Der Herzog Von Köln
möglich«, pflichtete Frank ihm lächelnd bei.
»Und wie wollt Ihr von der Insel fort, wenn wir Euer Boot nehmen?« erkundigte sich d’Averc.
»Ich fahre mit den Seeleuten nach Narleen. Ich habe viel Zeit.«
»Wie weit ist es bis zum Festland?« wollte Falkenmond wissen. »Und wie kommen wir dorthin? Habt Ihr einen Kompass für uns?«
Frank schüttelte den Kopf. »Es ist nicht weit, und ihr benötigt keinen Kompass, ihr braucht nur auf den richtigen Wind zu warten.«
»Was soll das wieder heißen?«
»Der Wind in dieser Gegend ist ein wenig eigenartig. Ihr werdet noch verstehen, was ich meine.«
Falkenmond zuckte resignierend die Schultern.
Sie folgten Orland Frank, der sie den Strand entlang führte.
»Es scheint, als hätten wir selbst nicht mehr viel zu sagen«, murmelte d’Averc, als das Boot vor ihnen lag.
5 Stadt der glühenden Schatten
Falkenmond lag mit finsterer Miene ausgestreckt in dem kleinen Boot, und d’Averc stand vor sich hin pfeifend am Bug, ohne die Gischt zu beachten, die ihm ins Gesicht sprühte. Einen ganzen Tag schon trieb der Wind sie auf einem offensichtlich recht eigenwilligen Kurs dahin.
»Jetzt verstehe ich, was Frank meinte«, brummte Falkenmond. »Das ist kein natürlicher Wind. Es gefällt mir absolut nicht, dass uns irgendeine übernatürliche Macht wie Marionetten tanzen lässt …« D’Averc grinste und deutete geradeaus. »Nun, vielleicht haben wir eine Gelegenheit, uns bei dieser übernatürlichen Macht zu beschweren. Schau, da vorn ist Land in Sicht.«
Widerwillig erhob sich Falkenmond und sah die vagen Umrisse am Horizont.
»Und so kehren wir also nach Amarekh zurück.« D’Averc lachte.
»Wenn es nur Europa wäre und ich dort Yisselda fände«, seufzte Falkenmond.
»Oder sogar Londra, wo mich Flana trösten würde.« D’Averc zuckte die Schultern und hustete theatralisch. »Doch es ist besser so, sie würde es nicht verdienen, mit einem Kranken, ja Sterbenden verbunden zu sein …«
Allmählich nahm die ferne Küste Form an. Sie sahen Klippen, hellen Strand, Hügel, und sogar ein paar Bäume. Da, plötzlich bemerkten sie im Süden einen eigenartigen, goldenen Schein -ein Licht, das in gleichmäßigem Rhythmus auf- und abflammte, wie im Gleichklang mit einem riesigen Herzen.
»Schon wieder ein beunruhigendes Phänomen«, murmelte d’Averc.
Der Wind blies heftiger, und das Boot brauste nur so dahin, geradewegs auf den goldenen Schein zu.
»Wir halten genau darauf zu«, stöhnte Falkenmond. »Ich werde solcher Dinge langsam überdrüssig!«
Nun erkannten sie, dass sie auf eine Bucht im Festland zutrieben. In dieser Bucht lag eine lange Insel, die über die Bucht hinaus ins Meer ragte. Vom anderen Ende der Insel kam das pulsierende Licht.
Das Land zu beiden Seiten bestand aus weißem Strand und bewaldeten Hügeln, aber nirgends war eine Spur menschlichen Lebens zu bemerken.
Als sie der Quelle des Lichtscheins näher kamen, begann er zu erblassen, bis nur noch ein schwaches Glühen in der Luft hing. Das Boot verringerte die Geschwindigkeit, hielt jedoch nach wie vor direkt auf das Licht zu. Und dann sahen sie, was dort lag.
Eine Stadt von so unvorstellbarer Schönheit, dass sie sie nur wortlos bewundern konnten. Sie war gewiss so groß wie Londra, wenn nicht größer, aber ihre Gebäude waren von vollendeter Symmetrie; schlanke Türme und beeindruckende Kuppeldächer, und alles glühte in jenem eigenartigen Licht, doch durch das Gold waren nur zarte Farben zu erkennen – rosa, gelb, blau, grün, violett und rot, wie ein Gemälde aus Licht, das mit Gold getönt war. Es schien eine Stadt zu sein, die nicht für Menschen, sondern für Götter geschaffen war.
Das Boot fuhr nun in den Hafen ein, dessen Kais in den gleichen sanften Farbtönen schimmerten wie die Gebäude.
»Es ist wie ein Traum …«, murmelte Falkenmond.
»Ein Traum vom Himmel«, erwiderte d’Averc ohne seinen üblichen Zynismus, so beeindruckt war er.
Das Boot hielt vor den Stufen zu einem Kai und sie sahen, dass die wundervollen Farben sich im Wasser spiegelten.
»Es scheint, als sollen wir hier aussteigen«, sagte d’Averc schulterzuckend. »Wir haben Glück, unser Ziel hätte weniger angenehm sein können.«
Falkenmond nickte mit ernstem Gesicht und fragte: »Hast du Mygans Ringe noch in deinem Beutel, Huillam?«
D’Averc betätschelte den Beutel. »Ja, weshalb?«
»Ich wollte nur sichergehen, dass wir sie benutzen können, falls wir in Gefahr geraten, gegen die unsere
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