?«, fragte er. »Und Éowyn?« Dann strauchelte er und setzte sich auf eine Türschwelle und begann wieder zu weinen.
    »Sie sind hinaufgebracht worden in die Veste«, sagte Pippin. »Ich glaube, du musst beim Laufen eingeschlafen und in die falsche Straße eingebogen sein. Als wir merkten, dass du nicht bei ihnen warst, hat Gandalf mich ausgeschickt, um dich zu suchen. Armer Merry! Wie froh bin ich, dich wiederzusehen! Aber du bist erschöpft, und ich will dich nicht mit Reden quälen. Aber sage mir, bist du verletzt oder verwundet?«
    »Nein«, sagte Merry. »Nein, ich glaube nicht. Aber ich kann meinen rechten Arm nicht gebrauchen, Pippin, seit ich meinen Hieb gegen ihn führte. Und mein Schwert ist völlig verbrannt wie ein Stück Holz.«
    Pippins Gesicht war besorgt. »Na, am besten kommst du so schnell mit mir, wie du nur kannst«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte dich tragen. Du bist nicht imstande weiterzulaufen. Sie hätten dich überhaupt nicht laufen lassen sollen; aber du musst ihnen verzeihen. So viele entsetzliche Dinge sind in der Stadt geschehen, Merry, dass ein armer Hobbit, der von der Schlacht kommt, leicht übersehen wird.«
    »Es ist nicht immer ein Unglück, übersehen zu werden«, sagte Merry. »Gerade eben bin ich übersehen worden von – nein, nein, ich kann nicht darüber sprechen. Hilf mir, Pippin. Es wird wieder alles dunkel, und mein Arm ist so kalt.«
    »Stütze dich auf mich, Merry, mein Junge«, sagte Pippin. »Komm nun! Ein Fuß nach dem anderen. Es ist nicht weit.«
    »Wirst du mich beerdigen?«, fragte Merry.
    »Nein, ganz und gar nicht!«, sagte Pippin und versuchte, fröhlich zu klingen, obwohl ihm das Herz schwer war vor Angst und Mitleid. »Nein, wir gehen zu den Häusern der Heilung.«
    Sie kamen aus der Gasse heraus, die zwischen hohen Häusern und der Außenmauer des vierten Ringes verlief, und gelangten wieder auf die Hauptstraße, die zur Veste hinaufführte. Schritt um Schritt gingen sie, während Merry schwankte und wie im Schlaf murmelte.
    »Ich werde ihn nie dort hinbringen«, dachte Pippin. »Ist denn niemand da, der mir hilft? Ich kann ihn doch nicht hier liegenlassen.« Gerade da kam zu seiner Überraschung ein Junge hinter ihnen hochgelaufen, und als er vorbeirannte, erkannte er Bergil, Beregonds Sohn.
    »Hallo, Bergil!«, rief er. »Wo gehst du hin? Ich freue mich, dich wiederzusehen und noch am Leben.«
    »Ich mache Botengänge für die Heiler«, sagte Bergil. »Ich kann nicht bleiben.«
    »Sollst du auch nicht«, sagte Pippin. »Aber sage oben Bescheid, dass ich hier einen kranken Hobbit habe, einen perian, verstehst du, der vom Schlachtfeld gekommen ist. Ich glaube nicht, dass er so weit laufen kann. Wenn Mithrandir da ist, wird er froh sein über die Nachricht.« Bergil rannte weiter.
    »Ich werde lieber hier warten«, dachte Pippin. So ließ er Merry sanft auf das Pflaster gleiten, an einer Stelle, die von der Sonne beschienen war, dann setzte er sich neben ihn und

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