Der Herzog Von Köln
Falkenmond rannte in diese Richtung und sah, dass die Feinde eine Bresche geschlagen hatten und die ersten Wolfs- und Bärenkrieger dabei waren, in die Stadt zu dringen.
Falkenmond ritt auf sie zu, und sofort zögerten sie, denn sie erinnerten sich seines vorherigen Kampfes. Zwar verfügte er nicht länger über übermenschliche Kräfte, aber er nutzte die Pause, seinen Familienschlachtruf: »Falkenmond! Falkenmond!« auszustoßen und auf sie einzustürmen. Sein Schwert drang durch Metall, Fleisch und Knochen, und es gelang ihm, die Eindringlinge durch die Bresche zurückzujagen.
So kämpften sie den ganzen Tag. Sie hielten die Stadt, obgleich die Zahl der Verteidiger immer mehr schrumpfte. Aber als die Nacht hereinbrach und die Truppen des Dunklen Imperiums sich zurückzogen, wusste Falkenmond wie sonst alle auch, dass sie den nächsten Tag nicht mehr überstehen konnten.
Müde führten Falkenmond, Graf Brass und die anderen ihre nicht minder erschöpften Pferde den Berg hinauf, zurück zu Burg Brass. Ihre Herzen waren schwer, als sie an all die Unschuldigen dachten, die an diesem Tag niedergemetzelt worden waren, und an all jene, die es morgen treffen würde -wenn sie überhaupt das Glück hatten, gleich sterben zu dürfen.
Da hörten sie ein galoppierendes Pferd hinter sich. Wie ein Mann wirbelten sie mit gezogenen Schwertern herum und sahen einen hochgewachsenen Reiter die Straße heraufeilen. Er trug einen Helm, der sein Gesicht völlig bedeckte, und seine Rüstung war aus goldenem und schwarzem Metall. Falkenmond runzelte finster die Stirn. »Was will dieser verräterische Dieb?« knurrte er.
Der Ritter in Schwarz und Gold hielt sein Pferd bei ihnen an. Seine tiefe, klangvolle Stimme drang aus dem Helm. »Seid gegrüßt, Verteidiger der Kamarg. Ich sehe, dass ihr keinen sehr glücklichen Tag hattet. Und morgen wird Baron Meliadus euch schlagen.«
Falkenmond wischte sich die Stirn mit einem Tuch. »Nicht nötig, in einer offenen Wunde zu rühren, Ritter. Was seid Ihr diesmal zu stehlen gekommen?«
»Nichts«, erwiderte der Ritter. »Ich kam, um Euch etwas zu bringen.« Er griff hinter sich und brachte Falkenmonds Satteltaschen zum Vorschein.
Neue Hoffnung erfüllte Falkenmond. Er lehnte sich vor, um die Taschen an sich zu nehmen. Eilig öffnete er eine. Und wirklich, darin befand sich immer noch, in einen Umhang gehüllt, jenes Gerät, das Rinal ihm vor so langer Zeit geschenkt hatte. Er streifte den Umhang zurück, der Kristall war unversehrt.
»Aber weshalb habt Ihr es überhaupt gestohlen?« fragte er.
»Auf Burg Brass werde ich es euch allen erklären«, versicherte ihm der Ritter.
Der Ritter stand neben dem offenen Kamin in der großen Halle, während die anderen sich gesetzt hatten und gespannt seinen Worten lauschten.
»Ich trennte mich von euch auf der Burg des Wahnsinnigen Gottes«, begann er, »weil ich wusste, dass ihr mit Hilfe der mutierten Jaguare die Burg ohne Schwierigkeiten würdet verlassen können. Aber ich wusste auch von anderen Gefahren, die vor euch lagen, und vermutete, dass man euch gefangen nehmen würde. Deshalb beschloss ich, Rinals Geschenk in sichere Verwahrung zu nehmen, bis ihr die Kamarg erreicht hattet.«
»Und ich hielt Euch für einen Dieb!« rief Falkenmond. »Verzeiht mir, Ritter.«
»Was ist denn dieser Gegenstand?« erkundigte sich Graf Brass.
»Eine uralte Maschine«, erklärte der Ritter in Schwarz und Gold, »die von den bedeutendsten Wissenschaftlern unserer Erde entwickelt wurde.«
»Eine Waffe?«
»Nein. Es ist ein Gerät, mit dem man ganze Raumzeitgebiete krümmen und in eine andere Dimension versetzen kann. Solange die Maschine existiert, vermag sie diese Versetzung aufrechtzuerhalten. Doch sollte sie durch einen unglücklichen Zufall oder einen böswilligen Anschlag zerstört werden, dann kehrt das gesamte Gebiet, das sie gekrümmt hat, sofort in seine ursprüngliche Raumzeit zurück.«
»Wie bedient man sie eigentlich?« Falkenmond wurde plötzlich bewusst, dass Rinal es ihm überhaupt nicht gesagt hatte.
»Das ist sehr schwierig zu erklären, da Ihr keines der Worte kennen würdet, die ich benutzen müsste«, erwiderte der Ritter in Schwarz und Gold. »Doch Rinal hat mir unter vielem anderem auch ihre Anwendung beigebracht, und ich vermag sie zu bedienen.«
»Aber wozu?« fragte d’Averc. »Um den lästigen Meliadus und seine Soldaten in das Nichts zu schicken, wo sie uns nichts mehr anhaben können?«
»Nein«, der Ritter lächelte.
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