Der Herzog Von Köln
Falkenmond sahen. Nun schafften sie es, ihre Stellung zu halten, ja die Granbretanier teilweise sogar zurückzudrängen. Graf Brass, gefolgt von Falkenmond und Oladahn, ritt mitten unter seine Leute, und wie früher schien er der unschlagbare Held zu sein. »Zur Seite, Männer«, rief er. »Zur Seite, lasst mich an den Feind heran!«
Graf Brass nahm einem der Reiter seine Standarte ab. Er klemmte sie sich unter den Arm und schwang mit der Rechten das Schwert. So stürmte er auf die geballte Masse der Tiermaskenkrieger ein.
Falkenmond ritt neben ihm. Sie gaben ein furchterregendes, ja geradezu übernatürliches Gespann ab, der eine in seiner flammenden Rüstung aus Messing, der andere mit dem Schwarzen Juwel in der Stirn. Ihre Schwerter hoben sich und sausten herab auf die Köpfe der eng aneinander gedrängten granbretanischen Infanteristen. Und als eine dritte Gestalt sich ihnen anschloss, ein untersetzter Gesell mit einem pelzüberwucherten Gesicht, dessen Säbel wie der Blitz um sich hieb, erschienen sie wie eine Dreiheit aus der Mythologie, die den Tierkriegern solchen Schrecken einflößte, dass sie zurückwichen.
Falkenmond suchte nach Meliadus. Er schwor, dass er ihn diesmal ganz sicher töten würde. Aber er konnte ihn nirgends entdecken.
Behandschuhte Finger versuchten, ihn aus dem Sattel zu zerren, doch sein Schwert stach zu, spaltete Helme und trennte Köpfe von Schultern.
Der Tag schritt voran, und der Kampf tobte pausenlos weiter. Falkenmond begann im Sattel zu wanken. Er war erschöpft und halbbetäubt vom Schmerz, den Dutzende von unbedeutenden Verletzungen und nicht weniger Prellungen verursachten. Sein Pferd bekam einen tödlichen Hieb, aber das Gedränge um ihn war so groß, dass es noch eine halbe Stunde aufrechtstand und Falkenmond erst dann bemerkte, dass es tot war. Er sprang daraufhin vom Sattel und kämpfte zu Fuß weiter.
Er wusste, so viele er und seine Gefährten auch getötet hatten, dass sie zahlenmäßig unterlegen und auch viel zu dürftig ausgerüstet waren. Allmählich wurden sie immer weiter zurückgedrängt.
»Ah«, murmelte er. »Wenn wir nur Verstärkung hätten von ein paar hundert Mann, würden wir vielleicht noch gewinnen. Beim Runenstab, wir brauchen Hilfe!«
Plötzlich durchzuckte ihn etwas wie ein elektrischer Schlag. Er schnappte heftig nach Luft, als ihm bewusst wurde, dass er unbewußt den Runenstab angerufen hatte. Das Amulett glühte nun an seinem Hals und warf einen roten Schein über die Rüstungen seiner Feinde. Es begann, neue Energie in ihn zu pumpen. Er lachte laut und schlug mit unvorstellbarer Kraft um sich. Sein Schwert brach, aber er packte eine Lanze von einem Reiter neben ihm, zog den Mann dabei vom Pferd, sprang selbst in den Sattel und schwang die Lanze wie ein Schwert, während er den Angriff wieder aufnahm.
»Falkenmond! Falkenmond!« brüllte er den alten Schlachtruf seiner Vorfahren. »He, Oladahn – Graf Brass!« Er brach sich einen Weg durch die maskierten Krieger zwischen sich und seinen Freunden. Graf Brass’ Standarte flatterte noch immer in dessen Hand.
»Treibt sie zu unserer Grenze zurück!«
Und dann war Falkenmond überall – ein berittener Todesbringer. Er pflügte durch die Reihen der Granbretanier, und hinter ihm blieben nur Tote zurück. Ein angstvolles Murmeln erhob sich unter den Feinden, und sie begannen zurückzuweichen.
Bald fielen sie zurück.’ Manche ergriffen Hals über Kopf die Flucht. Da ritt Baron Meliadus herbei und befahl ihnen, zu bleiben und zu kämpfen.
»Zurück!« brüllte er. »Ihr werdet doch nicht vor diesem Häufchen Angst haben!« Aber die Panik hatte bereits um sich gegriffen, und er wurde von der Flut der Fliehenden erfasst und mit zurückgetragen.
Sie flohen in Schrecken vor dem bleichen Ritter, in dessen Stirn ein schwarzer Edelstein düster leuchtete und um dessen Hals ein Amulett hing, das rotes Feuer ausstrahlte. Auch hatten sie ihn den Namen eines Toten rufen hören und erfahren, dass er selbst ein Toter war – Dorian Falkenmond, der bei Köln gegen sie gekämpft und sie dort beinahe besiegt hätte; der sich selbst dem Reichskönig widersetzt und Baron Meliadus fast erschlagen und ihn nicht nur einmal besiegt hatte..Falkenmond! Es war der einzige Name, den das Dunkle Imperium fürchtete.
»Falkenmond! Falkenmond!« Der wie ein Berserker wütende Herzog von Köln hielt seine Waffe hoch, als sein Pferd sich erneut aufbäumte. »Falkenmond!«
Besessen von der Macht des Roten Amuletts
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