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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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einem Feuer, hob Ninian hoch und setzte ihn auf einen Ast. Dann schlitzte er dem Wolf mit seinem Schwert die Kehle auf. Sodann wandte sich der Krieger an das Kind und sprach: >Eines Tages bist du vielleicht König. Ich habe die Aufgabe, über dich zu wachen. Komm herunter und geh zurück in den Palast. Deine Kinderfrau ist vor Sorge um dich halb wahnsinnige
    Als Ninian wieder auf der Erde stand, war der große Mann mit dem langen Schwert, von dem das Blut des Wölfs noch herabtropfte, verschwunden. Das Kind wunderte sich, hatte aber keine Angst.
    Da brachen ein Dutzend Soldaten auf die Lichtung, sahen den toten Wolf und daneben das Kind und waren völlig verdutzt. Aus dieser Begebenheit entstand die Sage von Ninian, dem Sohn des Königs, der schon als zarter Knabe einen Wölf erlegt haben soll. Der König staunte über den Knaben. Und der Knabe wunderte sich noch mehr. Er erzählte der Kinderfrau von dem Wikinger Krieger, doch diese wollte nicht glauben, daß der Geist eines Kriegers den Wolf getötet hatte. Alle glaubten, Ninian verfüge über Zauberkräfte und sei von den Göttern ausersehen, einst den Königsthron zu besteigen.
    Das bestärkte die Schwestern in ihrem finsteren Plan, das Kind zu töten. Sie waren die einzigen, die nicht glaubten, daß Ninian den Wölf erlegt hatte. Denn Helga besaß selbst Zauberkräfte und hatte Ninian genau beobachtet und nichts Ungewöhnliches an ihm festgestellt. Die Schwestern glaubten, ein Fremder sei zufällig des Weges gekommen, habe die Gefahr erkannt, in der das Kind schwebte, den Wölf getötet und sei danach seiner Wege gegangen.
    Helga sprach eine Zauberformel, um die Dämonen von Feuer, Eis und Wüstensand herbeizurufen und ihnen den Auftrag zu geben, das Kind zu beseitigen. Zuerst erschien der Dämon des Feuers und sprach: >Ich kann den Knaben nicht töten. Er wird von einem beschützt, der mächtiger ist als ich. Laß ihn in Friedens Helga verfluchte den Dämon und schickte ihn zurück in die Unterwelt. Nun rief sie den Dämon des Eises. Auch er sprach: >Ich kann den Knaben nicht töten. Eine höhere Macht wacht über ihn. Laß ihn in Friedens Helga wollte die Reden der beiden Dämonen nicht gelten lassen und rief den Dämon des Wüstensands. Dieser sprach zu ihr: >Du bist eine Närrin, die feigen Dämonen von Feuer und Eis vor mir zu rufen. Ich werde den Knaben töten, und dann stehst du in meiner Schuld.<
    Der Dämon verschwand in einer übelriechenden, schwarzen Rauchwolke. Freudig berichtete Helga ihrer Schwester, daß der Knabe bald tot sein werde. Erst jetzt weihten die beiden Frauen ihre Ehemänner in ihren ruchlosen Plan ein. Alle vier warteten gespannt ab. Eines Tages war Ninian verschwunden. Die Soldaten des Königs konnten ihn nirgends finden und suchten landauf, landab nach dem Königskind. Vergeblich. Der Knabe war spurlos verschwunden.«
    Laren sah Merrik plötzlich flehend an und murmelte: »Mir wird schlecht.« Damit sprang sie vom Tisch, rannte durch die offenen Palisadentore und verschwand in den Büschen, die den Pfad säumten, vom Gelächter der Zecher verfolgt.
    Gegen Mitternacht, nachdem Sarla ihr ein bitteres Tränklein eingeflößt hatte, hatte Laren sich wieder von den Nachwirkungen ihres Rausches erholt. Merrik nahm ihre Hand, erhob sich und richtete das Wort an die Hochzeitsgäste: »Die Nacht ist lau. Eßt und trinkt solange ihr wollt. Ich bringe meine Frau zu Bett.«
    Viele gute Ratschläge für die Hochzeitsnacht begleiteten den Weg von Braut und Bräutigam in die Schlafkammer.
    Beschämt die Lider senkend flüsterte Laren: »Ich hoffe, du nimmst dir die Ratschläge zu Herzen, Merrik.«
    »Ja«, erwiderte er und zog sie an sich. »Ich habe mir alles gemerkt.«
    Sie lehnte die Stirn an seine Schulter. »Ich habe immer noch ein wenig Angst. Es ist alles so neu für mich, Merrik.«
    »Ja, Liebes. Ich werde dir nicht wehtun. Ich könnte dir niemals wehtun.«
    »Ich weiß«, flüsterte sie und sah ihn vertrauensvoll an.
    Er lächelte. Seine Finger strichen durch ihr Haar. »Hab' Vertrauen zu mir«, sagte er und küßte sie, behutsam und zärtlich. »Vor uns liegt eine lange Nacht.«

Kapitel 18
    Am nächsten Morgen stand Laren neben Sarla am Herd. Es waren erst wenige Männer auf den Beinen, die meisten lagen als Bierleichen herum, schnarchten und stöhnten gelegentlich auf. Die Frauen bewiesen mehr Standvermögen. Sie gingen ihren täglichen Aufgaben nach, zwar langsamer als sonst, aber sie arbeiteten und bedachten die Männer mit

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