Der Herzog Von Köln
Er machte einen Schritt zurück und zog sein Schwert.
»Tut mir leid, dass ich nicht mit dir trinken kann, Bruder!« brummte er, »aber wenn es sein muss, kämpfe ich statt dessen mit dir.«
Oladahn sprang mit gezogenem Schwert neben ihn.
»Wer seid ihr?« knurrte der Ebersoldat. »Warum tragt ihr die Rüstung eines fremden Ordens? Was wollt ihr damit?«
Falkenmond warf seinen Helm zurück und entblößte sein bleiches Gesicht mit dem Schwarzen Juwel in der Stirn. »Ich bin Falkenmond«, erklärte er nun und sprang auf die verdutzten Krieger zu.
Falkenmond und Oladahn nahmen das Leben von fünf Eberkriegern, ehe der Kampflärm andere von allen Richtungen herbeieilen ließ. Bald waren sie von allen Seiten eingekreist. Ein Schlag mit einem Speerschaft traf Falkenmond auf den Nacken, dass er in den Schlamm sank.
Halbbetäubt spürte er, wie man ihn in die Höhe zerrte und vor einen hochgewachsenen Mann in schwarzer Rüstung schleppte, der etwas entfernt von der Menge auf einem Pferd saß.
»Ah, welch angenehme Überraschung, Herzog von Köln«, ertönte eine tiefe Stimme aus dem Helm des Reiters, eine Stimme, in der Bosheit und Gehässigkeit schwangen; eine Stimme, die Falkenmond vertraut schien.
»Meine lange Reise war demnach nicht umsonst«, wandte der Reiter sich an seinen ebenfalls berittenen Begleiter.
»Das freut mich, Euer Lordschaft«, erwiderte dieser. »Ich nehme an, damit bin ich nun auch in den Augen des Reichskönigs in Gnaden wieder aufgenommen.«
Falkenmonds Kopf zuckte hoch, um den anderen genauer zu betrachten. Seine Augen funkelten, als er die kunstvolle Ebermaske d’Avercs sah.
»So habt Ihr uns also verraten!« rief er. »Noch ein Verräter! Ist es mein Geschick, nur mit Verrätern zusammenzukommen?« Er versuchte sich loszureißen, um sich auf d’Averc zu stürzen, aber die Krieger hielten ihn fest.
D’Averc lachte. »Wie naiv Ihr seid, Herzog Dorian …«
Er hustete gekünstelt.
»Habt ihr die anderen?« fragte der Reiter. »Das Mädchen und den Pelzgesichtigen?«
»Jawohl, Eure Exzellenz.«
»Dann bringt sie in mein Lager. Ich will sie mir genauer ansehen. Dies ist ein sehr großer Triumph für mich.«
9 Die Reise südwärts
Ein Gewitter hatte sich über dem Lager zusammengebraut, als Falkenmond, Oladahn und Yisselda durch den Schlamm und Schmutz geschleppt wurden, vorbei an den neugierigen Kriegern und dem Lärm und Durcheinander, zu einem Platz, wo ein großes Banner im frisch aufkommenden Wind flatterte. Die ersten Blitze zuckten, einer nach dem anderen, unmittelbar von Donnerschlägen gefolgt. Falkenmond hielt die Luft an, als er das Banner erkannte. Er versuchte, zu Oladahn oder Yisselda zu sprechen, aber man zerrte ihn in ein riesiges Zelt, wo ein Maskierter auf einem geschnitzten Stuhl saß und d’Averc neben ihm stand. Der Mann auf dem Stuhl trug die Maske des Wolfsordens. Das Banner wies ihn als Grandkonnetabel dieses Ordens aus – einer der höchsten Edelleute Granbretaniens, der Generalfeldmarschall der Armeen des Dunklen Imperiums unter dem Reichskönig Huon, ein Baron von Kroiden – ein Mann, den Falkenmond für tot gehalten, von dem er sicher gewesen war, dass er ihn selbst niedergestreckt hatte.
»Baron Meliadus«, knurrte er. »So tötete ich Euch gar nicht in Hamadan?«
»Nein, Falkenmond, obgleich Ihr mich sehr schwer verwundet habt, entkam ich diesem Schlachtfeld.«
Falkenmond lächelte dünn. »Das gelang nur wenigen Eurer Soldaten. Wir haben Euch geschlagen, Euch vernichtet.«
Meliadus wandte seine reichverzierte Wolfsmaske einem Hauptmann zu, der in der Nähe stand. »Bringt Ketten, viele Ketten, starke und schwere. Windet sie um diese Hunde und schmiedet sie fest. Sie sollen keine Chance haben, Schlösser zu öffnen. Diesmal möchte ich sichergehen, dass sie in Granbretanien ankommen.«
Er erhob sich von seinem Stuhl und spähte durch die Augenschlitze seiner Maske in Falkenmonds Gesicht. »Man hat viel über Euch an Reichskönig Huons Hof gesprochen, und man hat sich besonders exquisite Foltern für Euch ausgedacht, Verräter! Euer Sterben wird sich ein oder zwei Jahre hinziehen, und jeder Augenblick davon wird eine Qual für Euren Leib und Euren Geist sein. Unseren ganzen Einfallsreichtum setzen wir zu diesem Zweck ein, Falkenmond.«
Mit behandschuhten Fingern hob er Yisseldas wutfunkelndes Gesicht, in dessen Augen Tränen der Hilflosigkeit glitzerten. »Was Euch betrifft, meine Schöne – ich erwies Euch die Ehre, Euch zu bitten,
Weitere Kostenlose Bücher