Der Herzog Von Köln
ich?«
Die Truppen wichen immer weiter zurück. Einzelne Krieger rannten, was die Beine hergaben. Aber Baron Meliadus stieg vom Pferd. Er streckte die Arme aus und versuchte, nach der verschwundenen Stadt zu tasten. Doch vergeblich.
Voll hilfloser Wut brüllte er und warf sich schließlich auf den schlammigen Boden, die Fäuste gegen jene Stelle erhoben, wo noch vor wenigen Minuten Burg Brass gestanden hatte.
»Ich werde dich finden, Falkenmond!« heulte er. »Dich und deine Freunde! Die ganze Wissenschaft Granbretaniens werde ich einsetzen, bis wir euch gefunden haben. Und ich werde euch folgen, wenn es sein muss, zu welchem Ort ihr euch auch verkrochen habt, sei er auf der Erde oder fern von ihr. Ihr werdet meine Rache noch kosten. Das schwöre ich beim Runenstab.«
Und dann blickte er auf, als er das Getrappel von Hufen hörte, und er vermeinte den Bruchteil eines Augenblickes eine Gestalt in Schwarz und Gold vorbeireiten zu sehen und ein ironisches Lachen zu hören.
Er stützte sich auf seine Hände und stand auf, um sich nach seinem Pferd umzusehen.
»Falkenmond! Falkenmond!« fluchte er durch zusammengebissene Zähne. »Du wirst mir nicht entgehen!«
Wieder hatte er beim Runenstab geschworen, wie an jenem schicksalsschweren Morgen vor zwei Jahren. Sein damaliger Schwur hatte die Geschichte in eine neue Bahn gelenkt, sein jetziger festigte den ersten, egal ob er nun Meliadus oder Falkenmond begünstigen mochte, und bekräftigte ihrer aller Geschick.
Baron Meliadus fand sein Pferd und kehrte zum Lager zurück. Morgen würde er nach Granbretanien zurückkehren und sofort das Labyrinth des Schlangenordens aufsuchen. Früher oder später musste sich ein Weg zu der verschwundenen Burg finden.
Yisselda blickte mit großen Augen durch das Fenster. Ihr Gesicht war glückerfüllt. Falkenmond lächelte auf sie herab.
Graf Brass hüstelte hinter ihnen. »Um die Wahrheit zu sagen, meine Kinder«, murmelte er, »ich bin ein wenig verwirrt von all dieser – dieser Wissenschaft. Wo, sagte der Ritter, sind wir?«
»In einer anderen Kamarg, Vater«, versicherte ihm Yisselda.
Der Ausblick aus dem Fenster war dunstverhangen.
Obgleich die Stadt und der Burgberg völlig real schienen, wirkte alles außerhalb unwirklich. Sie sahen, wie durch einen blauen Schimmer, glitzernde Lagunen und sich im Winde wiegendes Schilf, aber nicht im gewohnten Grün und Gelb, sondern von einem Schillern in allen Regenbogenfarben.
»Er sagte, wir könnten diese Gegend ruhig erforschen«, murmelte Falkenmond. »Also muss sie von festerer Substanz sein, als es den Anschein hat.«
D’Averc hüstelte. »Ich glaube, ich bleibe hier in der Stadt. Was meint Ihr, Oladahn?«
Oladahn grinste. »Ich denke, ich auch – zumindest bis ich mich ein wenig daran gewöhnt habe.«
Graf Brass lachte. »Ich schließe mich euch an. Aber jedenfalls sind wir hier sicher. Und all unsere Leute ebenfalls. Dafür müssen wir dankbar sein.«
»Ja«, brummte Bowgentle nachdenklich. »Doch dürfen wir den zweifellos erbitterten Eifer der granbretanischen Wissenschafter nicht außer Betracht lassen. Wenn es einen Weg gibt, uns hierher zu verfolgen, dann werden sie ihn auch finden -dessen können wir sicher sein.«
Falkenmond nickte. »Ihr habt recht, Bowgentle.« Er deutete auf Rinals Geschenk. Es lag nun auf der leeren Speisetafel, umhüllt von dem fremdartigen, blaßblauen Licht, das durch das Fenster drang. »Wir müssen es am sichersten Ort aufbewahren, den es hier gibt. Ihr erinnert euch, was der Ritter sagte – sollte es zerstört werden, kehren wir sofort wieder in unsere eigene Raumzeit zurück.«
Bowgentle schritt auf die Maschine zu und hob sie behutsam auf. »Ich werde dafür sorgen, dass sie einen sicheren Platz bekommt«, versprach er.
Als er gegangen war, drehte Falkenmond sich erneut dem Fenster zu, und seine Finger spielten mit dem Roten Amulett.
»Der Ritter sagte, er würde mit einer Botschaft und einem neuen Auftrag für mich zurückkommen«, murmelte er. »Ich zweifle nun nicht länger daran, dass ich dem Runenstab diene. Und wenn er erst wieder hier ist, muss ich Burg Brass verlassen, und aus dieser Zuflucht hier in die wirkliche Welt zurückkehren. Du musst darauf gefasst sein, Yisselda.«
»Lass uns jetzt nicht daran denken«, bat sie ihn, »sondern unsere Hochzeitsfeier nachholen.«
»Das wollen wir tun«, stimmte er mit einem Lächeln bei. Aber er vermochte den Gedanken nicht ganz beiseite zu schieben, dass es irgendwo, von
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