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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Yar«, flüsterte der junge Mann namens Klion. »Er hat die Geschichte über Braston erzählt.«
    »Was für ein Ruf?«, erkundigte sich Rostigan.
    Der Fadenwirker zog eine Augenbraue hoch. »Ist die Nachricht hier noch nicht verbreitet worden?« Er blickte Klion an. »Du … ich habe dir doch gesagt, du sollst den Bürgermeister benachrichtigen.«
    Klion schluckte. »Ich … äh …«
    »Sei ihm nicht böse, Herr«, mischte sich Borry ein. »Er ist ein bisschen langsam.«
    »Ich wünschte, das wäre mir aufgefallen. Nun gut, also war es wohl klug, selbst zu kommen.« Der Fadenwirker räusperte sich. »Es soll verkündet werden, dass sich jeder, der kräftig und gesund ist, Althalas Reihen anschließen möge, wenn er willens dazu ist. Braston warnt davor, dass andere Wächter zurückgekommen sein könnten. So drohen uns vielleicht wieder die schlimmen alten Zeiten des Kriegs mit Karrak und seinen Spießgesellen.«
    Auf diese Neuigkeit reagierten die Anwesenden mit ängstlichem Flüstern.
    »Außerdem«, fuhr der Fadenwirker fort, »will Braston sich der Entflochtenen ein für alle Mal entledigen.«
    Das Murmeln wurde lauter. So weit im Süden hatten die Menschen vermutlich nie einen Entflochtenen zu Gesicht bekommen, aber das änderte nichts an ihrem Ruf.
    »Warum sollen wir sie aufsuchen?«, sagte ein alter Mann. »Lassen wir sie in Ruhe, rate ich. Was macht es uns schon aus, wenn sie in ihrem Tal bleiben.«
    »In ihrem Tal bleiben?«, fragte der Fadenwirker zurück. »Sag das den Flachländern, die unter den Raubzügen der Entflochtenen leiden. Sie stehlen die Leichen der Gefallenen, nehmen sie mit in ihr Tal und stellen grausame Dinge mit ihnen an. Habt ihr davon nichts gehört?«
    »Die Flachländer haben sich ihren Ort zum Leben selbst ausgesucht«, wandte der Alte ein. »Was dort geschieht, ist nicht unsere Schuld.«
    »Die Flachländer«, sagte der Fadenwirker, »haben die Entflochtenen aufgehalten, damit sie ihr Unwesen nicht bei uns treiben. Ihr solltet ein bisschen Respekt vor jenen haben, die für eure Sicherheit mit ihrem Leben bezahlen. Die Bedrohung ist groß, und man muss sich ihr entgegenstellen, aber die Flachländer können den Pass nicht allein stürmen.« Er sah Rostigan an. »Du hast schon einmal gegen die Entflochtenen gekämpft, Schädelspalter?«
    Rostigan nickte.
    »Wirst du dem Ruf erneut folgen?«, fragte der Fadenwirker.
    Rostigan öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort hervor. Oh, so hatte er sich das nicht vorgestellt. Er wünschte sich zurück in die Wildnis, wo er auf der Suche nach Purpurmoos Steine umdrehen konnte.
    »Natürlich geht Rostigan nach Althala«, verkündete Tarzi. Ihre Augen glänzten im Feuerschein. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Und wenn andere auch der Meinung sind, Aorn sollte nicht zerstört werden, fordere ich sie auf, sich uns anzuschließen. Wir brechen bei Tagesanbruch an der Nordstraße auf.«
    Es gab einige Willensbekundungen, aber Rostigan wusste, am nächsten Tag würden die meisten mit schwerem Kopf einen Rückzieher machen. Dennoch war er von Tarzi überrascht. Dieses Pflichtbewusstsein hatte er erst ein- oder zweimal bei ihr erlebt. Vielleicht hatte er sie falsch eingeschätzt – nur weil sie gern im Mittelpunkt stand und gutes Gold verdiente, war sie nicht gleich ein Ausbund an Selbstsucht.
    »Wenn die Wächter tatsächlich zurückgekehrt sind«, fuhr sie fort, »dann sind wir alle bedroht. Ihr kennt die Geschichten darüber, welches Leid sie über Aorn gebracht haben, als sie sich gegenseitig bekämpften. In diesem Augenblick könnte Karrak irgendwo sein Heer sammeln. Wenn wir nicht Futter für seine Krähen werden wollen, müssen wir kämpfen.«
    Erneut war Rostigan überrascht. Er hatte nicht gedacht, dass Tarzi die Verwicklungen der Ereignisse erkennen würde, doch das war kurzsichtig gewesen. Sie verdiente sich ihren Lohn mit ihrem Wissen über Geschichte und Legenden, und sie wusste nur zu gut, was auf sie zukommen konnte.
    »Was ist mit den guten Wächtern?«, fragte Klion. »Die werden uns doch bestimmt retten?«
    »Ach ja?«, erwiderte Tarzi. »Wenn du das glaubst, dann solltest du hierbleiben und die Hände in den Schoß legen. Ich sage dir was: Auch gute Wächter brauchen Hilfe. Warum sonst ruft Braston ein Heer zusammen, wenn er allein für Abhilfe sorgen könnte? Lasst euch nicht täuschen, gute Leute: Selbstgefälligkeit ist gleichbedeutend mit Untergang. Silberstein ist verschwunden! Wollt ihr, dass es bei dieser

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