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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Entgegnung.
    »Das heißt, von der Kamarg abgesehen«, fuhr der Graf fort. »Und die, wie ihr ja wisst, ist völlig vom Erdboden verschwunden. Mein Kampfgefährte, Baron Meliadus, ist äußerst verbittert darüber.«
    »Davon bin ich überzeugt«, murmelte Falkenmond. »Und verfolgt er immer noch seinen Rachezug gegen uns?«
    »Das kann man wohl sagen. Als ich Londra verließ, war er nahe daran, sich zum Gespött des Hofes zu machen.«
    »Ihr scheint nicht sehr von dem Baron angetan zu sein«, meinte d’Averc.
    »Oh, habt Ihr das bereits bemerkt? Wisst Ihr, wir sind nicht alle so wahnsinnig und habgierig, wie Ihr glaubt. Ich hatte schon viele Meinungsverschiedenheiten mit Baron Meliadus. Obgleich ich meinem Vaterland und meinem König treu geblieben bin, billige ich noch lange nicht alles, was in ihrem Namen geschieht, ja, was ich selbst getan habe. Ich führe lediglich meine Befehle aus. Ich bin Patriot.« Trott hob die Schultern. »Ich würde lieber zu Hause am Kaminfeuer sitzen und lesen und dichten. Ich galt einmal als viel versprechender Poet. Wusstet Ihr das?«
    »Aber jetzt schreibt Ihr nur noch Epitaphe, und die in Feuer und Blut«, sagte Falkenmond bitter.
    Graf Shenegar schien nicht gekränkt, im Gegenteil, er antwortete tolerant: »Ihr seht die Dinge lediglich anders als ich. Ich glaube an das Gute, das wir schließlich durch unsere Taten herbeiführen werden – dass die Einigkeit der Welt von größter Wichtigkeit ist, dass persönliche Interessen, auch wenn noch so edel, dem größeren Ziel geopfert werden müssen.«
    »Das ist die übliche nichts sagende Erklärung der Granbretanier«, brummte Falkenmond, alles andere als überzeugt. »Es ist dasselbe Argument, das Meliadus gegenüber Graf Brass verwendete, kurz ehe er versuchte, dessen Tochter Yisselda zu vergewaltigen und zu entführen.«
    »Ich habe bereits erklärt, dass ich mich von Baron Meliadus distanziere«, erinnerte Trott. »Jeder Hof braucht seinen Narren, jedes größere Ideal zieht auch jene an, die nur von Selbstsucht beherrscht werden.«
    Des Grafen Antworten schienen mehr an den wartenden Jungen gerichtet als an Falkenmond und d’Averc.
    Als das Mahl zu Ende war, zog sich Trott die Silbermaske wieder über den Kopf. Er verbeugte sich vor dem Kind. »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, mein junger Sir. Es wäre nett von dir, wenn du jetzt dein Versprechen wahr machtest und mich den Runenstab bewundern ließest. Es würde mir eine große Freude sein, das legendäre Artefakt mit eigenen Augen zu sehen …«
    Falkenmond und d’Averc warfen dem Jungen einen warnenden Blick zu, aber er schien es nicht zu bemerken.
    »Es ist schon spät. Wir werden den Saal des Runenstabs lieber erst morgen besuchen«, vertröstete er den Grafen. »Wenn ihr durch diese Tür tretet, meine Herren«, er deutete quer durch den Raum, »findet ihr ein bequemes Nachtquartier. Ich werde euch rechtzeitig in der Frühe wecken.«
    Shenegar Trott erhob und verbeugte sich. »Ich danke dir für dein Angebot, aber meine Männer würden sich Sorgen machen, wenn ich heute nicht mehr auf mein Schiff zurückkehrte. Ich werde mich am Morgen wieder hier einfinden.«
    »Wie es Euch beliebt«, sagte Jehamia Cohnahlias.
    »Wir werden deine Gastfreundschaft dankbar in Anspruch nehmen«, wandte sich Falkenmond an den Jungen. »Aber lass dich noch einmal warnen: Shenegar Trott ist nicht das, was du in ihm zu sehen scheinst.«
    »Eure Hartnäckigkeit ist bewundernswert.« Shenegar Trott lächelte und winkte allen noch mit seiner behandschuhten Rechten verabschiedend zu.
    »Ich fürchte, unser Schlaf wird nicht der beste sein, nun, da wir wissen, dass sich unser Feind in Dnark befindet«, meinte d’Averc.
    Der Junge lächelte. »Sorgt euch nicht. Die Großen Guten werden euch vor allem Bösen beschützen. Gute Nacht, meine Herren. Wir sehen uns morgen früh.«
    Jehamia Cohnahlias verließ den Raum mit beinahe schwebenden Schritten. D’Averc und Falkenmond betraten das angewiesene Zimmer, das mehrere Wandbetten in großen Nischen enthielt.
    »Ich fürchte, Shenegar Trott führt nichts Gutes mit dem Jungen im Schild«, murmelte Falkenmond.
    »Wir sollten uns um ihn kümmern und ihn so gut beschützen, wie es uns möglich ist«, schlug d’Averc vor. »Gute Nacht, Dorian.«
    Falkenmond folgte dem Beispiel seines Freundes und streckte sich auf seinem Bett aus. Glimmende Schatten umwallten ihn, und wieder vernahm er die sanften Töne des unirdischen Wiegenliedes, das sie begrüßt

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