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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Laufbursche, gekommen, um mir zur Rückkehr auf seine Seite zu raten? Ich werde dort hingehen, am Ende. Ich lasse mir einfach Zeit.«
    »Nein«, entgegnete Salarkis. »Ich bin niemandes Lakai.«
    Despirrow lachte spöttisch.
    »Ich schätze, man könnte sagen«, fuhr Salarkis fort und ignorierte die Schmähung, »dass ich mir ebenfalls Zeit lasse. Was nicht bedeutet, dass ich in der Zwischenzeit nicht auf meine Kameraden achtgeben kann. Die Diebin ist tot …«
    »Dann ist es also wahr.«
    »… getötet von Karrak …«
    Despirrow verzog das Gesicht.
    »… sodass nur du, ich und Forger als … Verbündete übrig bleiben. Die Chancen stehen also nicht so gut für uns, wie dies einst der Fall war, Despirrow. Ich kann nur hoffen, dass Mergan wahnsinnig genug ist, um unseren Feinden nicht zu helfen.«
    »Mergan? Wahnsinnig?«
    »Er war dreihundert Jahre in Regrets Grabmal eingesperrt.«
    »Woher weißt du das alles? Hast du irgendwelche Gespräche geführt, von denen ich wissen sollte?«
    »Manchmal«, sagte Salarkis augenzwinkernd, »wissen diejenigen, denen ich zuhöre, nicht, dass ich da bin.«
    Er machte eine spöttische kleine Verbeugung und löste sich auf.
    Die Hochzeitsgesellschaft wurde lauter, und Despirrow begriff, dass sie auf ihn zukam, zweifellos um die Feier in der Stadt fortzusetzen.
    Er wandte sich ab, weil er nicht sehen wollte, was ihm verwehrt worden war.
    Als Yalenna auf dem Weg durch die Burg zu ihren Quartieren war, tauchte Hauptmann Jandryn vor ihr auf. Er war in die gleiche Richtung unterwegs wie sie. Sie ging eine Weile hinter ihm her, ohne dass er sie bemerkte. Für einige friedliche Augenblicke fielen alle anderen Gedanken von ihr ab, während sie seine wohlgeformten Waden bewunderte. Dann schaute er sich um und sah sie, und die Spur des Lächelns verschwand von ihren Lippen.
    »Herrin.« Er blieb stehen, um auf sie zu warten.
    »Hallo, Jandryn.«
    Er schloss sich ihr an. »Ich war gerade auf dem Weg zu dir.«
    »Ach ja? Was sollte ich wissen?«
    »Ähm …« Er sah sich um. Sie fragte sich, ob es ihn ängstlich machte, ihr Bericht zu erstatten, da sie ja offiziell keine Stellung bei Hof innehatte. »Ich wollte nur sehen, ob du … irgendetwas erledigt haben wolltest?«
    »Tatsächlich«, antwortete sie, »frage ich mich, ob es irgendwelche Nachrichten über Despirrow gegeben hat? Wir hoffen, ihn aufzuspüren.«
    »Nichts, wovon ich wüsste, Herrin.«
    »Braston hat die Fadenwirker bereits instruiert, die Ohren offen zu halten, aber wenn du irgendetwas hörst, komm zuerst zu mir. Vor allem, wenn es um seltsame Vergewaltigungen und Angriffe auf Frauen geht.«
    Ihre Worte machten ihn unbehaglich. »Das werde ich tun, Herrin.«
    »Gut. Und nun, wenn du mich entschuldigen willst, ich bin recht müde.«
    »Natürlich.«
    So abrupt entlassen, machte Jandryn etwas verlegen kehrt. Yalenna lächelte ein wenig über sein Unbehagen und fand es irgendwie liebenswert.
    Sie erreichte ihr Quartier, und als sie eintrat, fand sie Salarkis in ihrem Sessel am Fenster vor.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn.
    Salarkis bedachte sie mit einem hohlen Blick. »Despirrow ist in Saphura«, erklärte er. »Ich dachte, du würdest das gern wissen.«
    Dann verschwand er, wie es zu seiner aufreizenden Gewohnheit geworden war.

WELKES LAUB
    Vor ihm lag die Brücke, und Braston ging voran. Es war ihm wichtig, dachte Rostigan, als Erster zu gehen, kühn zu sein. Vielleicht war es ihm aber auch angeboren, geschah instinktiv. So oder so, lass ihn gewähren.
    Unter ihren Füßen sprudelte der Lumin munter durch die Schlucht und brachte ihn irgendwie in Kontakt mit dem tiefen Ort – mit all den Flüssen, die er je überquert hatte, als sei Wasser das, was alles verband. Seine Haut kribbelte, und er fühlte sich lebendig; die Sonne auf seinen Gliedern, der kühle Dunst, der sich von unten erhob, der Geruch grüner Blätter, all die simplen Gefühle trugen dazu bei, einen Augenblick beinahe schmerzlich inniger Verbundenheit zu schaffen. Es war tröstlich zu wissen, dass es Kräfte auf der Welt gab, die größer und älter waren als er, die sich seiner Kontrolle entzogen.
    »Kommst du?«
    Dies war Yalenna, die mit leisen Worten zu ihm sprach, und ihm wurde bewusst, dass er am Ende der Brücke verweilt hatte, als würde der letzte Schritt Dinge verändern. Er tat ihn, und es geschah. Der Friede fiel von ihm ab, als er sich daran erinnerte, was sie hier vorhatten.
    Sie gingen den Pfad entlang und an einem Hügel vorbei, in dem ein

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