Der Herzog Von Köln
Aufruhr also.« Die wohlklingende Stimme kam aus der runzligen Kehle, und die scharfen, schwarzen Augen huschten über die versammelten Masken.
»Es ist Verrat, hoher Herrscher«, rief eine Gottesanbeterinnenmaske. Die Uniform des Sprechers war unordentlich, seine Maske von einer Flammanlanze versengt.
»Bürgerkrieg, Majestät«, betonte ein anderer.
»Und fast ein Fait accompli«, murmelte sein Nachbar mehr zu sich selbst. »Wir waren völlig unvorbereitet, Herr der Welt.«
»Das wart ihr allerdings, meine Herren. Wir müssen euch, aber auch Uns die Schuld geben. Wir wurden betrogen.«
Die Augen wanderten langsam über die Hauptleute. »Befindet sich Kalan unter euch?«
»Nein, Sire.«
»Und Taragorm?« fragte die klangvolle Stimme.
»Taragorm ist nicht anwesend, Herrscher über alle.«
»So … Und einige unter euch glauben, Meliadus auf dem Flaggschiff gesehen zu haben …«
»Mit Gräfin Flana, erlauchter Kaiser.«
»Das ist logisch. Ja, Wir wurden verraten. Doch es macht nichts. Wir nehmen an, der Palast ist in bestem Verteidigungszustand?«
»Nur eine ungewöhnlich große Streitmacht könnte auch nur hoffen, ihn einzunehmen, König der Welt.«
»Aber vielleicht verfügen sie über eine so ungewöhnlich große Streitmacht? Und wenn sie Kalan und Taragorm auf ihrer Seite haben, fehlt es ihnen auch nicht an anderen Kräften. Sind wir auf eine Belagerung vorbereitet, Hauptmann?« Huon richtete seine Frage an den Führer der Gottesanbeterinnengarde, der sich vor ihm verbeugte.
»In gewisser Weise, Majestät. Aber etwas wie dies ist ohne Präzedenz.«
»Das ist es allerdings. Vielleicht sollten wir für Verstärkung sorgen?«
»Vom Kontinent«, schlug der Hauptmann vor. »Alle treu ergebenen Barone befinden sich dort – Adaz Promp, Brenal Farun, Shenegar Trott …«
»Shenegar Trott ist nicht auf dem Kontinent«, erklärte Huon.
»… Jerek Nankenseen, Mygel Holst …«
»Ja, ja. Die Namen Unserer Barone sind Uns wohlbekannt. Aber können wir sicher sein, dass sie auch wirklich treu ergeben sind?«
»Es ist anzunehmen, großer Reichskönig; denn ihre Mannen fielen heute. Wären sie mit Meliadus verbündet, hätten sie gewiss auf seiner Seite gekämpft.«
»Ihr habt vermutlich recht. Also gut – ruft die Lords von Granbretanien zurück. Sagt ihnen, sie sollen sofort mit allen zur Verfügung stehenden Truppen anrücken, um diese Rebellion zu unterdrücken. Sagt ihnen, wie lästig Uns das alles ist. Der Kurier bricht am besten vom Dach des Palastes auf. Dort stehen einige Ornithopter bereit.«
Aus der Ferne war das Donnern einer Flammenkanone zu vernehmen, und der Thronsaal schien leicht zu vibrieren.
»Äußerst lästig«, seufzte der Reichskönig. »Wie viel hat Meliadus in der letzten Stunde eingenommen?«
»Er hat praktisch die ganze Stadt, mit Ausnahme des Palastes, Sire.«
»Ich wusste immer, dass er der beste meiner Generale war.«
10 Fast Mitternacht
Baron Meliadus saß in seinen eigenen Gemächern und blickte hinunter auf die vereinzelten Feuer. Besonders gefiel ihm der Anblick eines Ornithopters, der brennend über dem Palast abstürzte. Der Nachthimmel war klar, und die Sterne funkelten hell. Es war ein ungewöhnlich schöner Abend. Um ihn perfekt zu machen, spielte ein Quartett seiner Sklavinnen -einst berühmte Musikerinnen ihres Landes – ihm Weisen von London Johne, Granbretaniens größtem Komponisten.
Der Kontrapunkt der Explosionen, Schreie und das Krachen und Klirren von Metall hätte in Meliadus’ Ohren gar nicht angenehmer klingen können. Er nippte an seinem Wein, konsultierte seine Karten und summte zur Musik.
Es klopfte an der Tür, und eine Sklavin meldete Vrasla Beli, den Oberkommandierenden seiner Infanterie, an.
»Hauptmann Beli?«
»Ich muss leider melden, Sir, dass unser Aufgebot schrumpft. Wir haben mit so wenigen Kriegern ein wahres Wunder vollbracht, Sir, aber wir können unsere Position nicht mehr lange ohne Verstärkung halten. Entweder das, oder wir müssen uns neu formieren …«
»Oder die Stadt ganz verlassen und unseren Kampfort außerhalb wählen – meint Ihr das, Hauptmann Beli?«
»Genau, Sir.«
Meliadus rieb seine Maske. »Wir haben Wolfs-, Geier-, ja sogar Frettchen-Einheiten auf dem Festland. Wenn wir sie hierher beorderten …«
»Aber bleibt uns die Zeit dazu, Sir?«
»Dafür werden wir sorgen müssen, Hauptmann.«
»Ja, Sir.«
»Bietet jedem Gefangenen einen Maskenwechsel an«, schlug er schließlich vor. »Sie sehen
Weitere Kostenlose Bücher