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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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stieg in ihr auf vor der unbekannten Person, ob Mann oder Frau, die auf dem Pfad an ihr vorbeigegangen war, als sie bewußtlos dalag, der oder die wußte, daß man ihr die Tat zuschieben würde. Laren sah, wie sich jemand über sie beugte, ihr eindringlich ins Gesicht sah und sich lächelnd erhob. Dieses Lächeln . . . Wenn sie ihn nur deutlich sehen könnte. Plötzlich wußte sie, daß es ein Mann war, dessen Lächeln sich in ihrem Kopf eingeprägt hatte.
    Sie mußte Merrik finden.
    Wessen Lächeln?
    »... Prinz Ninian war spurlos verschwunden. Der König war außer sich vor Kummer. Er wurde bettlägerig, verweigerte Speise und Trank. Geschwächt und dumpf lag er in seinen Kissen, vernachlässigte die Regierungsgeschäfte und kümmerte sich um nichts mehr. Er hatte Ninian verloren, und mit ihm hatte das Leben seinen Sinn verloren. Er hatte das Kind nicht ausreichend beschützt. Ninian war die Zukunft des Reiches, und nun war die Zukunft vernichtet, und alles war seine Schuld.
    Da plötzlich sah er einen Schatten hinter dem Kerzenlicht. Der Schatten wurde größer und dichter, bis sich ein Mensch daraus formte: ein Wikinger Krieger mit einem riesigen Schwert in der Hand. Er war in ein Bärenfell gehüllt und trug einen gehämmerten goldenen Helm auf dem Kopf, seine Augen leuchteten strahlend blau. Der König starrte mit offenem Mund auf die wunderbare Erscheinung. Der Krieger begann zu sprechen: >Hör auf zu trauern. Du bist der König. Benimm dich auch wie ein König, sonst reißen deine Töchter die Macht an sich, und einer deiner schwachen Schwiegersöhne bemächtigt sich deines Thrones. Helgas Gemahl Fromm wird deinen Platz einnehmen, denn Helgas Zauberkräfte sind stärker als die von Ferlain. Ferlain wird mit ihrem Ehemann Cardle durch den Giftbecher sterben.
    Steh auf und gehe deinen Pflichten nach. Iß und trink und komme wieder zu Kräften. Bade und kleide dich an. Werde wieder zu dem Herrscher, wie es deine Bestimmung ist.<
    >Aber was ist aus meinem Sohn Ninian geworden?<
    >Ich bringe ihn dir. Wenn ich mit ihm zurückkehre, werde ich dafür sorgen, daß deine Töchter und ihre Ehemänner die Strafe bekommen, die sie verdienend
    >Ist Ninian denn nicht tot?<
    Der Krieger schüttelte den Kopf, und sein Goldhelm glänzte im Kerzenschein.
    >Wer bist du? Woher weißt du das alles?<
    Der Wikinger entgegnete: >Erhebe dich und bereite dich darauf vor, Ninian zu empfangen. Dann rufe deine Töchter und Schwiegersöhne zu dir. Nimm dich vor Helga in acht. Sie rief die Dämonen herbei, um Ninian zu töten. Sie wird auch dich töten wollen.<
    Der König sprang aus dem Bett, fühlte sich verjüngt und stark; seine Trauer war vergessen. Er wollte sich bei dem Wikinger bedanken, doch als er auf ihn zutrat, verblaßte seine Gestalt wie ein Schleier aus fein gesponnener Seide und löste sich alsbald in Luft auf.
    Der König stand lange wie gebannt da, bevor er sich faßte und seine Diener rief. Nachdem er sich angekleidet, gegessen und getrunken hatte, begab er sich in den Thronsaal, um die Rückkehr von Ninian und dem Wikinger zu erwarten.
    Kaum hatte er sich auf dem Thron niedergelassen, da stand auch Ninian schon vor ihm, schmutzig und abgerissen wie ein Bettelkind, aber lächelnd und wohlauf. Der König fiel auf die Knie und umarmte den Knaben innig.
    Es war ein glückliches Wiedersehen. Doch der König erkannte, daß Ninian sich verändert hatte. Er berührte das geliebte Gesicht: >Wo warst du? Was hat dich verändert?<
    >Ich habe die Unterwelt unter dem Wüstensand weit im Südosten unseres Landes besucht. Dort lebte ich mit dem Dämon der Wüste, Vater. Er sagte mir, daß ich für immer bei ihm bleiben müsse und sein Nachfolger werde. Ich sagte ihm, daß ich nicht bleiben könne, weil ich zu dir gehöre und zu meinem Volk, das mich braucht.
    Er wollte nicht auf mich hören. Ich befahl ihm, mich zurückzubringen, sonst komme der Wikinger und straft ihn. Er lachte nur, Vater. Doch plötzlich begann er zu röcheln, sein Gesicht lief blau an, und er griff sich an den Hals. Und dann stand der Wikinger vor ihm, hob die Hand, und der Dämon hörte auf zu röcheln. Der Krieger warf dem Dämon des Wüstensands vor, er habe ihre Abmachung gebrochen und dürfe zur Strafe seine Unterwelt hundert Jahre lang nicht verlassen. Der Dämon flehte um Gnade, doch der Wikinger blieb hart. Er hob sein Schwert, und der Dämon zog sich heulend und zähneknirschend zurück und ließ uns allein.
    Der Wikinger nahm mich in den Arm, und

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