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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Rollo. Erinnerst du dich an ihn? Nein? Wenn du ihn siehst, erkennst du ihn gewiß und wirst ihn gernhaben. Laren erzählte mir, daß er viel Zeit mit dir verbracht hat.«
    »Ich mag diesen Rollo nicht.«
    »Taby, eines Tages wirst du erwachsen und ein bedeutender Mann sein, selbst wenn du nicht Herzog der Normandie wirst. Dann werde ich eine tiefe Verbeugung vor dir machen und dir die Hand küssen. Und wenn du mit mir unzufrieden bist, kannst du mich in den Schweinestall sperren. Was hältst du davon?«
    »Ich kenne dich, Merrik. Du hast mich gern. Aber du
    wirst dich nie vor mir oder einem anderen Mann verbeugen.«
    Merriks Finger strichen über Tabys dichtes, rotbraunes Haar. Er war ein hübsches Kind, und er würde zu einem stattlichen Mann heranwachsen. »Bis dahin haben wir noch Zeit. Zuerst werden deine Schwester und ich heiraten. Dann besuche ich deinen Onkel Rollo. Vielleicht lerne ich auch deinen Vetter Wilhelm Langschwert kennen. Laren vertraut ihm. Wie alt ist er, Laren?«
    »Wilhelm ist zweiundzwanzig. Nein, er ist beinahe fünfundzwanzig — so alt wie du, Merrik.«
    »Und er ist seit fünf Jahren verheiratet?«
    »Ja. Erben sind sehr wichtig für ihn.«
    Taby bohrte seine Zehen in den festgestampften Lehmboden. »Ich erinnere mich nicht an ihn, Laren. Ich erinnere mich auch nicht an Onkel Rollo. Ich will nicht, daß du zu ihm gehst, Merrik. Wenn er dich nicht mag, spießt er dich vielleicht auf sein Schwert.«
    »Warum sollte er das tun, wenn ich ihm erzähle, daß der kleine Taby wohlauf und guter Dinge ist?«
    Taby schwieg. Dann schaute er zu Laren und lächelte verschmitzt. »Hast du Merrik gern, Laren? Genau so gern wie mich?«
    »Ja, Taby«, antwortete sie zögernd, ohne Merrik dabei anzusehen.
    »Gut«, sagte Taby, befreite sich aus Merriks Armen und rannte zu Kenna, der inzwischen mit anderen Buben Ball spielte.
    »Stimmt das, Laren?«
    Sie hielt den Blick weiterhin gesenkt. »Das habe ich Taby gesagt.«
    »Sagst du es mir auch?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mich damit in deine Macht begebe.«
    Er lächelte. »Ich habe bereits genügend Macht über dich. Mehr brauche ich nicht.«
    »Du schreist wie ein Ziegenbock, Merrik, und du grinst schamlos. Ich helfe Sarla beim Kochen. Heute nachmittag feiern wir Hochzeit, vergiß das nicht.«
    »Ziegenböcke schreien nicht, nur Esel tun das. Hältst du mich für einen Esel, Laren?«
    »Nein, du bist ein großer Mann, Merrik.«
    »Warum hältst du dir die Hand vor den Mund? Um dein Lachen zu verbergen? Sag nichts mehr, Weib. Heute nacht gehörst du mir. Du hast mir gefehlt, Laren.«
    »Es ist gut, daß ich dir gefehlt habe. Und ich bin froh, daß du nicht mit Caylis oder Megot übst. Ich will, daß du nachts im Bett liegst und an mich denkst. Nur an mich.«
    »Ich darf also nicht mal an eine andere Frau denken«, lachte er. Dann verließ er vergnügt das Haus.
    Die Zeremonie war kurz und wurde nach Wikingertradition vollzogen. Die Männer standen hinter Merrik, die Frauen hinter Laren. Alle Bewohner hatten ihre Festkleider und ihren schönsten Schmuck angelegt. Die Leinengewänder der Frauen waren rot oder hellblau gefärbt. Larens Kleid, das Hochzeitsgeschenk der Frauen von Malverne, leuchtete in wunderschönem Safrangelb; eine Farbe, die aus den Knollen des Krokus gewonnen wurde. Zwei ehemalige Sklavinnen verstanden sich aufs Färben von Wolle und Leinen und hatten die bunten Stoffe mit Eichenrinde und Waid gefärbt. Selbst auf der Burg ihres Onkels Rollo hatte Laren kein so farbenfrohes Tuch gesehen. Die Braut trug einen Blütenkranz aus weißen Margeriten im Haar, das ihr nunmehr bis zur Schulter reichte und in der Nachmittagssonne rot leuchtete.
    Taby stand mit frisch gewaschenem Gesicht und glänzenden Augen neben Merrik, der seine kleine Hand fest umschloß. Der Kleine sah gesund und pausbäckig aus.
    Bei seinem Anblick war Laren zum Lachen und Weinen gleichzeitig zumute.
    Merrik trat einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand. Er blickte in die Runde der Männer, Frauen und Kinder und sprach mit lauter, klarer Stimme: »Es gab viel Kummer und Sorge auf Malverne durch das plötzliche Sterben meiner Eltern Harald und Tora und durch den gewaltsamen Tod meines Bruders Erik. Es hat sich viel verändert. Ich weiß, daß es euch nicht leicht fällt, mich als Herrn von Malverne anzunehmen. Aber ich hoffe, ihr gewöhnt euch bald an mich.« Er machte eine Pause, ließ Tabys Hand los und nahm Larens beide Hände.
    »Ich nehme dich, Laren, Tochter

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