Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
verwandelte, bis er schließlich zurückgezogen wurde und ein fernes grünes Land unter einer rasch aufgehenden Sonne enthüllte.
    Das Traumbild ging in Wachsein über, und da war Tom, der wie ein ganzer Baum voller Vögel pfiff; und die Sonne schien schon schräg den Berg hinunter und ins offene Fenster herein. Draußen war alles grün und blassgold.
    Nach dem Frühstück, das sie wieder allein einnahmen, machten sie sich bereit, Lebewohl zu sagen, mit so schwerem Herzen, wie es nur möglich war an einem solchen Morgen: kühl, strahlend und klar unter einem reingewaschenen, blassblauen Herbsthimmel. Eine frische Brise wehte von Nordwest. Ihre friedlichen Ponys waren fast ausgelassen, sie schnupperten und stampften unruhig. Tom kam aus dem Haus, schwenkte seinen Hut und tanzte auf der Türschwelle; er hieß die Hobbits aufsteigen, sich auf den Weg machen und sich beeilen.
    Sie ritten auf einem Pfad, der sich hinter dem Haus schräg zur nördlichen Spitze des Berges hinaufzog, unter dem es lag. Sie waren gerade abgesessen, um ihre Ponys den letzten steilen Hang hinaufzuführen, als Frodo plötzlich anhielt.
    »Goldbeere!«, rief er. »Schöne Frau, ganz in Silbergrün gekleidet! Wir haben ihr gar nicht Lebewohl gesagt und sie seit gestern Abend überhaupt nicht gesehen!« Er war so betrübt, dass er sich umwandte; aber in diesem Augenblick drang ein heller Ruf zu ihnen herunter. Dort auf der Bergkuppe stand sie und winkte ihnen: Ihr Haar flatterte offen und glänzte und schimmerte in der Sonne. Ein Funkeln wie das Glitzern von Wasser auf tauigem Gras blinkte unter ihren Füßen auf, als sie tanzte.
    Sie eilten den letzten Hang hinauf und standen atemlos neben ihr. Sie verbeugten sich, aber mit einer Armbewegung gebot sie ihnen, sich umzuschauen; und sie schauten von der Bergspitze über die Lande im Morgenlicht. Die Aussicht von hier war klar und weit, ganz anders als der verschleierte und neblige Blick von der Kuppe im Alten Wald, die sie jetzt sahen, wie sie fahl und grün aus den dunklen Bäumen im Westen aufragte. In dieser Richtung erstreckten sich bewaldete Bergketten, grün, gelb und rostrot in der Sonne, und dahinter lag das Tal des Brandywein versteckt. ImSüden, jenseits der Weidenwinde, schimmerte es in der Ferne wie mattes Glas; dort zog der Brandyweinfluss in der Ebene eine große Schleife, und wohin er dann floss, wussten die Hobbits nicht. Nördlich hinter den abfallenden Höhen lief das Land in Mulden und kleinen Buckeln von grauen und grünen und matt erdigen Farben aus, bis es in der Ferne umrisslos und schattenhaft verblasste. Östlich erhoben sich die Hügelgräberhöhen in einer Kette hinter der anderen, und wo sie sich dem Blick entzogen, blieb nur eine Ahnung: Es war nicht mehr als eine Ahnung in Blau und ein entfernter weißer Schimmer, der mit dem Saum des Himmels verschmolz, aber diese Ahnung sprach zu ihnen aus Erinnerungen und alten Erzählungen von dem hohen und fernen Gebirge.
    Sie holten tief Luft und hatten das Gefühl, dass ein Sprung und ein paar kräftige Schritte sie hinbringen würden, wohin auch immer sie wollten. Es erschien kleinmütig, mühselig durch die gewundenen Ausläufer der Höhen zur Straße zu trotten, wenn sie eigentlich so kraftvoll wie Tom von Stein zu Stein über die Berge geradewegs bis zu dem Gebirge springen sollten.
    Goldbeere redete mit ihnen und rief ihre Augen und Gedanken zurück. »Lebt nun wohl, liebe Gäste«, sagte sie. »Und behaltet euer Ziel im Auge! Nach Norden mit dem Wind zur Linken, und Glück möge auf euren Schritten liegen. Eilt euch, solange die Sonne scheint!« Und zu Frodo sagte sie: »Gehabe dich wohl, Elbenfreund, es war ein fröhliches Treffen!«
    Aber Frodo fand kein Wort zur Antwort. Er verneigte sich tief, stieg auf sein Pony und ritt, gefolgt von seinen Freunden, langsam den sanften Abhang auf der anderen Seite des Berges hinab. Tom Bombadils Haus und das Tal und der Alte Wald waren ihren Blicken entzogen. Es wurde wärmer zwischen den grünen Bergwänden, und der Duft des Grases stieg ihnen kräftig und süß in die Nase. Als sie unten in der Mulde angekommen waren, wandten sie sich um und sahen Goldbeere, jetzt klein und schlank wie eine sonnenbeschienene Blume gegen den Himmel: Sie stand ganz still und schaute ihnen nach, und sie hatte die Hände nach ihnen ausgestreckt. Als sich die Hobbits umschauten, stieß sie einen hellen Ruf aus, hob die Hand zum Gruß und verschwand hinter dem Berg.
    Ihr Weg zog sich durch die Mulde

Weitere Kostenlose Bücher