Der Herzog Von Köln
waren.
Es war eine wilde und schöne Gegend, dergleichen Falkenmond nie zuvor gesehen hatte.
»So verletzt also nicht alles in Granbretanien das Auge«, rief er.
»Ein erfreulicher Anblick«, stimmte d’Averc zu. »Aber doch auch einschüchternd. Es wird nicht einfach sein, Mygan dort zu finden. Der Karte nach liegt Llandar noch viele Meilen von hier in diesen Bergen.«
»Dann wollen wir rasch weiterziehen«, drängte Falkenmond. »Zwar haben wir einen Vorsprung vor Meliadus, aber vielleicht ist er bereits auf der Suche nach Mygan.«
D’Averc stand auf einem Bein und rieb sich den Fuß. »Ich fürchte nur, meine Stiefel werden bald mehr Löcher als Sohlenleder aufweisen. Ich wählte sie nach ihrer Eleganz und nicht nach Haltbarkeit. Jetzt erkenne ich meinen Fehler.«
Falkenmond klopfte ihm auf die Schulter. »Ich habe gehört, dass es hier Wildpferde gibt. Vielleicht finden wir zwei, die sich zähmen lassen.«
Aber sie stießen auf keine Wildpferde, und der gelbe Boden unter ihren dünnen Sohlen war rau. Bald schon begann der Himmel grell zu leuchten. Falkenmond und d’Averc verstanden allmählich, weshalb die Granbretanier diese Gegend mit so großer Scheu und voll Aberglauben betrachteten; denn wahrhaftig schien etwas, sowohl am Himmel als auch am Land, hier übernatürlich.
Endlich erreichten sie die Berge. Das Gestein war gelblich, mit dunkelroten und grünen Streifen durchzogen und wirkte gläsern und abweisend. Seltsame Tiere huschten vor ihnen davon, als sie über die zerklüfteten Felsen kletterten, und merkwürdige, menschenartige Wesen mit dichtbehaarten Leibern und völlig haarlosem Schädel, kaum mehr als ein Fuß hoch, musterten sie aus sicherer Deckung.
»Die Vorfahren dieser bedauernswerten Kreaturen waren Menschen«, erklärte d’Averc. »Aber das Tragische Jahrtausend hat hier allerhand angerichtet.«
»Woher weißt du das?« fragte ihn Falkenmond.
»Das habe ich gelesen. Hier in Yel waren die Auswirkungen des Tragischen Jahrtausends schlimmer als sonst wo in Granbretanien. Deshalb ist es hier auch so wild und öde, und darum kommen kaum noch Menschen hierher.«
»Außer Tozer – und diesem Mygan von Llandar.«
»Wenn man Tozer überhaupt glauben darf. Möglicherweise jagen wir nur hinter einem Phantom her.«
»Aber Meliadus hatte die gleiche Information.«
»Vielleicht ist Tozer lediglich ein versierter Lügner?«
Die Nacht brach herein, als die Bergbewohner aus ihren Höhlen krochen und d’Averc und Falkenmond angriffen.
Sie waren mit öligem Fell bedeckt, hatten Schnäbel wie Vögel und Krallen wie Katzen. Ihre großen Augen leuchteten, und ein grässliches Zischen drang aus ihren geöffneten Schnäbeln, hinter denen sich scharfe Zähne verbargen. Soweit sie es in der Dunkelheit beurteilen konnten, handelte es sich um drei Weibchen und sechs männliche Exemplare.
Falkenmond zog sein Schwert und rückte die Geiermaske zurecht, wie er es auch mit einem anderen Helm getan hätte, und stellte sich mit dem Rücken gegen eine Felswand.
Kaum hatte d’Averc seinen Platz neben ihm eingenommen, fielen die Angreifer auch schon über sie her.
Falkenmond hieb nach dem ersten und schlitzte ihm die Brust auf. Kreischend stolperte er zurück.
Dem zweiten durchbohrte d’Averc das Herz, und Falkenmond durchtrennte den Hals des dritten. Aber die Krallen eines vierten bohrten sich in. seinen linken Arm. Er versuchte, den Dolch, den er in dieser Hand hielt, umzudrehen und ihn der Kreatur in die Klaue zu stoßen, während er sich gleichzeitig mit dem Schwert gegen einen anderen Angreifer wehrte, der ihn von rechts angefallen hatte.
Falkenmond hustete, und Übelkeit stieg in ihm auf, denn die seltsamen Wesen stanken grauenhaft. Endlich gelang es ihm, den Dolch in den Unterarm seines linken Angreifers zu stechen, der grunzte und ließ los.
Instinktiv stieß Falkenmond sofort den Dolch in eines der glühenden Augen und -ließ ihn darin stecken, um sich ganz dem rechten Gegner zuzuwenden.
Es war nun völlig dunkel und schwer festzustellen, wie viele der Kreaturen noch übrig waren. D’Averc hielt sich gut und bedachte seine Angreifer mit Flüchen, während seine Klinge durch die Luft zischte und hieb und stieß.
Falkenmond glitt auf dem blutigen Boden aus. Er taumelte und setzte sich unfreiwillig auf einen spitzen Felsbrocken. Sofort drang eine weitere der Kreaturen zischend auf ihn ein. Sie umarmte ihn mit der Stärke eines Bären, und ihr scharfer Schnabel schnappte nach dem
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