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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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gewaschenen Kleidern verschwitzt wirkte, beobachtete sie mit hoffnungsvollen Augen.
    »Darf es etwas sein, meine Dame?«
    »Ich brauche Informationen«, sagte Yalenna.
    »Oh.« Er war sichtlich enttäuscht. Ein Segen sank in ihn hinein – Ratten werden niemals aus deiner Speisekammer stehlen. Er ahnte nicht, dass ihn ihre Begegnung viel reicher machte, als ein paar verkaufte Fische es vermocht hätten.
    Außerdem warf Yalenna ihm einige Münzen auf die Theke.
    »Nun, meine Dame.« Er steckte das Geld schnell ein. »Das ist sehr großzügig. Was möchtest du denn wissen?«
    »Hat es in den letzten ein oder zwei Tagen hier irgendwelche Überfälle gegeben?«
    »Ah …« Der Mann runzelte die Stirn. »Zwei Burschen haben einander ziemlich schwer verprügelt, drüben vor der Geronnenen Sau.«
    »Überfälle auf Frauen.«
    »Hm? Oh, nichts Derartiges. Saphura mag einen schlechten Ruf haben, aber es gibt hier jede Menge gut bezahlter Wachen, die dafür sorgen, dass seinen Bewohnern nichts zustößt! Ganz gleich, womit sie ihr Geld verdienen.«
    »In diesem Fall, wo ist das beste Hurenhaus der Stadt?«
    Er zog gleich die Augenbrauen hoch.
    »Das kommt darauf an. Welche Art von … Geschmack … muss denn befriedigt werden?«
    »Der Geschmack eines Mannes an schönen Frauen.«
    »Ich verstehe.« Er beäugte sie jetzt auf eine andere Weise – vielleicht dachte er, dass sie eine Anstellung suchte. »Das wäre der Seidene Handschuh. Ein Stück die Straße entlang auf der rechten Seite – das Schild ist unübersehbar.«
    »Vielen Dank«, antwortete sie und nahm sich ein paar von den Beeren.
    Wie der Fischhändler gesagt hatte, war der Seidene Handschuh nicht weit entfernt. Eine lockende Hand, darauf der Name in Silber, bildete das Schild des Etablissements, die Tür war aus Stahl mit spiraligen Verzierungen, und im Erdgeschoss gab es keine Fenster. Sie sprach den untersetzten Türsteher an, der draußen stand, eine Armbrust auf dem Rücken.
    »Darf ich eintreten?«, fragte sie.
    Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Die Herrin sucht gegenwärtig nicht nach weiteren Damen – obwohl eine wie du keine Probleme haben sollte, anderswo Arbeit zu finden.«
    »Ich bin nicht wegen der Arbeit hier – ich suche nach einem Freund, vielleicht hast du ihn gesehen? Er kleidet sich sehr gut, wie ein Höfling …«
    »Die Leute kleiden sich auf alle möglichen Arten«, unterbrach er sie, »und unsere Gäste werden niemals gestört, aus keinem Grund, Höflichkeitsbesuche eingeschlossen.«
    Sein Tonfall war ein wenig unangenehm geworden, und sie hatte das Gefühl, dass er seinen Segen – möge dir nie wieder schlecht werden – nicht verdiente. Mit einem fast unmerklichen Zucken des Handgelenks griff sie nach seinem Stiefel, und er ächzte überrascht, als er, scheinbar freiwillig, aus dem Weg trat.
    »Was?«, fragte er, dann dämmerte ihm die Erkenntnis. »Du bist eine Fa…«
    Eine kleine Gebärde, und seine Lippen schlossen sich.
    »Bleib einfach für ein Weilchen hier draußen«, befahl sie ihm, »und sei still.«
    Sie ging an ihm vorbei und schob sich durch die Tür.
    Die Eingangshalle des Seidenen Handschuhs war durch einige Kerzen und Laternen nur schwach beleuchtet. Auf weichen Sofas saßen Männer, denen mögliche Partnerinnen vorgestellt wurden. Von einer erhöhten Theke aus überwachte eine ältere Frau das Geschehen. Sie trug ein violettes Rüschenkleid und verströmte immer noch einen gewissen Glanz, obwohl bemalte Lippen und geschminkte Wangen ihre eingesackte Haut nicht verbergen konnten.
    Ihre Augenbrauen zuckten, als Yalenna sich ihr näherte. »Hallo. Du bist keine von unseren?«
    »Ich suche nach einem Mann.«
    Die Bordellbesitzerin runzelte die Stirn. »Warum hat Gosk dich hereingelassen? Er hätte dir sagen müssen, dass wir keine Frauen bedienen …«
    »Einen speziellen Mann«, verdeutlichte Yalenna. »Einen hochgewachsenen Burschen, dünn, wahrscheinlich gut gekleidet, mit einer Vorliebe für feinen Wein.«
    Die Augen der Puffmutter glitzerten – sie wusste etwas. »Ich muss dich bitten zu gehen«, sagte sie und sah zu einer dunklen Ecke hinüber, in der ein weiterer Kraftprotz wartete. Yalenna griff über die Theke und packte sie am Handgelenk.
    »Ruf ihn nicht«, murmelte sie mit leiser Stimme. Ein Segen übertrug sich auf die Frau – mögest du niemals die Kälte deines Morgenbades spüren. »Hör mir zu. Ich bin eine mächtige Fadenwirkerin. Wenn du mir nicht sagst, was ich zu wissen begehre, werde ich dir eine

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