Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
den Wällen empor und hoch über sie hinweg, und während er stieg, neigte er sich über ihre Köpfe, bis er ein Dach wurde: Sie waren eingeschlossen in einer Nebelhalle, deren Mittelsäule der senkrechte Stein war.
    Sie hatten das Gefühl, in einer Falle gefangen zu sein; aber sie verloren den Mut nicht ganz. Noch erinnerten sie sich der hoffnungsvollen Aussicht auf die Straße vor ihnen, und sie wussten noch, in welcher Richtung sie lag. Jedenfalls hatten sie jetzt eine solche Abneigung gegen die Kühle bei dem Stein, dass ihnen der Gedanke gar nicht kam, dort zu bleiben. Sie packten zusammen, so schnell es ihre klammen Finger erlaubten.
    Bald führten sie ihre Ponys im Gänsemarsch über den Rand und den langen Nordhang des Berges hinab, hinunter in das Nebelmeer. Während sie abstiegen, wurde der Nebel kälter und feuchter, und das Haar hing ihnen in feuchten Strähnen über die Stirn. Als sie die Talsohle erreichten, war es so kalt, dass sie anhielten und ihre Mäntel und Kapuzen herausholten, die bald mit grauen Tropfen betaut waren. Dann schwangen sie sich auf ihre Ponys und ritten langsam weiter und tasteten sich vorsichtig nach dem Steigen und Fallen des Bodens voran. Sie hielten, so gut sie konnten, auf die torartige Öffnung am nördlichen Ende des langen Tals zu, die sie morgens gesehen hatten. Sobald sie einmal durch die Lücke waren, brauchten sie nur einigermaßen geradeaus weiterzugehen und mussten dann schließlich auf die Straße stoßen. Weiter als bis dahin dachten sie nicht, abgesehen von der vagen Hoffnung, dass vielleicht jenseits der Höhen kein Nebel mehr sein würde.
    Sie kamen langsam voran. Damit sie nicht voneinander getrennt würden und womöglich verschiedene Richtungen einschlügen, ritten sie hintereinander und Frodo vorneweg. Sam kam hinter ihm, nach ihm Pippin und dann Merry. Plötzlich sah Frodo ein hoffnungsvolles Zeichen. Auf beidenSeiten schimmerte es dunkel durch den Nebel; und er vermutete, dass sie sich endlich der Lücke zwischen den Bergen näherten, dem Nordtor der Hügelgräberhöhen. Wenn sie dort hindurch könnten, wären sie gerettet.
    »Kommt! Folgt mir!«, rief er zurück, und er eilte voran. Aber seine Hoffnung verwandelte sich bald in Bestürzung und Schrecken. Die dunklen Stellen wurden dunkler, aber sie wichen zurück; und plötzlich sah er unheilvoll zwei gewaltige, aufrecht stehende Steine über sich aufragen, die sich leicht zueinander neigten wie die Säulen einer kopfteillosen Tür. Er konnte sich nicht erinnern, irgendeine Spur von ihnen im Tal gesehen zu haben, als er am Morgen vom Berg aus hinabgeschaut hatte. Er war zwischen ihnen hindurchgeritten, fast ehe er es gemerkt hatte: und dabei schien die Dunkelheit über ihm zusammenzuschlagen. Sein Pony stellte sich auf die Hinterbeine und schnaubte und warf ihn ab. Als er sich umsah, merkte er, dass er allein war: Die anderen waren ihm nicht gefolgt.
    »Sam!«, rief er. »Pippin! Merry! Kommt her! Warum bleibt ihr nicht bei mir?«
    Es kam keine Antwort. Er wurde von Angst gepackt und rannte zurück an den Steinen vorbei und schrie wie wild: »Sam! Sam! Merry! Pippin!« Das Pony sprang in den Nebel davon und verschwand. Aus einiger Entfernung, oder so schien es ihm jedenfalls, glaubte er einen Schrei zu hören: »He! Frodo! He!« Der Schrei kam aus dem Osten, zu seiner Linken, als er unter den großen Steinen stand und in die Dunkelheit starrte. Er stürzte davon in der Richtung des Schreies und merkte, dass es steil bergauf ging.
    Während er sich hinaufarbeitete, rief er wieder und immer von neuem und immer lauter; aber eine Zeitlang hörte er keine Antwort, und dann schien sie ihm schwach und weit entfernt und hoch über ihm zu sein. »Frodo! He!«, drangen dünne Stimmen aus dem Nebel zu ihm; und dann ein Schrei, der wie Hilfe! klang, Hilfe! mehrmals hintereinander, und dann ein letztes Hilfe!, das in ein Wehklagen überging und plötzlich abbrach. Er stolperte vorwärts, so schnell er nur konnte, den Schreien entgegen; aber das Tageslicht war nun vergangen, und dichte Nacht umschloss ihn, sodass er gar keine Richtung mehr ausmachen konnte. Er schien die ganze Zeit immer nur bergan zu steigen.
    Erst als er ebenen Boden unter den Füßen spürte, erkannte er, dass er schließlich den Gipfel eines Grates oder Berges erreicht hatte. Er war müde, schwitzte und fror trotzdem. Es war nun vollkommen dunkel geworden.
    »Wo seid ihr?«, rief er unglücklich.
    Es kam keine Antwort. Er stand und lauschte.

Weitere Kostenlose Bücher