Der Herzog Von Köln
voll damit zu beschäftigen. Ihr habt Taragorms Palast besucht und die Botschafter sich selbst überlassen, während Ihr Euch um sie hättet kümmern sollen. Ihr seid ein Narr, Meliadus. Ein Narr!«
»Sire, ich …«
»Es ist Eure idiotische Besessenheit, was diese Handvoll Rebellen auf Burg Brass betrifft. Ist es das Mädchen, Meliadus? Ist sie an Eurer Blindheit schuld?«
»Ich befürchte, Falkenmond und seine Leute sind eine Bedrohung für das Imperium, erhabener Herrscher …«
»Auch Asiakommunista ist eine Bedrohung für uns, Baron Meliadus – eine Gefahr mit Waffen und Streitkräften und Schiffen, die durch die Erde reisen können. Baron, Ihr müsst Euren Rachedurst vergessen, wenn Ihr nicht Unsere Ungnade heraufbeschwören wollt.«
»Aber Sire …«
»Wir haben Euch gewarnt, Baron Meliadus. Schlagt Euch Burg Brass aus dem Kopf. Versucht stattdessen, alles über die Botschafter zu erfahren – wo ihre Maschine auf sie gewartet hatte, wie es ihnen gelang, die Stadt zu verlassen. Gewinnt dadurch Unsere Gunst zurück, Baron Meliadus.«
»Jawohl, Sire«, presste Meliadus heraus und bemühte sich, seine Wut zu unterdrücken.
»Die Audienz ist beendet, Meliadus.«
»Ich danke Euch, Sire«, sagte Meliadus, und das Blut rauschte in seinem Schädel.
Rückwärts entfernte er sich von der Thronkugel.
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und schritt durch die lange Halle.
Er gelangte an die juwelenbesetzten Tore, trat an den Wachen vorbei und ging die gleißenden Korridore entlang.
Weiter und weiter hastete er mit verkrampften Schritten dahin. Die Knöchel seiner Hand, die den Griff seines Schwertes umklammerte, standen weiß hervor.
Schließlich gelangte er in die große Empfangshalle, wo die Adligen warteten und um eine Audienz beim König ersuchten. Er stieg die Stufen, die nach draußen führten, hinunter und winkte seinen Sklavenmädchen zu, die Sänfte zu bringen. Er stieg ein, ließ sich schwer auf die weichen Kissen fallen und nach Hause tragen.
Nun empfand er nur noch Hass für den Reichskönig und Verachtung und Abscheu für diese Kreatur, die ihn so gedemütigt und beleidigt hatte. König Huon war ein Schwachkopf, dass er die Gefahr nicht erkennen wollte, die durch Burg Brass drohte. Ein solcher Narr war nicht zum Herrschen geeignet und nicht dazu, Sklaven zu kommandieren, viel weniger ihn, Baron Meliadus, den Grandkonnetabel des Wolfsordens.
Nein, er, Meliadus, würde nicht auf des Reichskönigs schwachsinnige Befehle hören, sondern tun, was er für das Beste hielt. Und wenn es Huon nicht passte, würde er sich gegen ihn stellen.
Nicht lange danach verließ Meliadus hoch zu Ross seinen Palast. Er ritt an der Spitze von zwanzig Mann. Zwanzig Krieger, die er selbst ausgewählt hatte und die ihm überallhin folgen würden – selbst nach Yel.
14 Das Ödland von Yel
Gräfin Flanas Ornithopter sank immer tiefer, sein Rumpf streifte die Wipfel hoher Tannen, und die Flügel waren in Gefahr, sich im Astwerk der Bäume zu verfangen. Schließlich landete er im Gestrüpp der Heide jenseits des Waldes.
Der Tag war kalt, und ein schneidender Wind pfiff über die Heide und biss durch ihre dünnen Gewänder.
Zitternd kletterten sie aus der Flugmaschine und sahen sich um. Niemand war hier zu sehen.
D’Averc zog aus seinem Wams ein Stückchen dünnes Leder hervor, auf das eine Karte gekritzelt war.
Er zeigte in eine Richtung. »Wir müssen dorthin. Aber zuerst sollten wir den Ornithopter im Wald verstecken.«
»Warum lassen wir ihn nicht einfach hier?« meinte Falkenmond. »Es dürfte kaum damit zu rechnen sein, dass ihn in den nächsten Tagen jemand findet.«
»Ich möchte nicht, dass Gräfin Flana in Verdacht gerät«, erwiderte d’Averc ernst. »Es könnte schlimme Folgen für sie haben, wenn man die Maschine entdeckt. Komm jetzt.«
Mit viel Mühe zerrten sie das Gerät zwischen die Tannen und tarnten es mit Buschwerk. Es hatte sie getragen, bis der Treibstoff ausging. Sie hatten nicht erwartet, dass sie den ganzen Weg nach Yel fliegen konnten.
Jetzt mussten sie zu Fuß weiter.
Vier Tage marschierten sie durch Wälder und über Heide, bis die Gegend allmählich immer unfruchtbarer wurde und sie sich den Grenzen Yels näherten.
Eines Tages schließlich blieb Falkenmond stehen und deutete in die Feme. »Schau, d’Averc, die Berge von Yel.«
Weit vor ihnen erhoben sich die purpurnen Gipfel der Berge in die Wolken, während die niedrigeren Hänge und die Ebene davor steinig gelbbraun
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