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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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wird alles gut werden.
    Jetzt, da er sein Ziel erreicht hatte, musste er zunächst sein weiteres Vorgehen planen. Ohne zu wissen, wie lange die Erstarrung dauern würde, dachte er über den bevorstehenden Mehrfachangriff der Seidenrachen nach und fragte sich überdies, ob die Frau ihr Gleichgewicht wahren oder abstürzen würde. Dann fiel ihm das gefrorene Feuer ein, das er bei sich hatte, und er lächelte.
    Der Seidenrachen, der am nächsten war, hatte die Kiefer weit geöffnet, bereit, nach der Frau zu schnappen. Rostigan zielte sorgfältig und warf die Fackel, die der Kreatur genau wie vorgesehen in den offenen Rachen rutschte. Die Seide der Kreatur war ein wenig gerötet, aber mit etwas Glück würde das Feuer noch genug trockene Seide finden, um sich schnell auszubreiten.
    Er nahm seinen Gürtel ab und knotete ihn an seine Hose, dann band er das andere Ende um die freie Hand der Frau und fesselte sie damit fest an sich. Er positionierte sich vor dem Rachen auf dem Dach und hob sein Schwert. Wenn die Zeit weiterlief, würde es ohne Vorwarnung geschehen, daher musste er bereit sein.
    Während er wartete, gingen seine Gedanken eigene Wege. Er hatte seine Kräfte benutzt, nicht wahr, auf dem Platz, bei den Soldaten. So lange hatte er sie ruhen lassen – mit der einen notwendigen Ausnahme, Loppolo davon zu überzeugen, zu den Feldern von Ilduin zu marschieren –, und dann, ohne irgendeinen Hinweis auf einen inneren Konflikt, hatte er sie wieder entfesselt. Warum? Wegen der anderen Wächter?
    Er hatte seine eigenen Fähigkeiten nicht genutzt, weil er der Großen Magie keinen weiteren Schaden zufügen wollte. Aber das würde jetzt ohnehin geschehen, mit oder ohne sein Zutun, weil die anderen Wächter tun würden, was immer ihnen gefiel. Wenn er beabsichtigte, diese Konfrontation zu überstehen, war es vielleicht vermessen zu glauben, das könne ihm allein mit seinen Fähigkeiten als Sterblicher gelingen. Doch es war nicht der einzige Grund, warum er seine Kräfte jetzt wieder nutzte. Dazu kam, dass diese absolute Ausnahmesituation, die jetzt eingetreten war, nach außergewöhnlichen Taten verlangte. Wenn er so viele Menschen wie möglich retten wollte, war es dann nicht natürlich, dafür jedes notwendige Mittel einzusetzen? Es bedeutete nicht, dass er seine Abstinenz zur Gänze aufgab, aber es musste Ausnahmen geben.
    … so viele Menschen wie möglich retten …
    Er riskierte einen Blick gen Himmel. Waren Krähen in der Nähe? Wahrscheinlich hatten sie sich versteckt, wenn es hier überhaupt welche gab. Er konnte sie nicht spüren, während die Zeit stillstand und seine Magie eingefroren war wie das Feuer.
    Er würde einfach abwarten müssen.
    Zumindest würde Tarzi ihn nicht vom Boden verschwinden und auf dem Dach wieder auftauchen sehen, denn sie war noch nicht um die letzte Ecke herumgelaufen. Sie war ihm jedoch dicht auf den Fersen gewesen, daher mochte sein plötzlicher Anblick hier oben sie wohl erschüttern. Wie lange würde er imstande sein, seine Geheimnisse vor ihr zu wahren?
    Urplötzlich setzten alle Bewegungen wieder ein. Der Rachen vor ihm, im letzten Augenblick noch erpicht darauf, sich auf die Frau zu stürzen, wurde von Rostigans plötzlichem Auftauchen irritiert. Die Frau jaulte auf, als er sie mit seinem Schwung vom Rand des Daches wegzerrte, während er sein Schwert niedersausen ließ, dem Seidenrachen mitten durchs Gesicht, und die Knochen zerschmetterte, die dem Kopf der Bestie Form gaben. Dann war ein Aufprall zu hören; er wirbelte herum und schob die Frau mit seiner freien Hand hinter sich. Der Seidenrachen, der die Fackel ins Maul bekommen hatte, klammerte sich an den Rand des Daches. Seine Schnauze bewegte sich hektisch in dem Versuch, das Feuer auszuspeien, das ihn verzehrte. Einer der anderen, die ihm folgten, rammte ihn von hinten. Sie stürzten zusammen ab und hinterließen eine Spur glühender Fäden. Der letzte schaffte es, ihnen auszuweichen, und landete unbeholfen auf dem Dach.
    Die Frau war jetzt in Panik und zerrte an Rostigan, um irgendwie freizukommen. Mit der einen Hand hielt sie ihren Säugling, mit der anderen war sie an Rostigan gefesselt.
    »Es ist ein simpler Knoten!«, blaffte Rostigan. »Binde ihn auf und dann runter vom Dach mit dir!«
    Einen Moment später löste sich der Gürtel, und er wusste, dass sie Erfolg gehabt hatte. Als der letzte Rachen angriff, hörte er, wie sie sich über eine Treppenflucht nach unten zurückzog.
    Auf der Straße unter ihm kam Tarzi um

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