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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Träume?«
    »Gewiß doch«, versicherten ihm die beiden Sumpffrauen wie aus einem Mund.
    »Und ich könnte durch den Sumpf in dieses Traumreich gelangen?« fragte er langsam.
    Ravenna zog zischend den Atem ein und sah ihre Mutter an.
    »Es wäre nicht leicht für dich«, murmelte Venetia. »Du kannst in das Reich der Träume hineinsehen – das hast du getan, als sich die Hütte vor deinen Augen in Nebel auflöste –
    aber dies Land allein zu betreten, wäre fast unmöglich.«

    »Es liegt an seinen ›Händen‹«, erklärte Ravenna und schenkte Garths Krug aus einer Kanne wieder voll.
    Garth runzelte die Stirn. »Was?«
    »Ravenna meint, was immer dir die Fähigkeit zu heilen verleiht, ermöglicht es dir wahrscheinlich auch, in das Reich der Träume zu schauen.«
    »Aber Ihr sagtet doch, mein Vater hätte das Traumreich nie gesehen.«
    Venetia lächelte, und Garth spürte erneut die Spannung in seinen Schultern. »Dein Vater verfügt nicht über einen Bruchteil der Kräfte, die dir eines Tages zu Gebote stehen werden.«
    Garth fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schob den Teller von sich. »Könnt Ihr mich nicht ins Reich der Träume führen, Venetia? Ich muß den Manteceros finden und in diese Welt holen.«
    Er sprach so leidenschaftlich, daß Venetia lachen mußte. »Ich fürchte nur, das wird nicht ganz so einfach sein.«
    Garths Züge verhärteten sich. »Könnt Ihr mich führen, Venetia?«
    Sie winkte lässig ab und lächelte ihrer Tochter zu.
    »Vielleicht, Garth Baxtor, aber zuvor muß ich dir einige Fragen stellen.«
    Doch die erste Frage kam von Ravenna, und es war eigentlich gar keine Frage. Sie drehte sich zur Seite, damit sie Garth voll ansehen konnte. Ihr eigenes Gesicht war ausdruckslos, ihre Augen unergründlich. »Dein Leben strotzt von unwahrscheinlichen Zufällen, Garth Baxtor.«
    Garth fragte sich, warum die beiden ihn nicht einfach als Garth ansprechen konnten. »Wie meinst du das?«
    Sie verzog noch immer keine Miene. »Ist es nicht seltsam, daß Maximilian siebzehn Jahre lang in den Adern schmachten mußte, ohne daß jemand sein Geheimnis lüften konnte, bis du in das Bergwerk kamst?«
    »Und ist es nicht seltsam«, fuhr Venetia ruhig fort, »daß deine Hände nur wenige Stunden, nachdem du die Minen zum ersten Mal betreten hattest, um Maximilians Arm lagen?«
    »Während Joseph, du selbst hast es erzählt, Maximilian schon als Kind kannte und ihm doch nie begegnete, obwohl er schon seit zwanzig Jahren die Gefangenen behandelt«, murmelte Ravenna mit unerbittlichem Blick.
    »Ich…«, begann Garth, aber Venetia ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Noch seltsamer dünkt mich dieser Straßenhändler, der dir das Medaillon förmlich aufdrängt und dabei vom Traum spricht. Ich frage mich, wer er wohl sein mag.«
    »Seltsam auch«, flüsterte Ravenna, und jetzt glänzten ihre Augen wie im Fieber, »daß dich dein Vater gerade heute zu uns in die Sümpfe schickt. Zu den einzigen Menschen, die dir helfen können, den Manteceros zu finden.«
    Garths Blick wanderte zu Venetia zurück. »Ich kann diese Zufälle nicht erklären, sie waren mir bisher gar nicht aufgefallen, Ihr mußtet mich erst darauf hinweisen. Venetia, könnt Ihr mich führen?«
    Wieder tat sie, als hätte sie ihn nicht gehört. Ihre Augen glänzten jetzt so fiebrig wie die ihrer Tochter. »Er ist in einem Netz gefangen, einer Verschwörung, die ich noch nicht durchschaue, Ravenna.«
    »Auch ich nicht«, flüsterte die Tochter. »Ist er gefährlich?«
    Venetias Hand schoß jäh über den Tisch und packte Garths Handgelenk mit einem Griff, der viel zu hart schien für ihre zarten Finger.
    Garth keuchte auf und wollte den Arm zurückziehen. Aber Venetia ließ nicht locker. Sie holte tief Atem und sah ihn durchdringend an. »Nein«, sagte sie endlich, »nein, ich glaube nicht. Er ist ein braver Junge. Du hast seine Hand gehalten, Ravenna, und du sagtest, er hätte ein warmes und tapferes Herz. Ich glaube, mir gefällt er auch.«
    Garth hörte Ravenna neben sich erleichtert aufatmen, aber er wandte den Blick nicht von ihrer Mutter. »Bitte«, sagte er leise, »helft mir, den Manteceros zu finden.«
    Venetia hielt seinen Blick fest, doch ihre hellgrauen Augen verrieten nichts. Dann kräuselte sie die Lippen. »Nein.«
    Garth fuhr zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt, und diesmal gelang es ihm, seine Hand zu befreien. »Nein?«
    Jetzt verzog sich Venetias Mund vollends zu einem Lächeln.
    »Nein. Ich kann den Manteceros nicht für

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