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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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bei Hof und versuchte die Gunst des Reichskönigs durch eine Phantasiegeschichte, wie wir glaubten, wiederzugewinnen. Er erzählte, er habe von einem alten Mann im Westen gelernt, durch die Zeit zu reisen -mit Hilfe von Geisteskraft. Wir forderten ihn lachend auf, seine Geschichte durch eine Demonstration zu beweisen. Er erklärte sich einverstanden – und verschwand!«
    »Ihr – ihr habt nicht versucht, ihn aufzuhalten?«
    »Seine Geschichte war so lächerlich. Wir hielten sie für blanken Unsinn«, warf Taragorm ein. »Hättest du sie ihm denn geglaubt?«
    »Zumindest wäre ich vorsichtiger gewesen.«
    »Es war in seinem eigenen Interesse, wiederzukommen, nahmen wir an. Außerdem, Bruder, greifen wir nicht nach jedem Strohhalm.«
    »Was meinst du damit – Bruder?« gab Meliadus zurück.
    »Ich meine, dass wir echte wissenschaftliche Forschungen betreiben, während du sofortige Erfolge sehen möchtest, um deine Rache befriedigen zu können.«
    »Ich, Bruder, bin ein Krieger – ein Mann der Tat. Es liegt mir nicht, herumzusitzen und mich mit Spielzeugen zu befassen oder über Büchern zu brüten.« Nachdem er seine Ehre solcherart wiederhergestellt hatte, wandte sich Meliadus wieder dem Thema Tozer zu.
    »Ihr sagtet, der Dramatiker habe das Geheimnis von einem alten Mann im Westen erfahren?«
    »Das hat er gesagt«, erwiderte Kalan. »Aber ich glaube, er log. Er behauptete, er könne allein mittels seiner Geisteskraft durch die Zeit reisen. Das trauten wir ihm jedoch nicht zu. Tatsache ist, dass er wahrhaftig vor unseren Augen verschwand.«
    »Weshalb erfuhr ich nichts davon?« stöhnte Meliadus auf.
    »Du warst auf dem Festland, als es geschah«, erklärte Taragorm. »Außerdem dachten wir nicht, dass es einen Mann wie dich interessieren würde.«
    »Aber sein Wissen hätte eure Arbeit hier vielleicht vereinfachen können«, wandte Meliadus ein. »Der Verlust dieser Chance scheint euch nicht viel auszumachen.«
    Taragorm zuckte die Schultern. »Sollen wir uns jetzt darüber aufregen? Wir kommen auch so allmählich voran …« Irgendwo schrie ein Mann, und ein violettes und oranges Leuchten zuckte durch die Halle. »… und bald werden wir die Zeit genauso unter unserer Kontrolle haben wie den Raum.«
    »In tausend Jahren vielleicht«, schnaubte Meliadus. »Der Westen – ein alter Mann im Westen? Wir müssen ihn finden. Wie heißt er?«
    »Tozer nannte ihn Mygan – er soll ein Magier von großer Weisheit sein. Aber, wie ich schon sagte, ich glaube, er log. Was gibt es schon im Westen außer Öde? Seit dem Tragischen Millennium lebt dort nichts und niemand außer verkrüppelten Kreaturen.«
    »Wir müssen dorthin. Wir müssen uns dort umsehen. Wir dürfen uns ganz einfach keine Chance entgehen lassen …«
    »Ohne mich!« Kalan schauderte. »Ich reise nicht auf gut Glück zu diesen schrecklichen Bergen. Ich habe genug hier zu tun – ich muss unsere Schiffe mit meinen neuen Motoren ausstatten. Schiffe, die es uns dann ermöglichen werden, den Rest der Welt so schnell zu erobern, wie wir Europa eroberten. Ich dachte außerdem, auch Ihr hättet Pflichten hier zu Hause, Baron Meliadus – unsere Besucher …«
    »Die verdammten Botschafter! Sie kosten mich wertvolle Zeit.«
    »Bald werde ich dir all die Zeit bieten können, die du benötigst, Bruder«, versprach ihm Taragorm. »Gib uns noch eine kleine Weile …«
    »Pah! Hier kann ich nichts lernen. Deine zerfallenen Kästen und explodierenden Maschinen bieten einen spektakulären Anblick, aber sie sind von keinem Nutzen für mich. Beschäftige du dich nur mit deinem Spielzeug, Bruder, wie es dir Spaß macht. Ich verabschiede mich.«
    Meliadus empfand spürbare Erleichterung, dass er seinem verhassten Schwager gegenüber nicht mehr höflich sein musste. Er drehte sich brüsk um und ging durch die Korridore zurück zu dem Saal, wo seine Sklavinnen mit der Sänfte auf ihn warteten.
    Er schwang sich hinein und gab den Trägerinnen Anweisung, ihn fortzubringen.
    Auf dem Weg zurück zu seinem eigenen Palast erwog Meliadus die Möglichkeiten, die ihm sein neues Wissen eröffneten.
    Zunächst würde er sich irgendwie seiner Pflichten gegenüber den Gesandten entledigen, dann sofort nach Westen reisen, und versuchen, den Alten zu finden, von dem Tozer gesprochen hatte. Denn dieser verfügte nicht nur über das Geheimnis, durch die Zeit zu reisen, sondern dadurch auch über das Mittel, ihm, Meliadus, endlich seine Rache zu ermöglichen.

 
9 Zwischenspiel auf Burg

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