Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
ist jetzt schon fast eine junge Frau. Ich möchte mich überzeugen, dass es ihnen gut geht, und so schnell wie möglich heimwärts reisen.«
Johann blickte Erik verständnisvoll an. »Das kann ich gut verstehen. Wird Arne mit dir gehen?«, fragte er ohne Umschweife.
»Soll ich ihn mitnehmen?«, wollte der Schwede wissen.
Johann musste nicht lange überlegen und antwortete: »Es wäre sicher das Beste.«
»Für wen?«
»Wie meinst du das?«
»Ganz einfach: Wäre es das Beste für dich, oder wäre es das Beste für Magdalena?«
»Für meine Tochter natürlich. Je schneller Arne fort ist, desto eher hat sie ihn vergessen.«
»Wie ich erfahren habe, will Magdalena auf Arne warten, bis er aus dem Krieg zurückkehrt.«
Als Johann das hörte, lachte er laut auf. »Welch ein Unsinn! Kaum ist Arne wieder bei eurer Truppe, wird er nicht mehr an sie denken. Zumal Brigitta dort auf ihn wartet. Davon abgesehen ist er Schwede. Zwischen meiner Tochter und ihm kann es nicht gut gehen.«
Nun war es Erik, der laut lachte. »Du verwunderst mich, mein Freund! Hast nicht auch du für deine Liebe zu Franziska gekämpft? Hast du nicht sogar deine Heimat verlassen, um mit ihr zusammenleben zu können?«
»Ja, das ist richtig, aber das war etwas anderes!«
»Inwiefern?«
»Wir kommen beide aus dem Reich.«
»Das ist wohl wahr. Allerdings wurde deine Frau der Hexerei bezichtigt. Welch größeres Hindernis gibt es zwischen zwei Menschen? Versteh mich nicht falsch. Ich will dir nur aufzeigen, dass Liebe alles überwinden kann, wenn man es will.«
»Magdalena weiß noch nicht, was Liebe ist«, ereiferte sich Johann. »Arne ist ein gestandenes Mannsbild mit Erfahrungen. Ich schwöre dir, er wird Magdalena vergessen haben, kaum dass er einen anderen Weiberrock sieht.«
»Dann hör mir gut zu, mein Freund. Arne hätte längst auf dem Weg nach Stralsund sein können, denn wir beide hatten die Genehmigung des Feldmarschalls, zurück nach Schweden zu reisen. Als Arne jedoch hörte, dass Allendorf, das auf eurem Reiseweg lag, von feindlichen Truppen belagert wurde, hat er um Urlaub gebeten. Allerdings hat der Feldmarschall erst zugestimmt, als Arne sich länger für den Kriegsdienst verpflichtete und so sein Leben erneut riskierte. Er hat dieser Forderung ohne Zögern zugestimmt. Aus Liebe, nicht aus Berechnung.«
Johann grübelte: »Warum, Erik, musstest du dich nicht verpflichten?«
»Weil ich ein alter Mann und des Kämpfens müde bin. Feldmarschall Banér weiß das und lässt mich heimziehen. Außerdem hat mir jemand dabei geholfen, der mir einen Gefallen schuldig war, aber das geht dich nichts an«, gab Erik schmunzelnd zu.
Johann schaute den Schweden verunsichert an.
»Gib ihnen deinen Segen«, bat Erik leise. »Du darfst nicht vergessen, dass er euer Schutzengel ist«, setzte er hinzu.
Johann atmete tief ein und aus. »Ich glaube«, antwortete er, »dass Arne ein anständiger Mensch ist. Auch hoffe ich, dass er es mit meiner Tochter ernst meint. Es blieb mir nicht verborgen, dass Magdalena ihn mag, ja ihn vielleicht sogar liebt.« Er beschrieb seinen letzten Vorbehalt: »Aber ich kann ihnen meinen Segen nicht geben, denn ich will meine Tochter vor dem Schmerz schützen, wenn Arne nicht aus dem Krieg wiederkommt.«
»Das kenne ich! Wir Väter wollen unsere Kinder immer beschützen. Und deshalb horch, was ich dir vorschlagen möchte!«
Erik erklärte einen Plan, den er ausgeheckt hatte.
Als Johann zugehört hatte, flüsterte er: »Darauf steht die Todesstrafe!«
Erik nickte.
»Warum gehst du dieses Risiko ein?«
Erik blickte nach vorn und murmelte: »Weil ich glaube, dass der Krieg noch lange nicht vorbei sein wird. Das Gemetzel fängt erst an.«
• •
Karoline hatte zusammen mit ihrem Mann Jodokus die Nacht über in der Stube am Bettchen gesessen und den Schlaf des Jungen bewacht. Wegen des Betäubungsmittels schlief das Kind durch und rührte sich kaum.
Seit Erik die Vermutung geäußert hatte, dass er glaubte, die Dämonen hätten die Kinder zurückgetauscht, wurde die Mutmaßung für Jodokus von Augenblick zu Augenblick mehr zur Tatsache. Er nahm die kleinen verformten Hände in seine Pranke und betrachtete die krummen Fingerchen. »Was haben dir die Dämonen angetan?«, schluchzte er leise.
»Sie werden ihn in einem ebensolchen dunklen und feuchten Keller gehalten, ihm schlechtes Essen gegeben und ihn geschlagen haben«, beantwortete Karoline die Frage ihres Mannes. Ihr Blick war voller Mitleid auf ihren Sohn
Weitere Kostenlose Bücher