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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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plötzlich war ich hier bei dir, Vater. <
    Nachdem der König ausgiebig mit seinem Sohn geplaudert hatte, übergab er ihn der Dienerschaft, die ihn baden und ihm schöne Kleider anziehen sollten. Dann rief er seine Töchter und Schwiegersöhne zu sich. Helga und Ferlain glaubten, ans Sterbebett ihres Vaters gerufen zu werden, um seinen Segen zu empfangen. Ihr könnt euch ihr Entsetzen kaum vorstellen, als er gesund und kräftig in feinste Seidengewänder gehüllt auf seinem Thron saß. Fromm und Cardle, die nicht wußten, warum ihre Frauen erbleichten, verbeugten sich tief vor dem König, wünschten ihm einen guten Tag, priesen sein gesundes Aussehen und gaben ihrer Zufriedenheit Ausdruck, daß er den schmerzlichen Verlust von Prinz Ninian überwunden habe.
    Der König wies sie lächelnd an, auf einer Bank an der weiß getünchten Wand des großen Saales Platz zu nehmen. >Helga, komm zu mir<, befahl er.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. Selbst wenn er sich gesund fühlte, würde sie dafür sorgen, daß er bald bettlägerig wurde.
    Sie fragte sich, ob er ihnen eröffnen werde, daß Fromm zu seinem Thronfolger ernannt sei. Ihr gekünsteltes Lächeln vertiefte sich, als sie auf den Vater zutrat und sich
    vor ihm verneigte. >Du scheinst dich erholt zu haben, Vaters >Ja, so ist es.<
    >Wir sind sehr betrübt über Ninians Verschwinden, Vater, und wir hoffen, daß du deinen Schmerz überwunden hast.<
    >Ich fühle mich ausgezeichnete >Hast du uns gerufen, um zu verkünden, daß du einen unserer Ehemänner zum Nachfolger bestimmst?<
    >Aber nein<, entgegnete der König. >Ich habe euch rufen lassen, damit ihr euren Bruder begrüßte Auf seinen Ruf hin trat Ninian aus der schweren roten Draperie hinter dem Königsthron hervor.
    Helga schrie auf. >Das ist das Werk eines Dämons! Ein Hexenspuk!<
    >Nein<, erwiderte der König. >Du bist ein Dämon und eine Hexe, du und deine anfällige Schwester. Ihr seid nicht mehr meine Töchter. Und eure Ehemänner sind nicht mehr meine Schwiegersöhne. Ich verbanne euch alle vier. Geht mir aus den Augen!<< Da wurde Helga von Zorn gepackt. Sie hob die Arme zum Himmel und kreischte: >Dämonen kommt mir zu Hilfe! Streckt diesen Mann und das Kind nieder! Tötet sie!<
    Doch statt der Dämonen stand plötzlich der Wikinger vor ihr, strahlend wie von der Sonne beleuchtet. Helga wich mit einem Aufschrei zurück.
    Der Krieger hob sein Schwert, küßte das ziselierte Eisenheft und sprach: >Du bist eine Verbrecherin, Helga. Deine Schwester stand unter deinem schlechten Einfluß. Und ihr Männer seid bedauernswerte Schwächlinge. Was soll ich mit euch tun?«<
    Laren senkte den Blick. Es herrschte tiefes Schweigen. Langsam hob sie den Kopf und blickte zu Merrik. »Was würdest du an Stelle des Wikingers tun, Merrik?«
    »Ich würde Helga töten und die drei anderen in die Verbannung schicken.«
    Laren lächelte. »Und du Oleg?«
    »Ich würde die Hexe auf mein Schwert spießen.«
    »Ja! Ja!« Selbst die Frauen forderten Helgas Tod.
    Laren wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. »Der Krieger spießte Helga nicht auf sein Schwert. Er trat auf sie zu und sprach mit leisen, seltsam klingenden Worten, die sie noch nie gehört hatte, auf sie ein. Dem König erschienen die unverständlichen Laute wie eine alte Zauberformel. Die Stimme des Kriegers war sanft und rhythmisch. Er hob die Hand und hielt sie über Helgas Kopf. Sie stand reglos da, als sei sie in Stein verwandelt. Dann begann sie sich aufzulösen, wurde durchsichtig, bis nichts von ihr übrigblieb als ein goldener Armreif, der klirrend zu Boden fiel. Niemand sagte ein Wort.
    Dann forderte der König die anderen erneut auf, ihm aus den Augen zu gehen und froh zu sein, nicht wie Helga in Luft aufgelöst zu werden. Der Wikinger trat zum König und zu Ninian und sagte: >Ich habe meine Freiheit wiedererlangt. Ich werde weiterhin über Ninian wachen, von nun an als Sterblicher, mit der Kraft und den Waffen eines normalen Menschen. Halte Ausschau nach mir, Ninian, denn ich komme wieder. <
    Mit diesen Worten löste auch der Wikinger sich in Luft auf.«
    Laren hob die Hände und sagte zum Abschluß: »Und das ist das Ende der Geschichte.«
    »Kam der Wikinger wieder, wie er versprochen hatte?«
    Laren blickte Merrik an. »Ja, er kommt zurück, und er wird Ninian beschützen.«
    Merrik schlüpfte unter die Wolldecke neben sie. »Sind ihre Namen wirklich Helga und Ferlain?«
    »Ja.« »Und ich bin der Wikinger Krieger.«
    »Ja.«
    »Warum hat Taby nichts

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