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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihre Lippen an seine pochende Schlagader und küßte seinen Mund. »Es war ein Mann, der Erik niedergestreckt hat.«
    Ihre Finger spielten mit seinem Brusthaar.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich erinnere mich, daß er mit einem triumphierenden Lächeln über mir stand. Ich war wohl nicht völlig ohne Bewußtsein. Er stand über mir, Merrik, schweigend und lächelnd. Er versuchte nicht, mir zu helfen, er hatte nur dieses gemeine Lächeln. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. Aber ich weiß, daß er sich über meine Ohnmacht freute, weil man mir den Mord an Erik in die Schuhe schieben und niemand ihn verdächtigen würde.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ziemlich sicher.«
    Er schimpfte laut vor sich hin. Und sie wünschte, sie hätte es ihm später gesagt.
    »Oleg und ich haben bei unserer Befragung wenig erfahren. Der Mann muß dir den Weg hinauf bis zum Aussichtspunkt gefolgt sein. Vielleicht wollte er dich töten. Doch als Erik auftauchte, wartete er ab. Alle wußten, daß mein Bruder hinter dir her war. Und als du fliehen konntest, schlug er Erik nieder. Als er dich dann bewußtlos auf dem Weg liegen sah, wußte er, daß kein Verdacht auf ihn fallen würde.«
    »Es gibt nur einen Mann, der dazu fähig wäre.«
    »Ja. Aber wir müssen ganz sicher sein.«
    Sie küßte ihn wieder, denn sie konnte einfach nicht widerstehen. Ihre Hände liebkosten ihn, strichen über seine Brust, weiter über seinen Bauch in das dichte Haar seiner Lenden. Als sie ihn berührte, hielt sie den Atem an. Dann flüsterte sie in seinen Mund: »Du fühlst dich wunderbar an, Merrik, so wunderbar, wie ich es mir nie hätte träumen lassen.«
    »Ich auch nicht«, raunte er. »Ich auch nicht.«

Kapitel 19
    Deglin trank gierig und wischte sich den Mund. »Heiß hier draußen«, brummte er und schöpfte noch einen Krug aus dem Faß. Mit finsterem Gesicht beobachtete er die drei Frauen, die über einen Holztrog gebeugt unter den ausladenden Ästen der mächtigen Eiche Wäsche wuschen. »Die da ist auch heiß, das Miststück.«
    »Wen meinst du?« fragte Oleg und blickte zu den Frauen hinüber.
    »Laren, die Schlampe. Ich sage dir, Oleg, sie taugt nichts.« Er trank wieder. »Sie hat Merrik verhext mit ihrer Hurerei. Dabei spielt sie ihm nur vor, daß sie heiß auf ihn ist.«
    Oleg nickte mit gesenktem Kopf und nippte an seinem Bier. Er wollte vermeiden, daß Deglin seinen wachsenden Groll sah. Sollte er getrost weiterreden. Deglin hatte schon ein halbes Dutzend Krüge von dem starken Bier getrunken. Endlich redete er über Laren. Oleg hörte sich mit unbeteiligter Miene an, wie Deglin über die Nichtsnutzigkeit von Laren und Taby schimpfte. Die beiden hätten sich eingeschlichen und Merrik gegen ihn aufgehetzt. Beide müßten vertrieben werden. Er werde dafür sorgen, daß die Hexe bestraft wird. Oleg hörte sich Deglins Haßtiraden weiterhin schweigend an, nickte gelegentlich und machte ein ernstes Gesicht dazu.
    Deglin ballte immer wieder die Fäuste, redete sich mehr und mehr in Rage und wurde zunehmend feindseliger: »Sie ist eine Schlange, und sie muß sterben. Sie hat Erik auf dem Gewissen, und alle haben ihr vergeben, nur weil sie behauptet, Rollos Nichte zu sein! Ihr seid doch alle verrückt, das zu glauben. Sie ist eine dreckige Sklavin, die Merrik in Kiew aufgelesen hat. Und der Kleine ist wahrscheinlich ihr eigenes Kind, ein Sklavenbastard.«
    »Glaubst du denn nicht, daß sie Rollos Nichte ist?«
    Deglin spuckte verächtlich auf den Boden. »Sie ist eine Lügnerin und Merrik ein leichtgläubiger Schwächling. Das hätte ich nie von ihm gedacht. Aber er war nie wie sein bedauernswerter Bruder. Nein. Verraten hat er uns, als er diese Schlange zur Frau genommen hat. Ich bleib nicht hier. Wäre ich nur mit den Thoragassons gegangen. Der Alte wollte mich mitnehmen, aber ich lehnte ab, weil ich Merrik die Treue halten wollte, ihm und seiner Familie.«
    Oleg wußte allerdings, daß Thoragasson ihm eine Abfuhr erteilt hatte, denn er wollte Deglin nicht in seiner
    Nähe haben. Thoragasson hatte kühl gesagt: »Die Niederträchtigkeit des Mannes stört mich. Mir reicht die Bosheit meiner Tochter.« Oleg war klug genug, Deglin nicht darüber aufzuklären, sondern sagte vielmehr: »Erik war hinter Laren her. Er muß ihr den Weg zum Aussichtspunkt hinauf gefolgt sein. Ob sie sich gegen ihn zur Wehr gesetzt hat? Sie schweigt beharrlich. Wenn sie ihn erschlagen hätte, wäre es Notwehr gewesen. Findest du nicht?«
    Deglin setzte eine strenge Miene auf,

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