Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
hindurch und dann um den grünen Fuß eines steilen Berges in ein zweites tieferes und breiteres Tal, dann über weitere Bergrücken und an ihren langen Ausläufern hinunter, und dann wieder hinauf an ihren sanften Hängen zu neuen Gipfeln und hinunter in neue Täler. Es gab keinen Baum, noch war irgendwo Wasser zu sehen: Es war ein Grasland mit einem kurzen, federnden Grasteppich, und es war nichts zu hören als das Wispern der Luft über den Bergrücken und hoch oben einzelne Schreie fremdartiger Vögel. Allmählich stieg die Sonne höher, und es wurde heiß. Jedes Mal, wenn sie einen Kamm erklommen, schien die Briseschwächer geworden zu sein. Als sie einen Blick auf das Land im Westen werfen konnten, sah es aus, als rauchte der Wald, als verdampfte der gefallene Regen wieder auf Blatt und Wurzel und Erde. Ein Schatten lag jetzt über dem Rande des Blickfelds, ein dunkler Dunst, über dem der Himmel wie eine blaue Haube war, heiß und schwer.
    Gegen Mittag kamen sie zu einem Berg, dessen Gipfel breit und eben war wie eine flache Untertasse mit einem grünen, aufgebogenen Rand. In dieser Mulde regte sich kein Lüftchen, und der Himmel schien bis zu ihren Köpfen zu reichen. Sie ritten hindurch und schauten nach Norden. Dann wurde ihnen leicht ums Herz, denn es schien, dass sie schon weiter gekommen waren, als sie erwartet hatten. Gewiss war die Aussicht jetzt dunstig, und die Entfernungen mochten täuschen, doch konnte kein Zweifel bestehen, dass die Höhen nun ein Ende nahmen. Ein langes Tal lag zu ihren Füßen, das sich nach Norden hinzog bis zu einer Lücke zwischen zwei steilen Hängen. Dahinter schienen keine Berge mehr zu sein. Genau nördlich konnten sie schwach eine lange dunkle Linie erkennen. »Das ist eine Baumreihe«, sagte Merry, »und das muss die Straße sein. Auf viele Meilen östlich der Brücke wachsen Bäume an der Straße. Es heißt, sie seien schon in alter Zeit gepflanzt worden.«
    »Großartig«, sagte Frodo. »Wenn wir es heute Nachmittag so gut machen wie heute Morgen, werden die Höhen hinter uns liegen, ehe die Sonne untergeht, und dann werden wir weiterziehen und uns einen Lagerplatz suchen.« Aber während er noch sprach, wandte er seinen Blick nach Osten und sah, dass die Berge auf dieser Seite höher waren und auf sie herabschauten; und all diese Berge waren von Grabhügeln gekrönt, und auf manchen standen senkrechte Steine, die emporragten wie zackige Zähne aus grünen Kieferknochen.
    Dieser Anblick war einigermaßen beunruhigend; so wandten sie sich ab von dieser Seite und gingen hinunter in die kreisrunde Senke. In ihrer Mitte stand ein einzelner hoher Stein in der Sonne und warf zu dieser Stunde keinen Schatten. Er war formlos und doch bedeutungsvoll; wie eine Landmarke oder ein mahnender Finger oder eher wie eine Warnung. Aber sie waren jetzt hungrig, und die Sonne stand noch hoch im gefahrlosen Süden; so setzten sie sich mit dem Rücken zur Ostseite des Steins. Er war kühl, als ob die Sonne nicht die Kraft hätte, ihn zu wärmen; aber zu dieser Zeit war das noch angenehm. Sie aßen und tranken und hatten ein so gutes Mittagsmahl unter freiem Himmel, wie man es sich nur wünschen konnte; denn ihre Wegzehrung stammte von »unten unterm Berg«. Tom hatte sie reichlich mit allem für den Tag versorgt. Ihrer Last ledig, streunten die Ponys über das Gras.
    Über die Berge reiten, sich satt essen, die warme Sonne und der Duft des Grases, ein bisschen zu lange liegengeblieben, die Beine ausgestreckt und inden Himmel über ihren Nasen geschaut: Das ist vielleicht genug, um zu erklären, was geschah. Wie dem auch sei: Plötzlich und unbehaglich erwachten sie aus einem Schlaf, den sie gar nicht vorgehabt hatten. Der aufrecht stehende Stein war kalt, und er warf einen langen, bleichen Schatten, der sich ostwärts über sie erstreckte. Die Sonne, ein blasses und wässriges Gelb, schimmerte durch den Nebelschleier gerade über den Westwall der Senke, in der sie lagen; im Norden, Süden und Osten war der Nebel jenseits dieses Waldes dicht, kalt und weiß. Die Luft war still, schwer und kühl. Ihre Ponys standen mit gesenkten Köpfen eng zusammengedrängt.
    Die Hobbits sprangen erschreckt auf und rannten zum westlichen Rand. Sie entdeckten, dass sie sich auf einer Insel im Nebel befanden. Und als sie voll Entsetzen auf die untergehende Sonne blickten, versank sie vor ihren Augen in einem weißen Meer, und ein kalter grauer Schatten stieg hinter ihnen im Osten auf. Der Nebel zog sich an

Weitere Kostenlose Bücher