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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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auf die Öffnung zustieß – wie sehr er es hasste, von der Barriere abzuprallen, die ihn hier gefangen hielt, wie sehr er es hasste zu wissen, wie stark und undurchdringlich sie war –, aber plötzlich war er durch, fiel auf die Knie in dem flammenden Licht und versuchte, den Schmerz wegzublinzeln, den es ihm in die Augen trieb.
    »Mergan!«, rief Braston und kniete sich neben ihn. »Bei der Großen Magie, was ist dir widerfahren?«
    Und dann war Yalenna auf seiner anderen Seite; sie weinte und versuchte, ihn hochzuheben. Er spürte ihre Wirklichkeit, ihre Brust, die sich gegen ihn drückte, ihre Arme, weich und tröstlich. Ihre Tränen fielen ihm auf die Wangen, rannen hinunter, um in die Risse seiner Lippen zu gleiten, und sie brachten das Brennen von Salz mit sich. Er prustete, als hätte er einen Fluss verschluckt.
    Waren sie real?
    Waren sie real?
    Er nahm all seine Konzentration zusammen, arbeitete an seinem Klumpen von einer Zunge und versuchte, einen Laut zu formen.
    »Wa…«
    »Was ist das, Mergan?«, fragte Braston und fasste ihn an den Schultern. »Was versuchst du, uns zu sagen?«
    »Wa…sser …«, brachte er hervor.
    »Wasser!« Braston schrie beinahe, und das Geräusch durchstach Mergans Ohren – so nah, so real! Im nächsten Moment wurde ein Schlauch an seinen Mund gehalten, und bevor er wusste, wie ihm geschah, strömte Wasser durch seine Kehle. Er hustete und schluckte gierig.
    »Sei sanft!«, sagte Yalenna, aber Mergan packte Braston am Handgelenk und ließ nicht los, bis ihm alles Wasser in den Mund oder über die Brust gelaufen war. Er hatte niemals etwas so Frisches gekostet.
    Er würde jeden Moment erwachen, das wusste er, zurück in der Dunkelheit, so ausgedörrt wie nur je.
    Jämmerlich weinend ließ er Brastons Handgelenk los.

WOHIN SIE GINGEN
    Soldaten saßen an den langen Holztischen in der Speisehalle der Kaserne, und das Summen ihrer Gespräche erfüllte die Luft.
    »Das war auch schon mal besser«, murmelte der Mann neben Rostigan und ließ braunen Eintopf von seinem Löffel zurück in die Schale fallen.
    »Das liegt an dem neuen Lager«, sagte die Frau gegenüber. »Die Vorräte werden gestreckt, und einige unserer Köche sind dorthin geschickt worden.«
    »Pah«, machte der Mann. »Zu den Kindern, die noch grün hinter den Ohren sind.«
    »Vielleicht bist du schon bald dankbar für sie«, warf Tarzi von Rostigans anderer Seite ein.
    Sie hatte seine Bitte bisher respektiert – sich bedeckt zu halten, während sie versuchten, sich ein Bild von der Lage zu machen, auf keinen Fall an die große Glocke zu hängen, dass er ein Held war – aber es schien, als wäre ihre Geduld langsam erschöpft.
    »Und wer bist du?«, fragte der Mann sie. »Wie ein Soldat siehst du nicht aus, und mit Sicherheit habe ich dich noch nie zuvor hier gesehen. Ich würde mich daran erinnern«, sagte er, während er sie lüstern angrinste.
    »Immer schön langsam«, mahnte Rostigan, wischte sich den Mund ab und musterte seinen Nachbarn bedächtig. Der Mann bemerkte seine steinerne Miene, wollte noch etwas hinzufügen und besann sich dann eines Besseren.
    »Es sind auch nicht nur Kinder, wie du sie nennst«, stellte Tarzi fest. »Es sind jede Menge Menschen aus allen möglichen Lebensverhältnissen, die gekommen sind, weil ihnen Aorn wichtig ist.«
    »Ha!«, sagte der Mann. »Märchen und Fantasien haben die Leute verrückt gemacht. Ich will dir eins sagen – Wächter hin, Wächter her, ich würde gern das Heer sehen, das Althala einnehmen kann!«
    Draußen setzten Schreie ein. Zuerst eine Stimme, kaum hörbar … dann zwei, drei, und weitere fielen ein, und sie alle schrien Mord und Brand.
    »Wind und Feuer«, murmelte Tarzi ängstlich, »was ist das?«
    Einige Soldaten standen auf und sahen sich unsicher um. Ein Offizier ging zu den Türen, die auf den Platz draußen führten. Sie krachten auf, bevor er sie erreichte, und ein weiterer Soldat kam hereingestolpert. Sein Helm hing ihm halb vom Kopf, und Blut rann ihm übers Gesicht. Ein weißes Ungeheuer kam hinter ihm her und fuhr ihm mit seinen klauenbewehrten Flügelspitzen über den Rücken.
    »Seidenrachen«, murmelte Rostigan.
    »Zu den Waffen!«, rief jemand, und Soldaten umschwärmten die Kreatur. Sie öffnete ihre Flügel zu ihrer vollen Spanne und schlug mit ihnen, um Windstöße auszusenden. Rostigan rannte zu dem Kamin an der Kopfseite des Saals und nahm ein brennendes Scheit heraus. Ohne auf die Glut auf seiner Haut zu achten, sprang er auf

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