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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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auf ihn zu und zerschlitzte die Seide am Flügel. Das Wesen schnappte nach ihm und biss zu. Es sah aus, als würde das Untier gefüttert, doch der leere Körper des Wesens hatte keinen Bauch. So tränkte nur Blut die weiße Seide. Der Rachen schüttelte seine Beute, um so viel wie möglich in sich aufzunehmen.
    Ein roter Seidenrachen war ein glücklicher Seidenrachen.
    Ein Brandpfeil traf ihn in die Seite, setzte ihn jedoch nicht in Flammen, da die durchtränkten Stränge bereits zu feucht waren.
    »Ich habe ihm gesagt, die Fadenwirker seien am besten«, murmelte Rostigan und wandte sich ab. Er konnte den Seidenrachen selbst angreifen und ihn auch töten, aber es war eine Menge Schlitzerei, bis von dem Untier nur noch ein Haufen Knochen und Flusen übrig bleiben würde. Gegen die Entflochtenen konnte er in gleicher Zeit mehr ausrichten, denn die ließen sich weit schneller töten.
    Er marschierte geradewegs ins schlimmste Gemetzel, wo sich die Leichen bereits stapelten. Entflochtene stoben auseinander, viele hatten es jetzt mit mehreren Gegnern zu tun. Rostigan nahm sich diejenigen vor, die Schwerter aus dem Weg schlugen wie Stöcke, natürlich nur, bis sie auf ihn trafen. Stets zielte er auf die Köpfe, denn sie trugen weder Helm noch Schild, und keine Waffe konnte gegen sein Schwert bestehen. Er ging schnell und methodisch vor, wieder und wieder spaltete er Schädel mit mächtigen Hieben von oben herab. Bald trug er selbst erste Wunden davon, und an manchen Stellen war seine Rüstung schmerzhaft nach innen gewölbt. Er wusste, dass er an der Seite blutete, dass Metallsplitter in seinem Fleisch steckten.
    Am Himmel fielen Seidenrachen auseinander, als die Fadenwirker die Magie auflösten, die sie zusammenhielt. Einer stieß noch auf ihn herab, als sich die Flügel und Knochen schon voneinander lösten. Rostigan trat zur Seite, als der Rachen sich in den Boden bohrte, und hob fast mitleidig den Kopf, als die letzten Fasern verschwanden. Viele dieser Ungeheuer blieben jedoch in der Luft. Sie auseinanderzunehmen brauchte seine Zeit, wie Rostigan wusste, und außerdem war dazu nicht jeder Fadenwirker in der Lage. Manche setzten stattdessen Feuer ein und schickten dünne Feuerschlangen los, und auch Brandpfeile flogen in die Höhe. Hier und dort loderten plötzlich weiße Schemen auf, wenn die Rachen Feuer fingen.
    Ein Stück hinter ihm machte Loppolo seinen Männern Mut und schwenkte inmitten dichter Reihen von Wachen und Fadenwirkern sein Schwert. Kein Feind kam auch nur in seine Nähe. Dann folgten einige Sturzflugattacken von Seidenrachen, bei denen sich die Reihen lichteten und Tursa vom Pferd geworfen wurde. Das Ross des Königs trabte ein Stück davon, die Soldaten schlossen den Kreis wieder. Dabei entfernte sich die Truppe von Tursa. Der fette Berater hob auf der aufgewühlten Erde benommen den Kopf.
    Rotsträhne schritt mit fanatischem Grinsen durch das Getümmel. Tursa entdeckte ihn und erhob sich. In seinen Augen blitzte Todesangst auf. Rotsträhne kam auf ihn zu und rieb sich die Hände. Tursa blickte sich verzweifelt um.
    »Rostigan!«, jammerte er. »Hilfe!«
    Rostigan lief bereits auf Rotsträhne zu, der den Kopf drehte, um zu sehen, wer da kam. Geschickt wich der Entflochtene einem mächtigen Hieb aus, der wiederum Rostigan wegen des Schwungs ins Stolpern brachte. Rotsträhne tänzelte um ihn herum in seinen Rücken, und Rostigan spürte, wie sich eiserne Finger um seine Kehle schlossen. Er drehte sich und schwang herum, damit Rotsträhne den Boden unter den Füßen verlor. Der Entflochtene wog wenig, aber er klammerte sich fest.
    »Ich weiß nicht, was du bist, Krieger«, hörte Rostigan seine Stimme im Ohr, während der Griff noch fester wurde, »aber sicherlich wirst du sterben, wenn man dir den Kopf vom Rumpf trennt, so wie alle anderen auch.«
    Rostigan sah Sterne vor den Augen und stach mit dem Schwert unbeholfen über die Schulter nach hinten. Rotsträhne verlagerte das Gewicht, um dem Hieb auszuweichen.
    »Oh, halte mich«, lachte Rotsträhne kehlig und wirbelte um Rostigan herum, wodurch er ihn immer wieder aus dem Gleichgewicht brachte. »Umarme mich, warum liebst du mich nicht?«
    Rostigan ließ das Schwert fallen und griff sich an die Kehle, um die Finger des Entflochtenen zu lösen. An dem tiefen Ort in ihm erlosch die kleine Flamme.
    »Du bist stark«, sagte Rotsträhne und grub die scharfen Nägel in sein Fleisch. »Aber ich glaube, ich schaffe es. Ich schaffe es!«
    Rostigan schnappte nach

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