Der Herzog Von Köln
Geiervisier.
Falkenmond gelang es, seine Arme freizubekommen. Er riss sich den Helm, der in dem stinkenden Schnabel verblieb, vom Kopf. Dann löste er sich aus der Umklammerung und versetzte dem Wesen einen kräftigen Schlag auf die Brust. Es stolperte verwirrt zurück, ohne zu verstehen, dass die Geiermaske nicht Teil von Meliadus’ Körper war.
Schnell stieß Falkenmond ihm das Schwert durchs Herz, dann drehte er sich um, um d’Averc zu Hilfe zu kommen, der von zwei Angreifern arg bedrängt wurde.
Mit einem Hieb trennte er den Schädel des einen vom Leib und wollte sich den anderen vornehmen, als dieser d’Averc freigab und schreiend mit einem Fetzen seines Gewands in die Nacht davonlief. Er war das einzige der greulichen Geschöpfe, das mit dem Leben davongekommen war.
D’Averc keuchte heftig. Er war an der Brust verletzt, wo die Klauen das Wams aufgerissen hatten. Falkenmond verband die Wunde mit einem Streifen seines Umhangs.
»Nicht viel passiert«, murmelte d’Averc. Er zerrte sich den verbeulten Geierhelm vom Kopf und warf ihn von sich. »Sie waren uns recht nützlich«, meinte er. »Aber da du deinen nicht länger hast, verzichte ich auf meinen ebenfalls. Das Juwel in deiner Stirn in unverkennbar, also hätte es auch keinen Sinn, wenn ich mich weiter verkleidete.« Er grinste. »Ich sagte dir doch, Freund Dorian, das Tragische Jahrtausend hat abscheuliche Kreaturen hervorgebracht.«
»Ich habe deine Worte nie bezweifelt.« Falkenmond lächelte. »Komm, wir müssen einen sicheren Ort finden, an dem wir übernachten können. Tozer hat einen auf seiner Karte eingetragen. Hol sie heraus. Im Sternenlicht lässt sie sich vielleicht lesen.«
D’Averc tastete sein Wams ab. Erschrocken blickte er auf. »O Dorian, wie entsetzlich! Die Kreatur hat ausgerechnet das Stück ’mit der Tasche abgerissen, in der die Karte steckte. Ohne sie finden wir den Weg nie.«
Falkenmond fluchte, steckte sein Schwert in die Scheide zurück und runzelte die Stirn.
»Dann müssen wir die Bestie wohl oder übel verfolgen. Sie war leicht verwundet und hat vielleicht eine Blutspur zurückgelassen. Möglicherweise hat sie die Karte auch irgendwo weggeworfen. Wenn nicht, müssen wir ihr eben bis in ihre Behausung nach und zusehen, wie wir wieder zu unserem Eigentum kommen.«
»Ist das wirklich nötig«, wandte d’Averc ein. »Meinst du nicht, wir könnten uns an den eingezeichneten Weg erinnern?«
»Nicht gut genug. Komm, d’Averc.«
Falkenmond machte sich daran, über die spitzen Felsbrocken zu klettern, über die das Wesen geflohen war, und d’Averc folgte ihm zögernd.
Glücklicherweise war die Nacht mondhell, und sie entdeckten tatsächlich glänzende Bluttropfen auf den Felsen.
»Hier entlang, d’Averc«, rief Falkenmond.
Sein Freund seufzte, zuckte die Schultern und folgte ihm.
Sie verfolgten die Spur bis zum Morgen, als Falkenmond sie schließlich verlor. Sie standen nun hoch auf einem Bergkamm und hatten einen guten Ausblick auf zwei Täler. Falkenmond fuhr mit der Hand durch sein blondes Haar und seufzte.
»Keine Spur von dem Ding. Und ich war mir doch so sicher …«
»Jetzt sind wir noch schlechter dran«, meinte d’Averc beiläufig und rieb sich die müden Augen. »Keine Karte – und nicht mehr auf unserem ursprünglichen Weg …«
»Es tut mir leid, d’Averc. Ich dachte, es wäre das Beste.« Falkenmond ließ die Schultern hängen. Plötzlich jedoch erhellte sich seine Miene und er wies mit dem Finger.
»Da! Dort hat sich etwas bewegt. Komm.« Er jagte zwischen hohen Felsbrocken hindurch, und d’Averc verlor ihn aus den Augen.
Der Franzose hörte einen überraschten Aufschrei, und dann war alles still.
D’Averc zog sein Schwert und folgte seinem Freund.
Es dauerte nicht lange, bis er entdeckte, was Falkenmond so in Erstaunen versetzt hatte. Überrascht blickte er in die Tiefe. Weit unten in einem der Täler lag eine Stadt aus Metall, deren Dächer und Wände Rot, Grün, Orange und Blau glänzten. Es war jedoch selbst aus dieser Höhe zu erkennen, dass die Stadt unbewohnt und von Rost befallen war.
Falkenmond deutete den felsigen Hang hinunter. Dort rutschte ihr Angreifer der vergangenen Nacht in Richtung Stadt.
»Dort lebt er wahrscheinlich«, meinte Falkenmond.
»Ich möchte ihm nicht dorthin folgen«, murmelte d’Averc. »Die Luft könnte giftig und von der Art sein, die das Fleisch auflöst und zu Erbrechen und Tod führt …«
»Das Gift ist schon lange nicht mehr hier, d’Averc,
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