Der Herzog Von Köln
dass ich hierherkomme?« fragte Falkenmond.
»Es war anzunehmen, dass Ihr Euch diesen Ort zur Landung aussuchen würdet«, erwiderte der Ritter in Schwarz und Gold. »Also wartete ich.«
»Ich verstehe.« Falkenmond sah zu ihm auf und wusste nicht so recht, was er als nächstes tun sollte. »Ich verstehe …«
D’Averc und Oladahn stapften nun ebenfalls den felsigen Strand auf sie zu.
»Kennt Ihr diesen Herrn, Herzog Dorian?« erkundigte sich d’Averc.
»Ein alter Bekannter«, erklärte Falkenmond.
»Ihr seid Sir Huillam d’Averc«, stellte der Ritter in Schwarz und Gold mit tiefer Stimme fest. »Ich sehe, Ihr tragt noch immer die Rüstung Granbretaniens.«
»Sie ist nach meinem Geschmack«, erwiderte d’Averc. »Ihr habt Euren Namen noch nicht genannt.«
Der Ritter in Schwarz und Gold ignorierte den Franzosen. Mit einer Hand, die in einem schweren Panzerhandschuh steckte, zeigte er auf Falkenmond. »Er ist es, mit dem ich sprechen muss. Ihr sucht die Euch versprochene Yisselda, Herzog Dorian, und seid auf dem Weg zum Wahnsinnigen Gott?«
»Ist Yisselda seine Gefangene?«
»Auf gewisse Weise ja. Aber Ihr müsstet den Wahnsinnigen Gott auch aus einem anderen Grund aufsuchen.«
»Lebt Yisselda?« drängte Falkenmond.
»Sie lebt. Aber ehe sie wieder die Eure sein kann, müsst Ihr erst den Wahnsinnigen Gott vernichten und ihm das Rote Amulett abnehmen – denn dieses Amulett ist rechtmäßig Eures. Zwei Dinge hat der Wahnsinnige Gott gestohlen, und beide gehören Euch – das Mädchen und das Amulett.«
»Yisselda ist mein, doch ich weiß von keinem Amulett. Ich habe nie eines besessen.«
»Es handelt sich um das Rote Amulett, und es gehört Euch. Der Wahnsinnige Gott hat kein Recht, es zu tragen, deshalb raubte es ihm den Verstand.«
Falkenmond lächelte. »Wenn es die Eigenschaft dieses Amuletts ist, dann soll er es ruhig behalten.«
»Dies ist eine ernste Angelegenheit, Herzog Dorian. Das Rote Amulett hat den Wahnsinn des Gottes herbeigeführt, weil er es von einem Diener des Runenstabs stahl. Aber wenn der Diener des Runenstabs es trägt, ist er in der Lage, gewaltige Kräfte durch dieses Amulett aus dem Runenstab herbeizurufen. Nur einer, der es zu Unrecht trägt, verfällt dem Wahnsinn – und nur der rechtmäßige Eigentümer kann es sich holen, wenn ein anderer es trägt. Deshalb konnte ich es ihm nicht abnehmen, noch vermag es irgendein anderer außer Herzog Dorian Falkenmond von Köln, der Diener des Runenstabs.«
»Wieder nennt Ihr mich Diener des Runenstabs, doch weiß ich von keinen Pflichten, die ich dem Runenstab gegenüber hätte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob dies nicht alles ein Phantasiegespinst ist und Ihr nicht selbst ein Verrückter seid.«
»Denkt, was Ihr wollt. Aber es stimmt doch, dass Ihr nichts anderes im Sinn habt, als den Wahnsinnigen Gott aufzusuchen – Euer Streben geht dahin, ihn zu finden, nicht wahr?«
»Um Yisselda zu finden, seine Gefangene.«
»Wie Ihr meint. So brauche ich Euch nicht erst von Eurer Aufgabe zu überzeugen.«
Falkenmond runzelte die Stirn. »Seit meinem Aufbruch von Hamadan erlebte ich eine Reihe von recht merkwürdigen Zufällen …«
»Es gibt keine Zufälle, wo der Runenstab wirkt. Nur sind seine Handlungen manchmal erkennbar und manchmal nicht.« Der Ritter in Schwarz und Gold drehte sich im Sattel um und deutete auf einen Weg, der in Serpentinen eine Klippe emporführte. »Hier können wir aussteigen und oben übernachten. Am frühen Morgen machen wir uns dann auf den Weg zur Burg des Wahnsinnigen Gottes.«
»Ihr wisst, wo sie liegt?« fragte Falkenmond eifrig und vergaß für einen Moment seine Zweifel.
»Ja.«
Dann kam Falkenmond plötzlich ein anderer Gedanke. »Ihr habt nicht etwa Yisseldas Gefangennahme selbst in die Wege geleitet? Vielleicht, um mich dazu zu bringen, den Wahnsinnigen Gott zu suchen?«
»Yisselda wurde von Juan Zhinaga, einem Verräter in der Armee ihres Vaters, entführt, der vorhatte, sie nach Granbretanien zu bringen. Doch unterwegs nahmen Soldaten des Dunklen Imperiums sie ihm ab, weil sie selbst die Belohnung einstecken wollten. Während sie kämpften, floh Yisselda und schloss sich schließlich einer Flüchtlingskarawane durch Italien an. Sie gelangte an Bord eines Schiffes, das angeblich zur Provence fuhr, in Wirklichkeit aber ein Sklavenschiff war, das das Mädchen nach Arabien verschleppte. Unterwegs wurde es doch von Piraten überfallen – von jenem Schiff, das Ihr in Flammen setztet
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