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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Unser Baron Kalan – den Ihr ja kennen gelernt habt …« Trott kicherte, als Falkenmonds Hand unwillkürlich zu dem Juwel in seiner Stirn fuhr, das Kalan ihm dort eingepflanzt hatte, »… hat einen neuen Antrieb entwickelt, der unseren Schiffen beachtliche Geschwindigkeit verleiht. Der Antrieb ist ähnlich jenem unserer Ornithopter, nur etwas ausgefeilter, soviel ich weiß. Ich erhielt von unserem weisen Reichskönig Huon persönlich den Auftrag, nach Amarehk zu reisen und freundschaftliche Verbindung mit den Mächten aufzunehmen, die hier leben …«
    »Um ihre Stärken und ihre Schwächen auszukundschaften, ehe ihr angreift!« knurrte Falkenmond. »Einem Diener des Dunklen Imperiums ist nicht zu trauen!«
    Der Junge breitete die Hände aus, und ein Ausdruck der Betrübnis beschattete seine Züge. »Wir in Dnark suchen nur die Ausgeglichenheit. Das ist das Ziel des Runenstabs, den zu schützen wir hier sind, und der Grund für seine Existenz. Ich flehe euch an, spart eure Auseinandersetzungen für das Schlachtfeld auf und lasst uns gemeinsam das Mahl einnehmen, das ich vorbereiten ließ.«
    »Aber ich muss dich warnen«, sagte d’Averc in leichterem Ton als Falkenmond, »dass Shenegar Trott bestimmt nicht hier ist, um Frieden zu bringen. Wohin immer er geht, führt er Tod und Vernichtung mit im Schlepp. Sei darauf vorbereitet; denn man hält ihn für den schlausten Fuchs von ganz Granbretanien.«
    Der Junge schien äußerst verlegen. Ohne etwas zu erwidern, deutete er auf die Tafel. »Bitte nehmt Platz.«
    »Und wo habt Ihr Eure Flotte, Graf Shenegar?« erkundigte sich d’Averc, als er sich auf der Bank niederließ und nach einer Platte mit Fisch griff.
    »Flotte?« murmelte Trott unschuldig. »Ich habe nichts von einer Flotte gesagt. Mein Schiff liegt mit seiner Besatzung ein paar Meilen außerhalb der Stadt vor Anker.«
    »Dann muss es aber ein recht beachtliches Schiff sein«, sagte Falkenmond und kaute an einem Stück Brot. »Denn es sieht einem Grafen des Dunklen Imperiums gar nicht ähnlich, eine Reise zu unternehmen, ohne gleichzeitig an eine Invasion zu denken.«
    »Ihr vergesst, dass wir in Granbretanien auch Wissenschaftler und Gelehrte sind«, protestierte Shenegar Trott scheinbar ein wenig gekränkt. »Wir suchen Wissen, Wahrheit und Vernunft. Unsere einzige Absicht in der Vereinigung der sich ständig bekriegenden europäischen Staaten war es, einen von der Vernunft bedingten Frieden in der Welt zu schaffen, damit der Fortschritt sich schneller ausbreiten möge.
    D’Averc hüstelte theatralisch, schwieg jedoch.
    Trott tat nun etwas, das für einen Adligen des Dunklen Imperiums so gut wie ohne Präzedenz war. Er legte die Maske ab und ließ sich mit sichtlichem Genuss die Speisen schmecken. In Granbretanien galt es als geradezu obszön, die Maske in der Öffentlichkeit abzunehmen und gar noch in Gesellschaft anderer zu dinieren. Trott, das wusste Falkenmond, wurde von seinen Mitlords hauptsächlich seines Reichtums wegen geduldet, allerdings auch aufgrund seines taktischen Könnens als General und seines zweifellosen Mutes, den man in dem schwabbligfetten Grafen nicht erwartete.
    Das nun entblößte Gesicht war tatsächlich dasjenige, das die Maske in karikierter Form darstellte. Es war weiß, feist und wirkte intelligent. Die Augen wirkten völlig ausdruckslos, aber es war unverkennbar, dass Shenegar Trott jeder Regung, die er zeigen wollte, mit ihnen Ausdruck verleihen konnte.
    Sie aßen schweigend. Nur der Junge berührte die Speisen nicht; er leistete ihnen lediglich Gesellschaft.
    Schließlich deutete Falkenmond auf die unförmige Silberrüstung des Grafen. »Weshalb reist Ihr in so schwerer Aufmachung, Graf Sehenegar, wenn Ihr Euch nur auf einer friedlichen Forschungsfahrt befindet?«
    Shenegar Trott lächelte. »Woher soll ich wissen, welche Gefahren in dieser fremdartigen Stadt meiner harren würden? Ist es nicht klüger, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein?«
    D’Averc wechselte das Thema, denn sie würden ja doch nur nichts sagende Antworten von dem Granbretanier erhalten. »Wie steht der Krieg in Europa?« erkundigte er sich.
    »Es gibt keinen Krieg in Europa.«
    »Keinen Krieg? Weshalb wären wir dann hier? Ausgestoßen aus unseren eigenen Ländern!« rief Falkenmond.
    »Es gibt keinen Krieg, denn ganz Europa lebt nun in Frieden unter der Oberherrschaft unseres allmächtigen Königs Huon«, erwiderte Trott. Er blinzelte Falkenmond verschmitzt zu und brachte ihn so um seine

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