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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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mitten in der Geschichte: und zu seiner eigenen Verblüffung zog Frodo das Kettchen aus der Tasche, machte den Ring los und reichte ihn Tom ohne Zögern.
    Der Ring schien größer zu werden, als er einen Augenblick auf seiner kräftigen, braunhäutigen Hand lag. Dann hielt Tom ihn mit einem Mal ans Auge und lachte. Eine Sekunde hatten die Hobbits einen sowohl komischen als auch erschreckenden Anblick, als seine leuchtenden blauen Augen durch einen goldenen Kreis glänzten. Dann steckte Tom den Ring auf die Spitze seines kleinen Fingers und hielt ihn hoch ins Kerzenlicht. Zuerst fiel den Hobbits nichts Sonderbares daran auf. Dann hielten sie den Atem an. Tom wurde nicht unsichtbar!
    Tom lachte wieder, und dann ließ er den Ring in der Luft herumwirbeln – der wie ein Blitz verschwand. Frodo stieß einen Schrei aus – und Tom beugte sich vor und gab ihn lächelnd zurück.
    Frodo sah ihn sich genau und ziemlich argwöhnisch an (wie jemand, der einem Taschenspieler ein Schmuckstück geliehen hatte). Es war derselbe Ring, oder wenigstens sah er genauso aus und fühlte sich genauso schwer an: Denn Frodo war es immer so vorgekommen, dass der Ring seltsam schwer in der Hand wog. Aber irgendetwas veranlasste ihn, sich zu vergewissern. Vielleicht war er eine Spur ärgerlich auf Tom, dass er anscheinend etwas so leichtnahm, was selbst Gandalf so gefährlich wichtig fand. Er wartete auf eine Gelegenheit, als das Gespräch wieder in Gang war und Tomeine alberne Geschichte von Dachsen und ihrem seltsamen Gehabe erzählte – dann streifte er den Ring auf.
    Merry drehte sich zu ihm und wollte etwas sagen, stutzte und unterdrückte einen Ausruf. Frodo war entzückt (in gewisser Weise): Es war wirklich sein Ring, denn Merry starrte fassungslos auf seinen Stuhl und konnte ihn offenbar nicht sehen. Er stand auf und schlich leise vom Kamin zur Tür.
    »He da!«, rief Tom und schaute ihm mit einem höchst sehenden Ausdruck in seinen leuchtenden Augen nach. »He! Komm, Frodo. Wohin willst du denn? So blind ist der alte Tom Bombadil denn doch nicht. Nimm deinen goldenen Ring ab! Deine Hand ist hübscher ohne ihn. Komm zurück. Gib das Spiel auf und setz dich neben mich! Wir müssen uns noch eine Weile unterhalten und über morgen nachdenken. Tom muss euch den richtigen Weg weisen und eure Füße davor bewahren, in die Irre zu gehen.«
    Frodo lachte (und versuchte, erleichtert zu sein), nahm den Ring ab und setzte sich wieder hin. Tom sagte ihnen nun, er schätze, dass am nächsten Tag die Sonne scheine, und es werde einen schönen Morgen und einen hoffnungsvollen Aufbruch geben. Doch täten sie gut daran, sich früh auf den Weg zu machen; denn das Wetter in dieser Gegend sei etwas, das selbst Tom nicht lange voraussagen könne, und manchmal ändere es sich schneller, als er seine Jacke ausziehen könne. »Ich bin kein Wettermeister«, sagte er, »und das ist keiner, der auf zwei Beinen geht.«
    Auf seinen Rat hin beschlossen sie, von seinem Haus aus fast genau nach Norden zu gehen, über die westlichen und niedrigeren Abhänge der Höhen: Auf diese Weise könnten sie hoffen, die Oststraße in einem Tag zu erreichen und die Hügelgräber zu vermeiden. Er sagte ihnen, sie sollten keine Angst haben – sondern sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.
    »Haltet euch an das grüne Gras. Lasst euch nicht mit alten Steinen oder kalten Unholden ein, und späht nicht in ihre Häuser, sofern ihr nicht standhafte Leute seid und eure Herzen nie schwach werden!« Er sagte das mehr als einmal; und er riet ihnen, jeweils auf der Westseite von Hügelgräbern vorbeizugehen, falls sie einem zufällig nahe kämen. Dann lehrte er sie einen Reim, den sie singen sollten, falls sie am nächsten Tag durch ein Missgeschick in Gefahr oder Schwierigkeiten gerieten.
    He, Tom Bombadil! Tom Bombadonne!
    Hör den Ruf, eile her, bei Feuer, Mond und Sonne!
    Komm, bei Wasser, Wald und Flur, steh uns nun zur Seite!
    Komm, bei Weide, Schilf und Ried, aus der Not uns leite!
    Als sie ihm das alle zusammen nachgesungen hatten, schlug er jedem von ihnen lachend auf die Schulter, nahm Kerzen und geleitete sie in ihren Schlafraum.

ACHTES KAPITEL
    NEBEL AUF DEN HÜGELGRÄBERHÖHEN
    I n dieser Nacht hörten sie keine Geräusche. Aber Frodo vernahm ein zärtliches Singen, ob im Traum oder nicht, wusste er nicht zu sagen: ein Lied, das wie sanftes Licht hinter einem grauen Regenvorhang auftauchte, immer lauter wurde und den Schleier ganz in Glas und Silber

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