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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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legte Merrys Kopf auf seinen Schoß. Er tastetevorsichtig seinen Leib und die Glieder ab und nahm seines Freundes Hände in die seinen. Die rechte Hand fühlte sich eiskalt an.
    Es dauerte nicht lange, da kam Gandalf selbst, um sie zu holen. Er beugte sich über Merry und strich ihm liebevoll über die Stirn; dann hob er ihn behutsam auf. »Er hätte mit allen Ehren in diese Stadt getragen werden sollen«, sagte er. »Er hat mein Vertrauen voll gerechtfertigt; denn hätte Elrond mir nicht nachgegeben, wäret ihr beide nicht mitgekommen; und dann wäre das Unheil dieses Tages noch viel schmerzlicher gewesen.« Er seufzte. »Und dennoch ist hier wieder eine neue Verantwortung in meine Hände gelegt, während die Schlacht die ganze Zeit in der Schwebe hängt.«
    So wurden Faramir und Éowyn und Meriadoc schließlich in den Häusern der Heilung zu Bett gebracht; und sie wurden dort gut gepflegt. Denn obwohl alles Wissen in diesen späteren Tagen nicht mehr die Höhe von einst erreichte, war die Heilkunst in Gondor gelehrt und erfahren in der Behandlung von Wunden und Verletzungen und aller Krankheiten, denen sterbliche Menschen östlich des Meers unterworfen waren. Nur das Alter ausgenommen. Denn dagegen hatten sie kein Heilmittel; und die Spanne ihres Lebens war jetzt verkürzt auf nicht viel mehr als diejenige anderer Menschen, und die Zahl derer unter ihnen, die in voller Kraft die Hundert überschritten, war klein geworden, außer in manchen Familien von reinerem Blut. Doch nun versagten ihre Kunst und ihr Wissen; denn viele lagen an einer Krankheit darnieder, die nicht geheilt werden konnte; und sie nannten sie den Schwarzen Schatten, denn sie kam von den Nazgûl. Und diejenigen, die von ihr befallen wurden, versanken in einen immer tieferen Traum, und dann wurden sie still und tödlich kalt und starben. Und es schien den Pflegern, dass auf dem Halbling und der Herrin von Rohan diese Krankheit schwer lastete. Immerhin sprachen sie, als der Morgen verging, noch dann und wann und murmelten in ihren Träumen; und die Heiler lauschten auf alles, was sie sagten, denn sie hofften, vielleicht etwas zu erfahren, das ihnen helfen würde, ihre Verletzungen zu verstehen. Aber bald begannen sie, ins Dunkel zu versinken, und als die Sonne sich nach Westen wandte, kroch ein grauer Schatten über ihre Gesichter. Doch Faramir glühte in einem Fieber, das nicht nachlassen wollte.
    Voller Sorge ging Gandalf von einem zum anderen, und ihm wurde alles berichtet, was die Heiler hatten hören können. Und so zog sich der Tag dahin, während draußen die große Schlacht tobte mit wechselnden Hoffnungen und seltsamen Botschaften. Und immer noch wartete Gandalf und beobachtete und ging nicht hinaus; bis schließlich der rote Sonnenuntergang den ganzen Himmel erfüllte und durch das Fenster das Licht auf die grauen Gesichter der Kranken fiel. Da schien es jenen, die dabeistanden, dass sich in dem Leuchten die Gesichter leicht röteten, als ob die Gesundheit zurückkehrte, aber es war nur ein Blendwerk der Hoffnung.
    Da blickte ein altes Weib, Ioreth, die älteste der Frauen, die in dem Hause diente, auf Faramirs schönes Gesicht, und sie weinte, denn alles Volk liebte ihn. Und sie sagte: »Wehe, wenn er sterben sollte. Ich wünschte, es gäbe Könige in Gondor, wie es sie einstmals gegeben haben soll. Denn es heißt in alten Schriften: Die Hände des Königs sind Hände eines Heilers. Und so konnte der rechtmäßige König immer erkannt werden.«
    Und Gandalf, der dabeistand, sagte: »Lange mögen sich die Menschen Eurer Worte erinnern, Ioreth! Denn es liegt Hoffnung in ihnen. Vielleicht ist wirklich ein König nach Gondor zurückgekehrt; oder habt Ihr die seltsamen Botschaften nicht gehört, die in die Stadt gelangt sind?«
    »Ich war zu beschäftigt mit diesem und jenem, um auf all das Rufen und Schreien zu achten«, antwortete sie. »Ich hoffe nur, dass die mörderischen Teufel nicht in dieses Haus kommen und die Kranken stören.«
    Dann ging Gandalf in aller Eile hinaus, und schon erlosch das Feuer am Himmel, und die schwelenden Berge verblassten, während der aschgraue Abend über die Felder kroch.
    Nun, da die Sonne unterging, zogen Aragorn und Éomer und Imrahil mit ihren Hauptleuten und Rittern zur Stadt, und als sie vor das Tor kamen, sagte Aragorn:
    »Schaut, die Sonne geht in einem großen Brand unter. Es ist ein Zeichen für das Ende und den Niedergang vieler Dinge, und für einen Wandel im Lauf der Welt. Doch diese Stadt und

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