Der Herzog Von Köln
dachten, die Kamarg könnte nie fallen …«
»Ihr seid zu sicher, dass sie es tun wird«, erklang eine Stimme von der Treppe her. Es war d’Averc, der blass und mitgenommen in einem weiten Gewand herbeihumpelte. »Mit einer solchen Einstellung müsst ihr ja verlieren. Ihr könntet zumindest versuchen, vom Sieg zu sprechen.«
»Ihr habt recht, Sir Huillam.« Graf Brass bemühte sich um eine bessere Gemütsstimmung. »Und wir wollen uns nun auch an diesem hervorragenden Mahl laben, das uns neue Kraft für den bevorstehenden Kampf geben soll.«
»Wie fühlt Ihr Euch, d’Averc?« fragte Falkenmond, als sie sich alle an die Tafel gesetzt hatten.
»Nun, gut genug, um eine kleine Stärkung zu mir zu nehmen«, erwiderte der Franzose. Er begann, seinen Teller mit Braten anzuhäufen.
Sie aßen zum größten Teil schweigend und genossen das Mahl, das sehr wohl ihr letztes sein mochte.
Als Falkenmond am nächsten Morgen aus seinem Fenster schaute, sah er, dass das ganze Marschland von Tiermaskensoldaten überflutet war. In der Nacht hatten die Truppen des Dunklen Imperiums sich dicht an die Stadtmauern herangeschlichen und bereiteten sich zum Sturm vor.
Hastig schlüpfte Falkenmond in Gewand und Rüstung und lief zur Halle hinunter, wo d’Averc bereits im Brustpanzer auf ihn wartete. Oladahn reinigte seine Klinge, und Graf Brass besprach sich noch mit zwei seiner überlebenden Hauptleuten.
Eine angespannte Atmosphäre herrschte in der Halle, und die Männer sprachen nur im Flüsterton miteinander.
Yisselda erschien auf der Treppe und rief leise. »Dorian …«
Er wandte sich um und eilte die Stufen hinauf zur Veranda, wo sie stand. Er nahm sie in die Arme, drückte sie an sich und küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Dorian«, sagte sie, »lass uns schnell heiraten, ehe …«
»Ja.« Falkenmond nickte. »Suchen wir Bowgentle.«
Sie fanden den Philosophen in seinem Gemach in ein Buch vertieft. Er blickte auf, als sie eintraten, und lächelte. Sie erklärten ihren Wunsch, und er legte sein Buch nieder. »Ich hatte auf eine große Feier gehofft«, murmelte er. »Aber ich verstehe.«
Er ließ sie die Hände halten und vor ihm niederknien, während er die von ihm selbst entworfene Trauungsrede hielt, die für Vermählungen benutzt wurde, seit er und sein Freund, der Graf, nach Burg Brass gekommen waren.
Als alles vorbei war, stand Falkenmond auf und küsste Yisselda. »Nehmt Euch ihrer an, Bowgentle«, bat er und verließ das Gemach, um sich seinen Freunden anzuschließen, die bereits auf den Innenhof hinaustraten.
Als sie auf ihre Pferde stiegen, verdunkelte plötzlich ein gewaltiger Schatten den Hof, und sie hörten das Rasseln und Knattern über sich, das nur von einem der granbretanischen Ornithopter stammen konnte. Ein Feuerstrahl schoss herab. Er verfehlte Falkenmond nur knapp und ließ dessen Pferd sich mit geblähten Nüstern und rollenden Augen aufbäumen.
Graf Brass hob die Flammenlanze, mit der er sich kurz zuvor bewaffnet hatte, und drückte auf den Auslöser. Rote Flammen zischten auf die Flugmaschine zu. Sie hörten den Piloten gellend schreien und sahen, dass die Flügel zu flattern aufhörten. Der Ornithopter torkelte außer Sicht, und sie vernahmen das Krachen, als er auf der Seite des Burgbergs aufschlug.
»Ich muss Flammenlanzenkämpfer in der Burg stationieren«, sagte Graf Brass. »Sie sind am wirkungsvollsten gegen die Ornithopter. Meine Herren – auf in die Schlacht.«
Als sie aus dem Burgtor und hinunter zur Stadt ritten, sahen sie, dass die gewaltige Flut von Granbretaniern sich bereits gegen die Stadtmauern warf, wo die Kamarganer sie verzweifelt zurückzudrängen versuchten.
Ornithopter in Form von grotesken Metallvögeln kreisten über der Stadt und sandten ihre Feuerstrahlen hinab auf die menschenüberfüllten Straßen. Die Luft war voll von den Schreckensschreien der Bürger, dem Pfeifen der Flammenlanzen und dem Klirren von Metall auf Metall. Manche der Häuser brannten bereits, und schwarzer Rauch hing über Aigues-Mortes.
Falkenmond führte den kleinen Trupp an. Sein Pferd drängte sich durch die Menge verängstigter Frauen und Kinder auf den Straßen und Plätzen, bis sie die Stadtmauer erreichten. Die Freunde verteilten sich, als sie auf die Mauer stiegen, um gegen die anstürmenden Truppen des Dunklen Imperiums zu kämpfen.
Plötzlich erschallte ein verzweifeltes Schreien an einer Mauerstelle, dem ein triumphierendes Geräusch aus granbretanischen Kehlen folgte.
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