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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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    Räume, die für die Öffentlichkeit gesperrt waren, in einen weitläufigen Park hinaus. Immer wieder sank sein Blick auf das Papier in der Hand, nur um gleich wieder aufzusteigen und, wie es schien, das Gelesene an die Gedanken weiterzureichen. Als die beiden auf einem gepflasterten Weg die Nordflanke der Peterskirche abgeschritten hatten, fand Lorenzo zur Sprache zurück.
    »Das klingt mehr als ernst. Davide hat hier nur einiges von dem angerissen, was dir in der vergangenen Nacht passiert ist. Ich würde gerne mehr darüber erfahren. Es könnte wichtig für uns beide sein. Kannst du darüber sprechen …?« Er ließ die Frage seltsam unvollendet ausklingen.
    »Wird schon gehen«, murmelte Nico und schluckte. Obwohl
    er versuchte tapfer zu sein, klang seine Stimme doch ziemlich brüchig. »Alles begann, … als ich gestern Abend mit Bruno nach Hause kam. In der Werkstatt meines Vaters brannte noch Licht …«
    Stockend und gelegentlich von den Zwischenfragen Lorenzos unterbrochen, erzählte er vorn Mord an seinem Vater, von der Flucht in Marios schepperndem Fischlaster, dem Herumirren im Rione, dem schockierendem »Willkommensgruß« im Haus
    des Goldschmieds bis zu ihrem Treffen auf der Piazza Navona.
    Irgendwann spürte er, dass Lorenzos Arm auf seiner Schulter lag.
    Sie hatten inzwischen das nordwestliche Ende der Vatikanischen Gärten erreicht. Die Schutzmauer bildete hier eine Bastion; sie wölbte sich in Form eines halbierten Sechsecks nach außen und umschloss so von drei Seiten eine kleine Gruppe von Gebäuden.
    »Dort wirst du die nächsten Tage wohnen«, sagte Lorenzo und zeigte auf das kleinste der fünf Häuser.
    Der Junge nickte nur.
    »Versuche Mut zu fassen, Nico. Ich kann dir deinen Vater nicht zurückgeben, aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dich vor seinem Mörder zu schützen.«
    »Was kann ein einfacher Benediktinermönch schon gegen
    einen wie Don Massimiliano ausrichten!«
    »Immerhin habe ich dich hierher gebracht, ohne Visum.«
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    »Gehörst du zum … zur …« Nico fiel das Wort nicht ein.
    »Du meinst, zur Kurie?« Lorenzo schmunzelte. »Im ursprünglichen Sinne des Wortes schon.«
    »Kapier ich nicht.«
    »Das lateinische Wort curia bedeutet eigentlich ›vereinigte Männerschaft‹. Was ich damit sagen will, ist, dass ich außer der Priesterweihe keinerlei geistliche Titel erworben habe. Ich bin nur ein Mann, der einem anderen mit Rat und Tat zur Seite steht.«
    »Und wen berätst du?«
    »Den Schulfreund meines Vaters.«
    »Ist der auch Seelsorger im Vatikan?«
    »So könnte man sagen. Er heißt Achille Ratti.«
    Sie hatten sich gerade angeschickt, das kleine Haus zu betreten, doch nun verharrte Nico mitten im Schritt. Ungläubig starrte er seinen Begleiter an. »Aber das ist … der Papst !«
    Lorenzos dunkle Augen funkelten vergnügt. »Das stimmt na-
    türlich. Aber ich helfe ihm trotzdem.«
    Nicos Knie wurden weich. Davide hatte ihn in die Obhut
    eines Vertrauten aus dem engsten Kreis von Pius XI. gegeben. Er spürte, wie Lorenzos überraschend kräftige Hand ihn am Oberarm packte.
    »Du siehst aus, als würdest du jeden Moment aus den Lat-
    schen kippen. Komm schnell rein. Drinnen findest du alles, um dich auszuruhen.«
    Der Junge ließ sich bereitwillig ins Haus führen, in dem ein muffiger Geruch hing. Vermutlich war hier schon lange nicht mehr gelüftet worden. Im Halbdunkel der Diele konnte man das Ende der nach oben führenden Treppe nur erahnen. Nico hörte am wiederholten Klicken, wie der Mönch mit dem Lichtschalter kämpfte. Trotzdem blieb es düster.
    »Das passiert hier ständig«, beklagte sich Lorenzo.
    »Was?«
    »Die elektrische Beleuchtung. Irgendwie scheinen sich die alten Gemäuer mit den Segnungen der Neuzeit nicht anfreunden zu können.«
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    Der Junge legte unwillkürlich die Hand auf die Wand zu seiner Rechten. Der Verputz war kühl und ein wenig klamm. »Es könnte aber auch andersherum sein.«
    Lorenzo runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Darf ich?« Nico streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus und berührte, nachdem der Mönch einen Schritt zur Seite getreten war, mit dem Daumen sacht den Schaltknopf. Für einen Moment verharrte er in dieser Stellung und legte ihn dann um.
    In der Diele ging die Beleuchtung an.
    Lorenzo schüttelte den Kopf. »Du hast doch nichts anderes getan als ich.«
    »Ich glaube, doch.«
    »Und was?«
    »Ich habe dem Schalter meine Aufmerksamkeit geschenkt.«
    Nico hatte schon etliche

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