Der Herzog Von Köln
meine Frau zu werden. Ehre werdet Ihr nun keine mehr haben, doch werde ich Euch nehmen, bis ich Euer müde bin oder Euer Körper gebrochen ist.« Der Wolfskopf drehte sich langsam und betrachtete Oladahn. »Und diese Kreatur, nichtmenschlich und doch eingebildet genug, aufrecht zu gehen, sie wird sich auf allen vieren bewegen und wimmern und winseln wie das Tier, das sie ist …«
Oladahn spuckte die juwelenbesetzte Maske an. »In Euch hätte ich ein gutes Vorbild dazu.«
Meliadus wirbelte mit wallendem Umhang herum und hinkte schwerfällig zu seinem Stuhl zurück.
»Ich werde euch alle bei guter Gesundheit erhalten, bis ihr unter der Thronkugel steht«, erklärte er mit wutbebender Stimme. »Ich ließ mich bisher von Geduld leiten, und so soll es auch noch ein paar Tage bleiben. Wir werden bei Morgengrauen aufbrechen, zurück nach Granbretanien. Aber wir machen einen kleinen Umweg, damit ihr die endgültige Vernichtung der Kamarg miterlebt. Ich habe dort einen Monat verbracht, müsst ihr wissen, und täglich das Sterben ihrer letzten Verteidiger und das Fallen ihrer Türme beobachtet -einer nach dem anderen. Ich befahl, mit dem letzten Sturm bis zu meiner Rückkehr zu warten. Ich dachte, ihr würdet gern sehen, wie euer Heimatland vergewaltigt wird.« Er lachte und legte seinen grotesk maskierten Schädel schief. »Ah! Hier kommen die Ketten.«
Männer des Dachsordens brachten gewaltige Eisenketten, eine Feuerschale, einen kleinen Amboss und Hämmer.
Falkenmond, Yisselda und Oladahn wehrten sich, als die Dachse sie ketteten, doch bald wurden sie vom Gewicht des Eisens zu Boden gedrückt.
Dann wurden die Kettenenden mit weißglühenden Nieten verschlossen, und Falkenmond wusste, dass es unmöglich war, sich selbst daraus zu befreien.
Baron Meliadus stand auf und besah sich die Arbeit der Dachse. »Wir werden über Land zur Kamarg reisen und von dort nach Bordeaux, wo ein Schiff auf uns warten wird. Ich bedaure, dass ich nicht mit einer Flugmaschine dienen kann, aber wir brauchen die meisten davon, um die Kamarg zu schleifen.«
Falkenmond schloss die Augen; mehr blieb ihm nicht, seine Verachtung für Meliadus auszudrücken.
Am nächsten Morgen warf man die drei Gefangenen in einen offenen Wagen, und gleich darauf brach Baron Meliadus’ schwer bewaffnete Kolonne auf. Hin und wieder, wenn er in seine Blickrichtung kam, sah Falkenmond seinen Erzfeind, der mit Sir Huillam d’Averc an der Spitze des Trupps ritt.
Immer noch herrschte ein Sturm, und schwere Regentropfen fielen auf Falkenmonds Gesicht und in seine Augen. In seinen Ketten vermochte er kaum den Kopf zu bewegen, um das Nass abzuschütteln.
Der Wagen holperte dahin, während in der Ferne die Armee des Dunklen Imperiums auf Bradichla zumarschierte.
Falkenmond fühlte sich von allen Seiten verraten. Er hatte dem Ritter in Schwarz und Gold vertraut – und dieser stahl ihm seine Satteltaschen. Er hatte d’Averc schließlich sein Vertrauen geschenkt – und der lieferte ihn in Baron Meliadus’ Hände. Er seufzte. Nun war er sich nicht einmal mehr gewiss, ob nicht auch Oladahn ihn verraten würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme …
Er fiel übergangslos in fast dieselbe seelisch-geistige Stumpfheit wie vor Monaten nach seiner Niederlage und Gefangenschaft durch das Dunkle Imperium, als er eine Armee von Aufständischen in Deutschland gegen Baron Meliadus angeführt hatte. Seine Züge schienen wie eingefroren, seine Augen glanzlos, und er hörte auf zu denken.
Manchmal sprach Yisselda ihn an. Er antwortete, aber er hatte keine Worte des Trotzes. Er wusste, dass es keine gab, die sie zu überzeugen vermochten. Manchmal gab Oladahn eine Bemerkung von sich, die von Galgenhumor zeugte, aber die anderen gingen nicht darauf ein, bis schließlich auch er in dumpfes Schweigen verfiel. Nur wenn man ihnen in größeren Abständen Essen in den Mund schob, gaben sie Zeichen von Leben von sich.
Und so vergingen die Tage, während die Kolonne südwärts zog.
Seit Monaten hatten sie diesen Augenblick der Heimkehr ersehnt, doch nun erfüllte sie keine Freude mehr darüber. Falkenmond wusste, dass er versagt hatte, er, der die Kamarg retten wollte. Und er war voll von Selbstverachtung.
Bald durchquerten sie Italien, und eines Tages rief Baron Meliadus: »In ein paar Tagen werden wir die Kamarg erreichen. Wir überqueren gerade die Grenze nach Frankreich!« Und er lachte.
10 Der Zusammenbruch der Kamarg
»Setzt sie auf«, befahl Baron Meliadus,
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