Der Herr der Ringe
setzte sich auf, und seine Augen glänzten in der Dämmerung. »Weißt du meinen Namen noch nicht? Das ist die einzigeAntwort. Sage mir, wer bist du, allein, du selbst und namenlos? Aber du bist jung, und ich bin alt. Der Älteste bin ich. Merkt euch meine Worte, liebe Freunde: Tom war hier vor dem Fluss und vor den Bäumen; Tom erinnert sich an den ersten Regentropfen und die erste Eichel. Er machte Pfade vor den Großen Leuten und sah die Kleinen Leute kommen. Er war hier vor den Königen und den Gräbern und den Grabunholden. Als die Elben nach Westen zogen, war Tom schon hier, ehe die Meere bezwungen wurden. Er kannte das Dunkel unter den Sternen, als es noch ohne Schrecken war – ehe der Dunkle Herrscher von außen kam.«
Ein Schatten schien am Fenster vorbeizugleiten, und die Hobbits blickten schnell durch die Scheiben. Als sie sich wieder umwandten, stand Goldbeere hinten in der Tür, eingerahmt von Licht. Sie hielt eine Kerze und schützte die Flamme vor dem Durchzug mit einer Hand; und das Licht schimmerte hindurch wie Sonnenschein durch eine weiße Muschel.
»Der Regen hat aufgehört«, sagte sie, »und neue Wasser rinnen bergab unter den Sternen. Lasst uns nun lachen und froh sein!«
»Und lasst uns essen und trinken!«, rief Tom. »Langes Erzählen macht durstig und langes Zuhören hungrig, morgens, mittags und abends!« Damit sprang er vom Stuhl auf, nahm mit einem Satz eine Kerze vom Kaminsims und zündete sie an der Flamme an, die Goldbeere hielt; dann tanzte er um den Tisch. Plötzlich hüpfte er durch die Tür und verschwand.
Rasch kam er zurück mit einem großen, beladenen Tablett. Dann deckten Tom und Goldbeere den Tisch; und die Hobbits saßen halb staunend und halb lachend dabei: So lieblich und anmutig war Goldbeere und so lustig und seltsam waren Toms Luftsprünge. Doch schienen beide gleichsam denselben Tanz zu tanzen, keiner hinderte den anderen, hinein und hinaus aus dem Zimmer und um den Tisch herum; und im Handumdrehen waren Essen, Geschirr und Leuchter ordentlich hingestellt. Der gedeckte Tisch strahlte im Licht weißer und gelber Kerzen. Tom verbeugte sich vor den Gästen. »Das Abendessen ist bereit«, sagte Goldbeere; und jetzt sahen die Hobbits, dass sie in Silber gekleidet war mit einem weißen Gürtel, und ihre Schuhe waren wie Fischschuppen. Aber Tom war ganz in Hellblau, blau wie regennasse Vergissmeinnicht, und er trug grüne Strümpfe.
Es war sogar ein noch besseres Abendbrot als das erste. Unter dem Zauber von Toms Worten mochten die Hobbits eine Mahlzeit oder viele versäumt haben, aber als das Essen vor ihnen stand, schien es ihnen, als hätten sie seit mindestens einer Woche nichts gegessen. Eine Zeitlang sangen sie nicht und redeten nicht einmal viel, sondern widmeten alle Aufmerksamkeit dem Geschäft des Essens. Doch nach einer Weile belebten sich Herz und Gemüt wieder, und ihre Stimmen erklangen in Frohsinn und Lachen. Nachdem sie gegessen hatten, sang Goldbeere viele Lieder für sie, Lieder, die fröhlich inden Bergen begannen und leise in Stille ausklangen. Und in der Stille sahen die Hobbits im Geiste Seen und Gewässer, die größer waren als jene, die sie kannten, und als sie hineinschauten, sahen sie den Himmel unter sich und die Sterne wie Juwelen in der Tiefe. Dann wünschte Goldbeere ihnen wiederum gute Nacht, und sie blieben am Kamin sitzen. Doch Tom schien jetzt hellwach zu sein und überschüttete sie mit Fragen.
Offenbar wusste er schon viel von ihnen und all ihren Familien, und auch von der Geschichte und den Geschehnissen im Auenland seit den Zeiten, an die sich die Hobbits selbst kaum erinnern konnten. Es überraschte sie nicht mehr; doch machte er kein Geheimnis daraus, dass er seine Kenntnisse über die letzte Zeit weitgehend dem Bauer Maggot verdankte, den er offensichtlich sehr viel mehr schätzte, als ihnen in den Sinn gekommen wäre. »Er hat Erde unter seinen alten Füßen und Lehm an seinen Fingern; Weisheit in seinen Knochen, und beide Augen hält er offen«, sagte Tom. Auch war klar, dass Tom Beziehungen zu den Elben hatte, und es schien, als seien ihm auf irgendeine Weise von Gildor Nachrichten über Frodos Flucht zugegangen.
Tatsächlich wusste Tom so viel und fragte so listig, dass Frodo ihm mehr von Bilbo und seinen eigenen Hoffnungen und Befürchtungen erzählte, als er sogar Gandalf bis dahin erzählt hatte. Tom nickte, und seine Augen blitzten, als er von den Reitern hörte.
»Zeig mir den kostbaren Ring«, sagte er plötzlich
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