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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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konnte, und versuchte, nicht ständig zu der Stelle zu laufen und nachzuschauen, ob etwas geschähe.
    Der Frühling übertraf seine höchsten Erwartungen. Seine Bäume begannen zu sprießen und zu wachsen, als ob die Zeit es eilig hätte und in einem Jahr so viel schaffen wollte wie sonst in zwanzig. Auf der Festwiese schoss ein schöner, junger Baum empor: Er hatte eine silberne Rinde und lange Blätter und setzte im April goldene Blüten an. Es war tatsächlich ein mallorn, und er erregte das Staunen der Nachbarschaft. In späteren Jahren, als er in Anmut und Schönheit erwuchs, war er landauf, landab bekannt, und die Leute kamen von weit her, um ihn zu sehen: den einzigen mallorn westlich des Gebirges und östlich der See, und einen der prächtigsten der Welt.
    1420 war überhaupt ein wunderbares Jahr im Auenland. Es gab nicht nur herrlichen Sonnenschein und köstlichen Regen, jeweils zur rechten Zeit und in genau der richtigen Menge, sondern es schien noch etwas mehr zu sein: ein Hauch von Fülle und Fruchtbarkeit und ein Schimmer von Schönheit über das Maß sterblicher Sommer hinaus, wie sie über dieser Mittelerde aufflackern und vergehen. Alle in jenem Jahr geborenen oder empfangenen Kinder, und es waren viele, waren schön anzusehen und kräftig, und die meisten von ihnen hatten blondes Haar, was vorher unter Hobbits selten gewesen war. Früchte gab es so reichlich, dass junge Hobbits fast in Erdbeeren und Schlagsahne badeten; und später saßen sie unter den Pflaumenbäumen auf der Wiese und futterten, bis sie Berge von Steinen wie kleine Pyramiden oder von einem Sieger angehäufte Schädel neben sich aufgeschichtet hatten, und dann zogen sie zum nächsten Baum. Und niemand war krank, und alle waren froh, außen jenen, die das Gras mähen mussten.
    Im Südviertel waren die Weinstöcke mit Trauben überladen, und der Ertrag an »Blatt« war erstaunlich, und überall gab es so viel Korn, dass bei der Ernte alle Scheunen voll waren. Die Gerste im Nordviertel war so gut, dass man sich lange an das Bier aus dem 1420er-Malz erinnerte und es geradezu zu einem Inbegriff für ausgezeichnetes Bier wurde. Noch ein Lebensalter später konnte man hören, dass ein alter Ohm in einem Wirtshaus nach einer Maß wohlverdienten Biers seinen Krug absetzte und seufzte: »Ah, das schmeckt wie ein richtiger Vierzehnzwanziger!«
    Sam blieb zuerst mit Frodo bei den Hüttingers, aber als der Neue Weg fertig war, zog er zum Ohm. Zusätzlich zu all seinen anderen Arbeiten war er damit beschäftigt, das Säubern und die Wiederherstellung von Beutelsend zu leiten; aber oft war er im Auenland unterwegs bei seiner Forstwirtschaft. So war er Anfang März nicht zu Hause und wusste nicht, dass Frodo krank gewesen war. Am dreizehnten dieses Monats fand Bauer Hüttinger Frodo auf seinem Bett liegend; er hielt einen weißen Edelstein umklammert, der an einer Kette um seinen Hals hing, und er schien halb im Traum.
    »Er ist fort für immer«, sagte er, »und nun ist alles dunkel und leer.«
    Aber der Anfall ging vorüber, und als Sam am fünfundzwanzigsten zurückkam, hatte Frodo sich erholt und sagte nichts darüber. Mittlerweile war Beutelsend in Ordnung gebracht worden, und Merry und Pippin kamen von Krickloch herüber und brachten all die alten Möbel und Einrichtungsgegenstände zurück, sodass die alte Höhle bald ganz so aussah, wie sie immer ausgesehen hatte.
    Als schließlich alles fertig war, sagte Frodo: »Wann willst du nun einziehen und bei mir wohnen, Sam?«
    Sam sah ein bisschen verlegen aus.
    »Es ist nicht nötig, dass du jetzt schon kommst, wenn du nicht willst«, sagte Frodo. »Aber du weißt, der Ohm ist ganz in der Nähe, und er wird von der Witwe Rumpel sehr gut versorgt.«
    »Das ist es nicht, Herr Frodo«, sagte Sam und wurde sehr rot.
    »Was ist es dann?«
    »Es ist Rosie, Rose Hüttinger«, sagte Sam. »Es scheint ihr gar nicht gefallen zu haben, dass ich überhaupt wegging, dem armen Mädchen; aber da ich mich noch nicht erklärt hatte, konnte sie es nicht sagen. Und ich erklärte mich nicht, weil ich erst eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Aber jetzt habe ichmich erklärt, und sie sagt: ›Na, wenn du ein Jahr verschwendet hast, warum dann noch länger warten?‹ – ›Verschwendet?‹, sage ich. ›So würde ich es nicht nennen.‹ Immerhin verstehe ich, was sie meint. Ich fühle mich entzweigerissen, wie man sagen könnte.«
    »Ich verstehe«, sagte Frodo. »Du willst heiraten und du willst auch mit mir in

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