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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihr das Wort ab: »Sie erzielten nicht einmal einen guten Preis für dich auf dem Sklavenmarkt. Ich legte noch einige Silberstücke drauf, damit die Halunken sich zufriedengaben. Otta ließ sie dennoch töten, da er fürchtete, sie würden ihren Mund nicht halten. Aber mein Silber gab er mir nie zurück.«
    »Warum hast du das getan, Ferlain, warum?« fragte Hallad bekümmert, und Larens Herz zog sich zusammen.
    Ferlain schwieg. Dann lächelte sie treuherzig. »Ich habe nichts verbrochen. Es war Otta. Ich bin unschuldig. Ich wollte mich nur aufspielen wie Helga. Ich habe euch Halbwahrheiten aufgetischt. Ich bin als Geschichtenerzählerin begabter als Laren. Ich bin unschuldig.«
    »So unschuldig wie eine Giftnatter und ebenso tödlich«, donnerte Rollo. »Warum hast du Fromm getötet? Warum hast du Merrik nachts überfallen lassen? Warum, Ferlain? Ich habe dir jeden Wunsch erfüllt. Deine Fehlgeburten waren eine große Tragödie. Aber eine Frau verwandelt sich nach einer Fehlgeburt doch nicht in ein Monster.«
    »Alle waren tot«, fuhr Ferlain mit tonloser Stimme fort. Ihr Blick verlor sich in der Ferne. »Tot lagen sie in meinem Leib. Sie gaben keinen Laut von sich, keinen winzigen Schrei. Alle waren tot und kalt.« Ihr Blick fixierte den Herzog wieder. »Ich glaubte, Cardle habe Schuld an meinen armen toten Kindern. Deshalb nahm ich Fromm in mein Bett. Er zeugte die letzten drei Kinder, aber auch sie kamen tot zur Welt. Sie starben allesamt in meinem Leib, bevor ich sie herauspressen konnte. Der Schmerz, Onkel, der grausame Schmerz hätte den stärksten Mann in die Knie gezwungen. Aber ich wollte ein lebendiges Kind zur Welt bringen. Das war mein innigster Wunsch, und dieses Kind wäre dann dein Nachfolger geworden. Doch ich mußte diese toten Würmer herauspressen. Und jedesmal flehte ich inständig um einen Lebensschrei, um Ärmchen und Beinchen, die sich bewegten, um Augen, die sich öffneten. Und ich ertrug die furchtbarsten Schmerzen und versuchte es immer wieder.«
    »Ferlain, es tut mir so leid«, murmelte Hallad. »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Willst du wissen, warum ich den Schuft Fromm umbringen ließ? Er drohte damit herumzutratschen, daß er mich bestiegen hatte. Selbst noch zwei Jahre danach drohte er damit, Rollo davon zu erzählen. Der Narr war eifersüchtig, als er herausfand, daß ich Otta in mein Bett nahm. Dabei war er es, der mir nach meiner letzten Totgeburt an den Kopf warf, wie fett und häßlich ich sei, und daß er meinen Anblick nicht mehr ertragen könne. Wieso kümmerte es ihn, was ich tat? Er fürchtete, ich könne größeren Gefallen an Otta finden als an ihm. Dabei war Otta nun wirklich ein Versager. Er brachte nicht einmal eine Totgeburt zustande. Er krampfte nur ewig die Hände um den Bauch und jammerte wehleidig herum. Vielleicht war es am Ende meine Schuld, nicht Ottas. Vielleicht bin ich jetzt zu alt, um noch ein Kind zu empfangen.«
    Hallad trat mit bekümmerter Miene auf sie zu. Ihr dumpfer Gesichtsausdruck verwandelte sich in rasende Wut. »Bleib mir vom Leib!« kreischte sie schrill, »du heimtückischer Schuft. Warum bist du nicht gestorben? Du hast meine Mutter mit deiner Gier getötet und dann diese Hure Nirea geheiratet, die kaum älter war als ich. Mit ihr hast du Laren und später Taby gezeugt, den ersehnten Erben. Alle waren vernarrt in das Balg, allen voran Onkel Rollo. Ich wollte euch alle umbringen. Ja, ich habe die Hure Nirea getötet, aber zu spät, viel zu spät. Da war Taby schon auf der Welt! Und sie hätte noch mehr Bälger in die Welt gesetzt. Das mußte ich verhindern.«
    Traurig sagte Hallad: »Du bist voll Haß und Bitterkeit, Ferlain. Nirea hat dir nie etwas getan. Sie hatte dich und Helga gern und wollte sich mit euch anfreunden. Sie war naiv und unschuldig. Und du hast sie getötet. Hast du ihr Gift gegeben? Ich wurde beschuldigt, sie erwürgt zu haben, da ihr weißer Hals Würgemale aufwies. Aber ich habe ihr nichts getan, ich hätte ihr niemals etwas antun können, obwohl wir an diesem Tag eine laute Auseinandersetzung hatten. Das hast du dir zunutze gemacht, und deshalb hielten mich alle für den Täter. Ich mußte fliehen, um nicht hingerichtet zu werden. Vermutlich hast du deine Finger in ihren Hals gedrückt, nachdem sie bereits tot war. Nur Rollo glaubte an meine Unschuld, Ferlain. Er versteckte mich, und vor zwei Jahren tauchte ich als Zauberer in dieser Gegend auf. Du tust mir leid. Wenn Laren und Taby umgekommen wären, würde ich dich jetzt

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