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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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empfinden, wo alle anderen Wesen zu Hause waren. Immer wieder kam in Toms Erzählungen der Alte Weidenmann vor, und Frodo erfuhr nun genug über ihn, um seine Neugier zu befriedigen, ja mehr als genug, denn es war keine beruhigende Kunde. Toms Worte enthüllten die Herzen der Bäume und ihre Gedanken, die oft dunkel und seltsam waren und voller Hass auf die Lebewesen, die sich frei auf der Erde bewegen und nagen, beißen, brechen, abhacken und verbrennen können: Zerstörer und Eindringlinge. Der Alte Wald trug seinen Namen nicht ohne Grund, denn er war wahrlich uralt, ein Überbleibsel der riesigen vergessenen Wälder; und in ihm lebten noch die Vorväter der Bäume, die sich noch der Zeiten entsannen, da sie die Herren waren, und sie alterten nicht rascher als die Berge. Die unzähligen Jahre hatten sie mit Hochmut und eingewurzelter Weisheit und mit Bosheit erfüllt. Aber keiner war gefährlicher als der große Weidenbaum: Sein Herz war schlecht, aber seine Kraft war ungebrochen; und er war hinterhältig und ein Herr der Winde, und sein Singen und Denken lief durch den Wald zu beiden Seiten des Flusses. Sein grauer durstiger Geist zog Kraft aus der Erde und breitete sich wie feine Wurzelfäden im Boden aus und mit unsichtbaren Zweigfingern in der Luft, bis er fast alle Bäume im Wald vom Hag bis zu den Höhen unter seiner Herrschaft hatte.
    Plötzlich verließen Toms Erzählungen den Wald und sprangen den jungen Fluss hinauf, über plätschernde Wasserfälle, über Kiesel und ausgewaschene Felsen, zu kleinen Blumen im dichten Gras und feuchten Schlupfwinkeln, und wanderten schließlich die Höhen hoch. Die Hobbits hörten von denGroßen Hügelgräbern und den grünen Grabhügeln und den Steinkreisen auf den Bergen und in den Niederungen zwischen den Bergen. Schafe blökten in Herden. Grüne Mauern und weiße Mauern ragten auf. Festungen standen auf den Höhen. Könige kleiner Königreiche kämpften miteinander, und die junge Sonne schien wie Feuer auf das rote Metall ihrer neuen und ruhmsüchtigen Schwerter. Es gab Siege und Niederlagen; und Türme fielen, Festungen sanken in Schutt und Asche und Flammen stiegen zum Himmel auf. Gold wurde auf den Bahren toter Könige und Königinnen aufgehäuft; und Erdhügel deckten sie, und die Steintore wurden geschlossen; und das Gras wuchs über allem. Schafe zogen eine Weile darüber hin und weideten dort, aber bald waren die Hügel wieder verlassen. Ein Schatten kam von weither aus dunklen Orten, und die Ruhe der Gebeine in den Erdhügeln wurde gestört. Grabunholde gingen in den Gewölben um, Ringe klirrten an kalten Fingern und goldene Ketten im Wind. Edelsteine grinsten am Boden wie abgebrochene Zähne im Mondschein.
    Die Hobbits schauderte es. Selbst im Auenland war das Gerücht von den Grabunholden von den Hügelgräberhöhen jenseits des Waldes vernommen worden. Aber es war keine Erzählung, der ein Hobbit gern zugehört hätte, nicht einmal am gemütlichen Kamin weit fort. Diesen vier fiel nun wieder ein, was die Fröhlichkeit dieses Hauses aus ihrem Sinn verdrängt hatte: Tom Bombadils Haus lag genau unterhalb dieser gefürchteten Berge. Sie verloren den Faden seiner Erzählung, rutschten unruhig hin und her und blickten sich verstohlen an.
    Als sie seine Worte wieder aufnahmen, merkten sie, dass er jetzt in fremde Gegenden gewandert war, jenseits ihrer Erinnerung und jenseits ihres bewusst gewordenen Denkens; er war bei Zeiten angelangt, da die Welt noch größer war und die Meere geradewegs bis zum westlichen Gestade reichten; und immer weiter zurück ging er und kündete von dem uralten Sternenlicht, wo nur Elbenahnen wachten. Dann plötzlich hielt er inne, und sie sahen, dass ihm der Kopf auf die Brust fiel, als würde er einschlafen. Die Hobbits saßen still bei ihm, verzaubert; und es schien, als hätte sich unter dem Bann seiner Worte der Wind gelegt, als hätten sich die Wolken ausgeregnet; der Tag war vergangen und die Dunkelheit von Osten und Westen heraufgezogen, und der ganze Himmel war erfüllt vom Licht weißer Sterne.
    Ob Morgen oder Abend eines einzigen Tages oder vieler Tage vergangen waren, konnte Frodo nicht sagen. Er war weder hungrig noch müde, sondern nur von Staunen erfüllt. Die Sterne leuchteten zum Fenster herein, und das Schweigen des Himmels schien um ihn zu sein. Er sprach schließlich aus lauter Staunen heraus und in einer plötzlichen Angst vor diesem Schweigen:
    »Wer seid Ihr, Meister?«, fragte er.
    »Wie, was?«, sagte Tom und

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