Der Herzog Von Köln
…«
»Ich kenne den Rest. Die Hand, die wir fanden, gehörte demnach einem Piraten, der Yisseldas Ring stahl. Aber Eure Geschichte klingt mir nicht sehr glaubhaft. Diese Zufälle …«
»Ich sagte Euch doch – es gibt keine Zufälle, wo der Runenstab wirkt. Manchmal ist das Muster einfach zu erkennen, manchmal schwerer.«
Falkenmond seufzte. »Ist sie unverletzt?«
»Ziemlich.«
»Was meint Ihr damit?«
»Wartet, bis Ihr zur Burg des Wahnsinnigen Gottes kommt.«
Falkenmond versuchte, weiter in den Ritter in Schwarz und Gold zu dringen, der rätselhafte Mann jedoch sprach nicht mehr. Er saß auf seinem Pferd und schien tief in Gedanken versunken, während Falkenmond zum Boot zurückging und Oladahn und d’Averc half, die nervösen Pferde an den Strand zu bringen und die restliche Habe und die Verpflegung, die sie gekauft hatten, auszuladen. Er fand seine alte Satteltasche und fragte sich, ob er sie wohl sicher durch, alle Abenteuer bringen konnte.
Als sie fertig waren, wendete der Ritter in Schwarz und Gold stumm sein Pferd und begann ohne Pause den steilen Pfad hinanzureiten.
Die drei Gefährten jedoch mussten absteigen und konnten ihm nur langsam folgen. Einige Male stolperten die Männer und auch die Pferde und drohten abzustürzen. Steine brachen los und hüpften tief hinunter auf den schieferfarbenen Strand. Aber schließlich hatten sie den beschwerlichen Aufstieg bewältigt. Vor ihnen lag eine sanft hügelige Ebene, die sich endlos dahinzustrecken schien.
Der Ritter in Schwarz und Gold zeigte nach Westen. »Am Morgen reiten wir in Richtung zur Pulsierenden Brücke. Dahinter liegt die Ukraine, und die Burg des Wahnsinnigen Gottes liegt viele Tagesreisen im Inneren des Landes. Wir müssen vorsichtig sein, denn auch hier sind die Truppen des Dunklen Imperiums zugegen.«
Er sah zu, wie die anderen es sich gemütlich machten. D’Averc sah zu ihm hoch. »Wollt Ihr nicht an unserem Mahl teilnehmen, Sir?« fragt er, spöttisch fast.
Aber der große, behelmte Kopf bewegte sich nicht, und sowohl der Ritter als auch das Pferd standen die ganze Nacht wie ein Standbild, unbeweglich, und schienen über die Gefährten zu wachen – vielleicht wachten sie aber auch darüber, dass die drei nicht alleine aufbrachen.
Falkenmond lag in seinem Zelt und sah hinaus auf die Silhouette des Ritters in Schwarz und Gold. Er fragte sich, ob dieser überhaupt menschlich war und ob er ihm, Falkenmond, letztendlich freundlich gesonnen war oder nicht. Er seufzte. Er wollte nur Yisselda finden, sie retten und mit ihr in die Kamarg zurückkehren, um zu sehen, ob die Provinz noch immer gegen das Dunkle Imperium aushielt. Aber sein Leben war kompliziert geworden durch dieses seltsame Mysterium des Runenstabs und durch diese Bestimmung, der er folgen musste und die in den »Plan« des Runenstabs passte. Jedoch war der Runenstab ein Ding und keine Intelligenz. Oder war er eine Intelligenz? Er war die größte Macht, die man anrufen konnte, wenn man einen Schwur tat. Man glaubte, dass er die Geschichte der Menschheit lenkte. Warum also, fragte Falkenmond sich, brauchte er »Diener«, wenn ihm ja doch schließlich alle Menschen dienten?
Aber vielleicht dienten ihm gar nicht alle Menschen. Vielleicht erwuchsen von Zeit zu Zeit Mächte – wie das Dunkle Imperium –, die dem entgegenwirkten, was der Runenstab für die Menschheit bestimmt hatte. Dann brauchte der Runenstab vielleicht Diener.
Falkenmonds Gedanken verwirrten sich. Es war ihm nicht bestimmt, über solche Tiefgründigkeiten nachzudenken. Wenig später war er eingeschlafen.
2 Die Burg des Wahnsinnigen Gottes
Zwei Tage ritten sie, bis sie zur Pulsierenden Brücke kamen, die sich über das Meer spannte, von zwei Klippen aus, die einige Meilen entfernt voneinander aufragten. Die Pulsierende Brücke war ein erstaunlicher Anblick; denn sie schien nicht aus fester Substanz, sondern aus einer großen Anzahl von sich überkreuzenden, vielfarbigen Lichtstrahlen zu bestehen, die irgendwie miteinander verflochten zu sein schienen. Gold und leuchtendes Blau waren zu sehen, helles, glänzendes Scharlach, und Grün und pulsierendes Gelb. Die ganze Brücke pulsierte wie ein lebendes Organ, und unter ihr schlug die See schäumend gegen die spitzen Felsen.
»Was ist das?« fragte Falkenmond den Ritter in Schwarz und Gold. »Das ist gewiss kein natürliches Gebilde.«
»Eine uralte Schöpfung«, erwiderte dieser, »hervorgebracht von einer vergessenen Wissenschaft einer
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