Der Herzog Von Köln
es?«
Langsam schmolzen die wie eingefrorenen Züge, bis ein breites Lächeln ihnen neues Leben verlieh. Der Körper bewegte sich unter den Decken, und plötzlich setzte der Graf sich auf.
»Ah, es ist wahr!« Er strahlte. »Ich hatte jegliche Hoffnung verloren. Welch ein Narr ich war!« Nun lachte er laut vor Freude.
Bowgentle schüttelte ungläubig den Kopf. »Brass, ich glaubte dich an der Schwelle des Todes!«
»Das war ich auch, mein guter Freund – aber ich bin davon zurückgesprungen, wie du siehst. Es war ein weiter Sprung. Wie steht es mit der Belagerung, Falkenmond?«
»Es sieht schlecht für uns aus, Graf Brass. Aber nun, meine ich, doch wieder etwas besser, da wir drei wieder beisammen sind.«
»Richtig. Bowgentle, lass meine Rüstung bringen. Und wo ist mein Schwert?«
»Brass – du musst doch noch völlig von Kräften sein …«
»Dann sorge für etwas zu essen – und zwar reichlich –, dann stärke ich mich, während wir uns unterhalten.« Und Graf Brass sprang aus dem Bett, um seine Tochter und ihren Verlobten zu umarmen.
Sie speisten in der Halle, während Dorian Falkenmond Graf Brass alles berichtete, was ihm zugestoßen war, seit er die Burg vor so vielen Monaten verlassen hatte. Graf Brass seinerseits erzählte von seinen Schwierigkeiten mit, wie es schien, der gesamten granbretanischen Streitmacht. Er erzählte von Villachs letzter Schlacht, mit welchem Heldenmut er etwa zwei Dutzend Granbretanier mit sich in den Tod genommen hatte. Er erzählte, wie er selbst verwundet worden war und dann von Yisseldas Verschwinden erfahren hatte, woraufhin er jeglichen Lebenswillen verlor.
Oladahn kam aus der Krankenstube, und Falkenmond machte die beiden Männer miteinander bekannt. Der Pelzgesichtige brachte frohe Botschaft. D’Averc war zwar sehr schwer verletzt, aber Bowgentle war überzeugt, dass er sich wieder erholen würde.
Im Großen und Ganzen war es eine frohe Heimkehr, getrübt jedoch von dem Bewusstsein, dass an der Grenze die Hüter in einer wahrscheinlich verlorenen Schlacht um ihr Leben kämpften.
Graf Brass hatte inzwischen seine Messingrüstung übergestreift und sein schweres Breitschwert gegürtet. Er überragte die anderen, als er sich erhob. »Kommt, Falkenmond, und Ihr, Sir Oladahn«, forderte er die beiden auf. »Wir müssen an die Front und unseren Männern neuen Mut geben.«
Bowgentle seufzte. »Vor zwei Stunden hielt ich dich noch für so gut wie tot – und jetzt willst du schon in die Schlacht reiten. Dazu bist du noch nicht gesund genug, Brass.«
»Meine Krankheit war eine des Geistes und nicht des Körpers – und sie ist nun bezwungen!« polterte Graf Brass. »Pferde! Lass unsere Pferde satteln, Bowgentle.«
Falkenmond war zwar erschöpft, aber die Energie des Grafen schien auch auf ihn überzugreifen und die betäubende Müdigkeit aus den Gliedern zu nehmen, als er mit dem alten Kämpen auf den Hof trat. Er warf Yisselda einen Kuss zu und stieg aufs Pferd.
Die drei gönnten sich keine Rast, als sie auf nur wenig bekannten Pfaden durch das Marschland ritten. Schwärme von Riesenflamingos flatterten vor ihnen auf, und Herden von wilden, gehörnten Pferden ergriffen die Flucht. Graf Brass deutete mit behandschuhten Fingern um sich. »Ein Land wie dieses ist es wert, dass man es verteidigt mit allem, was man hat. Solcher Frieden muss beschützt werden.«
Bald hörten sie den Schlachtenlärm und kamen zu jenem Abschnitt, wo die Truppen des Dunklen Imperiums die Türme stürmten. Sie zügelten die Pferde, als sie das Schlimmste sahen.
»Unmöglich«, flüsterte der Graf tonlos.
Aber es war so.
Die Türme waren gefallen. Nur Schutt und Asche zeugten noch von ihnen. Die Überlebenden wurden immer weiter zurückgedrängt, obgleich sie sich tapfer verteidigten.
»Das ist das Ende der Kamarg«, murmelte der Graf mit gebrochener Stimme.
11 Die Rückkehr des Ritters
Einer der Hauptleute hatte sie entdeckt und kam auf sie zugeritten. Seine Rüstung hing in Fetzen von ihm, und sein Schwert war gebrochen, aber er strahlte über das ganze Gesicht. »Graf Brass!« rief er. »Endlich! Kommt, Sir! Wir müssen die Leute neu sammeln und die Hunde des Dunklen Imperiums zurücktreiben!«
Graf Brass zwang sich zu einem Lächeln. Er zog sein Breitschwert und sagte: »Das müssen wir, Hauptmann. Seht, ob Ihr einen Herold findet, der allen verkündet, dass Graf Brass zurück ist!«
Die schwerbedrängten Kamarganer stießen Jubelrufe aus, als sie Graf Brass und
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