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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Cardle?« fragte Helga. »Er hat sie getötet. Was wirst du tun, Onkel Rollo?«
    »Ihr werdet es bald erfahren.«

Kapitel 26
    Taby saß auf der Bank neben Cleve und knüpfte unter seiner Anleitung einen Knoten. Vor dem Langhaus wurden Stimmen laut. Taby hob horchend den Kopf.
    »Kommt Laren heim?«
    »Laß uns nachsehen«, antwortete Cleve und nahm den Knaben bei der Hand. Doch Taby riß sich los und rannte mit Kenna über den Hof, durch die offenen Tore des Palisadenzauns, den gewundenen Weg zum Fjord hinunter, vorbei an den abgeernteten Feldern, vorbei an den Knechten, die den hohen Zaun ausbesserten.
    Taby erkannte Merrik, lief ihm begeistert entgegen und warf sich in seine Arme. Merrik hob den Kleinen lachend hoch, wirbelte ihn durch die Luft und drückte ihn an die Brust. Laren beobachtete die überschwengliche Begrüßung, sah wie Merrik sein Gesicht in Tabys Haar barg, und eine bittersüße Wehmut stieg in ihr hoch. Taby drückte einen schmatzenden Kuß auf Merriks Wange und wandte sich seiner Schwester zu.
    »Laren!« quietschte er, schlang seine Ärmchen um ihren Hals und bedeckte ihr Gesicht mit nassen Küssen.
    »Taby, mein Liebling«, lachte Laren und drängte ihre Freudentränen zurück. »Du schleckst mich ab wie ein junger Hund. Und du bist tüchtig gewachsen.«
    Das Kind lachte fröhlich. Alles war, wie es sein sollte.
    »Ich habe eine Neuigkeit für dich, Taby.« Damit setzte sie den Kleinen zur Erde. »Stell dir vor, unser Vater ist am Leben, und wir haben ihn mitgebracht.«
    Tabys Augen flogen unruhig hin und her. »Aber Laren. Ich erinnere mich nicht an meinen Vater. Merrik ist doch mein Vater.«
    »Nein, Schatz. Merrik ist dein Bruder. Weißt du nicht mehr? Hier ist unser Vater.«
    Hallad, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, trat vor. Der Junge hob den Kopf und blickte ihn argwöhnisch an.
    »Ich grüße dich, Taby. Du bist ein großer Junge geworden.« Vor Verlegenheit wußte Hallad nichts anderes zu sagen. Er hatte seinen Sohn so lange nicht gesehen. Nun war ein kräftiger Junge aus ihm geworden, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Taby machte einen Schritt zurück und dann noch einen, bis er gegen Merriks Beine stieß.
    Merrik legte seine Hand auf die Schulter des Jungen, ging in die Hocke und schaute Taby liebevoll an. »Dein Vater lebt, und wir haben ihn mitgebracht. Er hat viele spannende Abenteuer erlebt. Und er wird dir alles erzählen, wenn du mit ihm in die Normandie zurückkehrst. Nun begrüße deinen Vater.«
    Hallad bemerkte den Schmerz in Merriks Augen, als er Tabys kleine Hand in die seine legte. »Das ist dein Vater. Heiße ihn willkommen.«
    »Willkommen auf Malverne«, murmelte Taby.
    Merrik schüttelte lachend den Kopf. »Was für ein eigensinniges Kerlchen. Komm Hallad, laß uns ins Haus gehen und uns an Sarlas gutem Bier erfrischen.« Damit hob er Taby auf die Schultern. Und alle drei gingen sie den Weg durch die Stoppelfelder zum Haus hinauf.
    Es war nicht leicht für Hallad, das wußte Laren. Die neue Situation war auch für sie schwierig. Es entging ihr nicht, daß ihr Vater sich bemühte, seine gleichmütige Miene zu wahren, als er sah, wie sein Söhnchen zusammengerollt an Merriks Brust lag und selig schlief, die kleine Faust an Merriks Kittel geklammert.
    »Sie lieben einander sehr«, erklärte sie ihrem Vater. »Es war eigenartig. Als dieser fette Händler Thrasco mich kaufte und mich von Taby trennte, entdeckte Merrik den Kleinen und wollte ihn unbedingt haben. So einfach war das.«
    »Ja, das war ein großes Glück für euch beide«, entgegnete Hallad. »Übrigens, diese Sarla ist eine ansehnliche Frau. Und so sanft. Du sagst, sie war mit Merriks Bruder vermählt, dem früheren Herrn von Malverne?«
    Laren nickte. »Er lebt nicht mehr. Er wurde von Deglin, seinem früheren Skalden, einem eifersüchtigen und neidischen Burschen getötet, der versuchte, den Verdacht auf mich zu lenken, um mich loszuwerden. Einige der Leute hielten mich für schuldig, weil Erik hinter mir her war. Erik schlug seine Frau, war hochmütig und behandelte seine Leute ungerecht. Ich mochte ihn nicht besonders. Aber den Tod hat er nicht verdient, nur weil der neidische Deglin mich als Verbrecherin abstempeln wollte.«
    »Was wird aus Sarla?«
    Laren nippte lächelnd an ihrem süßen Met.
    »Ich mag ein paar Jährchen älter sein als sie«, fuhr Hallad, dem ihr Spott nicht entging, gereizt fort. »Aber an mir ist noch alles dran, und ich bin ein stattlicher Mann. Hast du

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