Der Herzog Von Köln
wenn wir uns bald zu Bett legen, meine Freunde, damit wir morgen frisch sind und die Pläne in Ruhe ausarbeiten können.«
Falkenmond schritt zum hinteren Ende des Tisches, wo die Karten ausgebreitet lagen. Er rieb das Schwarze Juwel in seiner Stirn. »Ja, wir müssen unsere erste Kampagne sorgfältig vorbereiten.« Er studierte die Karte der Kamarg. »Die Möglichkeit besteht, dass die Granbretanier ein festes Lager um die Stelle errichtet haben, wo Burg Brass stand – vielleicht in der Hoffnung, dass sie wieder auftauchen wird.«
»Aber hattest du nicht das Gefühl, dass Meliadus’ Macht im Sinken begriffen ist?« meinte d’Averc. »Trott schien jedenfalls der Ansicht.«
»Wenn das der Fall ist«, erwiderte Falkenmond nachdenklich, »könnten Meliadus’ Legionen anderswo eingesetzt sein, da offenbar Unstimmigkeiten am Hof darüber herrschen, ob wir eine echte Bedrohung sind oder nicht.«
Bowgentle wollte gerade den Mund öffnen, doch dann legte er stattdessen den Kopf schief. Nun spürten alle das schwache Zittern im Boden.
»Es ist verdammt kalt«, brummte Graf Brass und schob einen weiteren Buchenstamm in den offenen Kamin. Funken sprühten, das Holz fing schnell Feuer, und die Flammen warfen zuckende, rote Schatten an die Wände. Graf Brass hatte seinen muskulösen Körper in einen dünnen, wollenen Morgenmantel gehüllt. Er zupfte nun daran, als bedauerte er, nicht etwas Festeres gewählt zu haben. Er warf einen Blick auf das Gestell an der gegenüberliegenden Wand mit den Speeren, Bogen, Pfeilen, Streitkeulen, Schwertern – und seinem eigenen riesigen Breitschwert, nebst seiner Bronzerüstung. Wolken schienen über sein Gesicht zu ziehen.
Wieder schüttelte ein Beben das Bauwerk, und die Waffen, die zur Zier an der Wand hingen, klirrten.
Falkenmond sah Bowgentle an und las in seinen Augen die gleiche Vorahnung einer unerklärlichen Gefahr, die er selbst empfand. »Ein leichtes Erdbeben, vielleicht«, murmelte er.
»Möglich«, meinte Bowgentle nicht sehr überzeugt.
Nun vernahmen sie ein Geräusch wie das Schlagen eines fernen Gongs, doch so schwach, dass es kaum hörbar war. Sie eilten zur Haupttür der Halle. Graf Brass zögerte einen Augenblick, ehe er sie aufriss und in die Nacht hinausspähte.
Der Himmel war schwarz, aber die Wolken wirbelten aufgeregt durcheinander, als würde die Himmelskuppel jeden Moment bersten.
Nun ertönte das ferne Hallen wieder, deutlich hörbar diesmal. Es war der Klang einer riesigen, tiefklingenden Glocke oder eines Gongs, der in ihren Ohren summte.
»Es hört sich an, als befänden wir uns im Glockenturm, während jemand an den Strängen zieht«, murmelte Bowgentle mit erschrockenen Augen.
Die Gesichter waren blass und angespannt. Falkenmond schritt mit ausgestrecktem Arm in die Halle zurück, auf das Schwert der Morgenröte zu. D’Averc rief ihm nach: »Was befürchtest du, Dorian? Einen Angriff durch das Dunkle Imperium?«
»Das Dunkle Imperium«, echote Falkenmond, »oder etwas Übernatürliches.«
Ein dritter Glockenschlag dröhnte und hallte über die weiten Marschen der Kamarg hinweg, über die Lagunen und das Schilf. Flamingos flatterten, aufgescheucht von dem Lärm, in die Höhe.
Ein vierter Glockenschlag folgte – ein großes, Unheil verkündendes Dröhnen.
Graf Brass ging auf die Wand zu, wo die Waffen hingen, und holte sein Breitschwert.
Ein fünfter. D’Averc hielt sich die Ohren zu. »Das wird mir gewiss zumindest eine leichte Migräne einbringen«, beklagte er sich matt.
Ein sechster. Yisselda kam im Nachtgewand die Treppe herunter geeilt. »Was ist das, Dorian? Vater, was ist das für ein Geräusch? Es hört sich wie Glockenschlagen an, ich fürchte, mein Trommelfell wird platzen …«
Oladahn wirkte sehr ernst. »Mir scheint, es bedroht unsere Existenz«, sagte er. »Allerdings weiß ich nicht, warum ich das glaube …« Ein siebenter Streich erklang und Mauerwerk fiel von der Decke, als die Fundamente der Burg erzitterten.
»Wir schließen besser die Türen«, schlug Graf Brass vor, als das Echo verklungen war und er sich verständlich machen könnte. Sie drückten die großen Türflügel zu und schoben den schweren Eisenriegel vor.
Ein achter Schlag erfüllte die Halle, sie pressten sich die Hände gegen die Ohren. Ein riesiger Schild, der seit undenklicher Zeit an der Wand hing, fiel auf den Steinboden und rollte krachend unter den Tisch, wo er schließlich liegen blieb.
Die Diener rannten nun in die Halle, sie waren von Panik
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