Der Herzensbrecher
Interesse, und ich bedaure es, deine Zukunftspläne zu durchkreuzen. Aber ich werde dir wohl kaum das Herz brechen.«
Erbost zerknüllte er den Brief. »0 nein, ich habe diese Monate nicht vergeudet, um mich in ganz St. Louis lächerlich zu machen.«
»Das lag keineswegs in meiner Absicht.«
»Nie zuvor habe ich eine Frau um ihre Hand gebeten.« Er stand abrupt auf, schleuderte den Brief zu Boden und ging zu ihr. »Bildest du dir ein, ich ließe mich abweisen?«
Sie schluckte mühsam. Vielleicht glaubte er, sie zu begehren, und sie konnte seine. Gefühle nicht erwidern, und sie wollte kein leeres, nutzloses Leben an seiner Seite führen. Wenn sie Sloan McCord heiratete, würde sie seine kleine Tochter aufziehen und ihn während seiner Wahlkampagne unterstützen. Im Gegensatz zu Evan brauchte er sie wi rklich.
»Bitte, Evan - wir sind einfach zu verschieden. Und weil mir ein anderes Leben vorschwebt als dir, kann ich nicht deine Frau werden.«
»Dann muss ich dich eines Besseren belehren«, erwiderte er und kam noch näher.
Beklommen wich sie zurück. »Zu spät - morgen heirate ich.«
»Morgen?« Schmerzhaft packte er ihre Arme. »Meine Liebe, du hast einen sehr wichtigen Punkt vergessen. Niemand stellt sich gegen mich.«
In diesem Augenblick glich er einem kleinen jungen, dem man ein Spielzeug weggenommen hatte. Aber er war kein kleiner Junge, sondern ein sehr mächtiger Mann.
»Bitte, Evan, du tust mir weh.«
»Tatsächlich? Vielleicht ist das die Lösung des Problems. Ich muss dir wohl auf die harte Tour beibringen, welch schweren Fehler du begehst, wenn du mir zu trotzen wagst. Falls du glaubst, ich lasse dich einfach laufen, mit einem vulgären Rinderzüchter aus dem Wilden Westen ...«
»Bitte, Evan ...«
»Von Anfang an hätte ich die Sache viel energischer in die Hand nehmen müssen. Schon vor sechs Monaten hätte ich deine verdammte Schule schließen können. Aber du solltest aus eigenem Antrieb zu mir kommen. Jetzt werde ich andere Saiten aufziehen.«
Unsanft riss er sie in die Arme, presste seinen Mund auf ihren, und sie fühlte sich seiner Kraft hilflos ausgeliefert. Bisher war sie nur zweimal geküsst worden, von schüchternen jungen Gentlemen. Evans Brutalität jagte ihr Angst ein.
Als er endlich den Kopf hob, glitzerte nach wie vor Zorn in seinen Augen - vermischt mit unverhüllter Lust. »Eine Nacht in meinem Bett, und dein tugendhafter Rancher wird dir den Rücken kehren. Kein Mann will eine Frau heiraten, die schon ein anderer besessen hat. Vielleicht werde sogar ich mein Interesse an dir verlieren.«
Entsetzt versuchte sie, sich zu befreien. Aber er war zu stark. »Nein, lass mich los ...« Er neigte sich wieder herab, und sie unterdrückte nur mühsam einen Schrei.
In seinem Kuss spürte sie Wut und gnadenlose Entschlossenheit. Vergeblich stemmte sie beide Hände gegen seine Brust. Sie konnte nicht mehr atmen. Durch den Nebel ihres Schwindelgefühls hörte sie einen warnenden Ruf, und Evan hielt sie plötzlich nicht mehr fest.
»Was zum Teufel ...«, fauchte er, als er von ihr weggezerrt wurde.
Schwankend, mit weichen Knien stand sie da und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Evan quer durch den Salon taumelte und unsanft auf dem Teppich landete. Dabei verfehlte er den Couchtisch nur um Haaresbreite. Immer noch benommen, klammerte sie sich am Kaminsims fest.
Evan drehte sich um, berührte sein misshandeltes Kinn und starrte seinen Angreifer an.
Erleichtert wandte sich Heather zu ihrem Retter, und ihr Atem stockte. Der kühne Fremde, der die verängstigten Kutschenpferde gebändigt hatte ...
Jetzt trug er wieder seinen Hut, und die dunkle Krempe überschattete seine Augen, während er Randolfs Blick erwiderte. »Hat die Dame nicht gesagt, Sie sollen sie loslassen?«
»Verdammt, wer sind Sie?« stieß Evan wütend hervor.
Der Fremde schob seinen Hut aus der Stirn. Nun funkelten seine Augen kalt wie Eis. »McCord«, stellte er sich vor und schaute zu Heather hinüber, die zitternd am Kamin lehnte. »Und ich glaube, ich bin mit dieser Dame verlobt.«
Wie rasend hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Ihr künftiger Ehemann ...
In diesem Augenblick machte Evan den Fehler, in die Tasche seines Jacketts zu greifen, um eine Derringer hervorzuziehen. Blitzschnell öffnete McCord seinen Wildledermantel, um den Revolver zu entblößen, der an seinem Schenkel hing. »Versuchen Sie's lieber nicht. Da, wo ich
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