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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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erfüllt.
    Ein neunter Schlag, und die Fensterscheiben zersprangen. Glassplitter regneten durch die Halle. Falkenmond meinte auf einem Schiff zu stehen, das unvermittelt auf ein Riff aufgelaufen war; denn die ganze Burg erzitterte, und sie konnten sich kaum mehr auf den Beinen halten. Yisselda fiel, doch Falkenmond fing sie, ehe sie auf dem Stein aufschlug. Mit dem anderen Arm hatte er eine Säule umfasst, damit er selbst nicht zu Boden stürzte. Das Dröhnen verursachte ihm Übelkeit, und sein Blick war verschwommen.
    Das zehnte Mal donnerte der Schlag. Es schien, als erbebe die ganze Welt, und das Universum selbst war von diesen ohrenbetäubenden Hallen erfüllt, das das Ende prophezeite.
    Bowgentle kippte ohnmächtig auf den Boden. Oladahn taumelte wie betrunken. Er brach schließlich ebenfalls auf dem Marmor zusammen. Falkenmond hielt verzweifelt Yisselda fest, obgleich er kaum noch imstande war, seinen eigenen Halt an der Säule zu bewahren. Übelkeit drohte, ihn zu erwürgen, und sein Schädel dröhnte. Graf Brass und d’Averc taumelten zum Tisch und hielten sich daran fest. Als der Schlag erstarb, hörte Falkenmond d’Averc rufen. »Falkenmond – schau dir das an!«
    Mit dem Arm stützend um Yisselda, gelang es ihm, den Tisch zu erreichen. Er holte laut Luft, als er sah, dass Mygans Kristallringe zersplittert waren.
    »Aus mit unserer Partisanentaktik«, sagte d’Averc heiser. »Vielleicht ist das sogar das Ende aller unserer Pläne …«
    Der elfte Schlag dröhnte. Er war tiefer und lauter als der vorherige. Die Burg wankte so stark, dass sie alle auf den Boden geschleudert wurden. Falkenmond schrie vor Schmerz, als das Hallen seinen Schädel zu zerreißen drohte. Alles bebte, und er rollte hilflos mit den anderen auf dem Boden hin und her, den Mächten ausgeliefert, die die Burg zu ihrem Spielball machten.
    Als das Dröhnen wieder verklang, kroch er auf Händen und Füßen auf Yisselda zu und versuchte verzweifelt, sie zu erreichen. Tränen des Schmerzes strömten über sein Gesicht, und er wusste, dass die warme Flüssigkeit, die aus seinen Ohren rann, Blut war. Wie durch einen Nebel sah er Graf Brass, der sich am Tisch hochzuziehen versuchte. Aus den Ohren des Grafen quoll eine Flüssigkeit, die die Farbe seiner Haare hatte. »Wir sind vernichtet!« hörte er den alten Grafen sagen. »Vernichtet von einem feigen Feind, den wir nicht einmal sehen können! Vernichtet von einer Kraft, gegen die unsere Schwerter nutzlos sind!«
    Falkenmond kroch weiter auf Yisselda zu, die reglos auf dem Boden lag.
    Und nun schlug die Glocke zum zwölften Mal – noch lauter und grauenvoller als zuvor. Die Steine der Burg drohten zu bersten. Das Holz des Tisches splitterte, und die schwere Tafel stürzte zusammen. Marmorfliesen brachen oder zersplitterten. Die Burg tanzte wie ein Korken im sturmgepeitschten Ozean, und Falkenmond brüllte auf, als statt der Tränen ihm nun Blut aus den Augen rann und seine Adern zu platzen drohten.
    Dann wurde der tiefe Ton von einem anderen begleitet – einem unnatürlich schrillen Laut –, und Farben durchfluteten die Halle. Erst kam Violett, danach Purpur, gefolgt von Schwarz. Millionen winziger Glöckchen schienen gleichzeitig zu klingeln und zu klirren. Diesmal gelang es ihnen, den Laut zu lokalisieren. Er kam von unten – aus den Verliesen.
    Falkenmond bemühte sich, auf die Füße zu kommen, doch er fiel wieder auf den gespaltenen Boden. Das tiefe Hallen erstarb allmählich, die Farben verblassten, das Klirren erlosch.
    Danach herrschte Schweigen.

 
2 Die verbrannten Marschen
     
    »Der Kristall ist zersplittert …«
    Falkenmond schüttelte den Kopf und blinzelte verwirrt. »Hm?«
    »Der Kristall ist zersplittert.« D’Averc kniete neben ihm und half ihm auf die Beine.
    »Yisselda – wie geht es ihr?« fragte Falkenmond.
    »Nicht schlimmer als dir. Wir haben sie ins Bett gebracht. Der Kristall ist zersplittert.«
    Falkenmond kratzte sich das verkrustete Blut von Ohren und Nase. »Du meinst Mygans Ringe?«
    »D’Averc, sag es ihm doch deutlicher.« Es war Bowgentles Stimme. »Sag ihm, dass die Maschine der Geistermenschen zerbrochen ist.«
    »Zerbrochen?« Falkenmond starrte sie an. »War das das Klirren ganz am Schluss?«
    »Das war es.« Graf Brass stand müde gegen einen Tisch gelehnt und wischte sich die Stirn. »Die Vibration ließ den Kristall zersplittern.«
    »Dann …« Falkenmond blickte Graf Brass fragend an.
    Graf Brass nickte. »Ja, wir sind in unserer eigenen

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