Der Herzog Von Köln
Brass
Im Innenhof der Burg Brass stiegen Graf Brass und Oladahn auf ihre gehörnten Pferde und ritten durch die Stadt mit ihren roten Dächern hinaus zu den Menschen, wie sie es nun jeden Morgen taten.
Seit der Ritter in Schwarz und Gold sie besucht hatte, sonderte Graf Brass sich weniger ab, ja er legte sogar wieder Wert auf Gesellschaft.
Elvereza Tozer schien mit seiner Gefangenschaft in einer Turmsuite zufrieden zu sein, nachdem Bowgentle ihn mit Papier, Federn und Tinte versorgt und ihm erklärt hatte, er könne sich seinen Unterhalt verdienen, indem er ein neues Stück schreibe; außerdem versprach er ihm ein wenn auch kleines, so doch aufmerksames Publikum.
»Wie es wohl Falkenmond ergeht?« wandte Graf Brass sich an Oladahn, als sie nebeneinander herritten. »Ich habe es sehr bedauert, dass nicht ich den Strohhalm zog, der es mir ermöglicht hätte, ihn zu begleiten.«
»Ich auch«, brummte der kleine Mann aus den Bulgarbergen. »D’Averc hatte Glück. Zu schade, dass es nur zwei solche Ringe gab – Tozers und der des Ritters in Schwarz und Gold. Wenn sie mit den restlichen zurückkommen, können wir wieder Krieg gegen das Dunkle Imperium führen …«
»Es war ein gefährlicher Vorschlag, Freund Oladahn, als der Ritter meinte, sie sollten direkt nach Granbretanien reisen und selbst versuchen, diesen Mygan von Llandar in Yel zu finden«, murmelte Graf Brass und lenkte sein Pferd auf den schmalen Pfad durch das Schilf. »Denn ich glaube, unsere Sicherheit ist nicht nur von einer Seite bedroht, sondern von vielen.«
»Das beunruhigt mich persönlich nicht übermäßig«, erklärte Oladahn, »aber ich habe Angst um Yisselda, Bowgentle und die Bürger der Stadt, die unser unruhiges Blut und unsere Freude am Kampf nicht teilen.«
Die beiden Männer ritten zum Meer. Sie genossen die Stille und sehnten sich doch gleichzeitig nach dem Lärm und dem Reiz, den eine Schlacht mit sich brachte.
Graf Brass fragte sich fast gegen seinen Willen, ob es nicht wert wäre, die Kristallmaschine, die ihnen diese Sicherheit hier bot, zu zerschmettern. Denn dann würden Burg Brass und die Stadt Aigues-Mortes zurück in ihre eigene Welt versetzt, wo sie ehrenvoll kämpfen konnten, auch wenn sie keine Chance hatten, die Horden des Dunklen Imperiums zu schlagen.
10 Die Sehenswürdigkeiten Londras
Die Ornithopterflügel schlugen, als die Flugmaschine über den Türmen Londras schwebte.
Es war eine große Maschine, die vier Personen befördern konnte. Auf dem metallenen Körper glitzerten eingearbeitete Schriftzeichen und barocke Verzierungen.
Meliadus lehnte sich über eine Seite und zeigte nach unten. Auch seine Gäste beugten sich ein wenig vor, gerade weit genug, um einigermaßen höflich zu erscheinen. Man meinte, ihre hohen Masken würden ihnen vom Kopf rutschen, sollten sie sich tiefer beugen.
»Dort ist der Palast König Huons, in dem sich auch Eure Gemächer befinden«, sagte Baron Meliadus, mit dem Finger auf das verrückte Bauwerk des Palastes gerichtet. Es überragte alle anderen Gebäude und war, von ihnen getrennt, in der Mitte Londras erreichtet worden. Im Gegensatz zu den anderen Bauwerken konnte man den Palast nicht durch überdachte Korridore erreichen. Seine vier Türme, die in dunkelgoldenem Licht glänzten, ragten selbst jetzt, da sie im Ornithopter saßen und ein gutes Stück über den anderen Palästen schwebten, über ihre Köpfe. Reliefs, auf denen alle düsteren Freuden, denen die Granbretanier gerne nachgingen, abgebildet waren, zierten die Außenmauern, und riesige, groteske Figuren beugten sich über die Brustwehren, dass man meinte, sie würden in Kürze in die Tiefe stürzen. Alle nur vorstellbaren Farben bedeckten den Palast auf eine Weise, dass dem Betrachter die Augen schon nach kurzem Hinsehen schmerzten.
»Der Palast der Zeit.« Meliadus deutete auf ein prunkvolles Gebäude, das gleichzeitig eine gigantische Uhr war.
»Mein eigener Palast.« Er war in düsterem Schwarz gehalten, mit silberner Fassade.
»Der Fluss, den Ihr hier seht, ist natürlich die Tayme.« Auf dem Fluss herrschte lebhafter Verkehr. Seine blutroten Wasser trugen Barken aus Bronze, Ebenholz und Teak. Die Schiffe waren mit Wappen aus wertvollen Metallen und Halbedelsteinen geschmückt. Weiße Segel, auf die Muster gestickt oder gemalt waren, blähten sich im Wind.
»Etwas weiter links«, erklärte Baron Meliadus, der sich in seiner Rolle als Fremdenführer gar nicht gefiel, »ist unser hängender Turm.
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