Der Herzog Von Köln
bestimmt gewesen wären.
»Oh, Flana«, murmelte er, ehe er in einen tiefen Schlaf sank, »wenn du Königin wärst, könnten wir zusammen die kühnsten Träume Granbretaniens erfüllen.«
Aber Flana hörte ihn kaum, sie wälzte sich herum, denn es war Meliadus weder gelungen, den nagenden Schmerz in ihrer Seele zu lindern noch das Verlangen ihres Körpers, und ihre Gedanken weilten bei den Gesandten, deren Gemächer nur zwei Stockwerke über den ihren lagen.
Schließlich erhob sie sich, überließ Meliadus seinem unruhigen Schlaf, schlüpfte in Gewand und Maske und schlich durch Korridore und über Rampen, bis sie schließlich zu den Türen kam, vor denen die Krieger des Heuschreckenordens Wache hielten. Die Insektenmasken blickten ihr fragend entgegen.
»Ihr wisst, wer ich bin«, sagte sie, und ihre Stimme klang befehlend.
Sie wussten es und gaben die Türen frei. Sie wählte eine, öffnete sie und schlüpfte in die aufregende Dunkelheit des Schlafgemachs.
12 Eine Enthüllung
Nur der Schein des Mondes erhellte das Gemach. Er fiel auf ein Bett und das abgelegte Gewand und die Maske des Mannes, der darin lag.
Sie schlich näher.
»Mein Lord?« flüsterte sie.
Plötzlich fuhr die Gestalt im Bett auf, und sie sah das erschrockene Gesicht und die Hände, die es hastig zu bedecken versuchten.
»Ich kenne Euch!«
»Wer seid Ihr?« Der Mann sprang aus seinen seidenen Tüchern, eilte nackt im Mondenschein auf sie zu und packte sie. »Eine Frau!« rief er.
»Ja …«, hauchte sie. »Und Ihr seid ein Mann.« Sie lachte sanft. »Und kein Riese, obwohl Ihr von beachtlicher Statur seid. Eure Maske und Eure Verkleidung ließen Euch ein gutes Stück größer erscheinen.«
»Was wollt Ihr?«
»Ich kam, um Euch zu unterhalten, Sir – und um unterhalten zu werden. Aber ich bin jetzt ein wenig enttäuscht, denn ich hielt Euch für etwas anderes als einen Menschen. Doch nun weiß ich, Ihr seid der Mann, den Meliadus vor zwei Jahren in den Thronsaal vor den Reichskönig brachte.«
»So wart Ihr an jenem Tag anwesend.« Sein Griff verstärkte sich. Mit der Linken riss er ihr die Maske vom Kopf und drückte die Hand auf ihre Lippen. Sie knabberte sanft an seinen Fingern und streichelte die Muskeln seines Armes. Die Hand auf ihrem Mund entspannte sich.
»Wer seid Ihr?« flüsterte er. »Wissen andere von Eurem Besuch?«
»Ich bin Flana Mikosevaar, Gräfin von Kanbery. Niemand außer den Wachen weiß davon, mein tollkühner Deutscher. Und ich werde auch niemanden rufen, wenn Ihr das erwartet, denn ich interessiere mich nicht für Politik und habe keine große Sympathie für Meliadus. Ich bin Euch im Gegenteil dankbar, denn ihr habt mich von meinem lästigen Gatten befreit.«
»Ihr seid Mikosevaars Witwe?«
»So ist es. Und ich erkannte Euch sofort an dem Schwarzen Juwel in Eurer Stirn. Ihr seid Herzog Dorian Falkenmond von Köln. Zweifellos kamt Ihr in Eurer Verkleidung hierher, um einige Geheimnisse Eurer Feinde zu erfahren.«
»Ich glaube, ich muss Euch töten, Madame.«
»Ich habe nicht die Absicht, Euch zu verraten, Herzog Dorian. Zumindest nicht sofort. Ich bin hier, um Euer Bett mit Euch zu teilen, das ist alles. Ihr habt mich bereits meiner Maske beraubt«, ihre goldenen Augen betrachteten sein gutaussehendes Gesicht. »So nehmt auch mein Gewand. «
»Madame«, murmelte er heiser. »Ich kann nicht, ich bin verheiratet.«
Sie lachte. »Genau wie ich – ich war schon unzählige Male verheiratet.«
Schweiß stand auf seiner Stirn, als er ihren Blick erwiderte. »Madame, ich – ich kann nicht …«
Sie hörten beide ein Geräusch und wandten sich um.
Die Tür, die die beiden Suiten miteinander verband, öffnete sich, und ein schlanker, gutaussehender Mann stand dort, er hüstelte gekünstelt und verbeugte sich. Auch er war völlig nackt.
»Mein Freund, Madame«, erklärte Huillam d’Averc, »ist etwas altmodisch, was eheliche Moral betrifft. Ich wäre jedoch mit Vergnügen bereit …«
Sie schritt auf ihn zu und betrachtete ihn von oben bis unten. »Ihr scheint mir ein gesunder Mann zu sein.«
Er blickte zu Boden. »Wie liebenswürdig, Madame. Leider bin ich es nicht. Andererseits«, er nahm sie an der Schulter und führte sie in sein eigenes Gemach, »werde ich alles tun, Euch zu erfreuen, ehe mein schwaches Herz mich im Stich lässt …«
Die Tür schloss sich, und Falkenmond blieb zitternd zurück.
Er setzte sich auf den Bettrand und verwünschte sich, weil er nicht in der unbequemen
Weitere Kostenlose Bücher